The National Times - Ukrainischer Ministerpräsident Schmyhal fordert neue deutsche Munition

Ukrainischer Ministerpräsident Schmyhal fordert neue deutsche Munition


Ukrainischer Ministerpräsident Schmyhal fordert neue deutsche Munition
Ukrainischer Ministerpräsident Schmyhal fordert neue deutsche Munition / Foto: © AFP

Der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal hat Deutschland gebeten, innerhalb weniger Tage neue Munition zur Abwehr russischer Luftangriffe zu liefern. Im Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" warf er Russland vor, es wolle die Ukraine durch Angriffe auf ihre zivile Infrastruktur "in eine humanitäre Katastrophe stürzen". Dies könne durch Flucht der Menschen "einen neuen Migrationstsunami auslösen".

Textgröße ändern:

Russland wolle der Ukraine "einen kalten Winter bescheren, in dem viele Menschen buchstäblich erfrieren könnten", sagte Schmyhal. Wenn es in der Ukraine keinen Strom, keine Heizung und kein Wasser mehr gebe, könne dies "zu einer planvoll herbeigeführten humanitären Katastrophe führen, wie Europa sie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht gesehen hat."

Schmyhal berichtete, das neu gelieferte deutsche Flugabwehr-Raketensystem Iris-T SLM sei mittlerweile im Einsatz und habe "schon sehr, sehr viele Menschenleben gerettet". Allerdings warte die Ukraine "ungeduldig" auf neue Munition, die das Land "jetzt schon" brauche. "Es geht buchstäblich um Tage", sagte der Ministerpräsident.

Außerdem bat Schmyhal um Störsender, um die täglich "zwanzig bis dreißig iranischen Kamikaze-Drohnen" abzuwehren, die Russland gegen die Ukraine einsetze. "Unsere Fachleute arbeiten daran mit unseren Freunden, und dazu gehört auch Deutschland".

Angesichts der Verheerungen durch Russlands Luftangriffe bat Schmyhal auch um "mobile Ausrüstung zur Erzeugung von Strom und Wärme" sowie um Anlagen zur Wasseraufbereitung. Es werde kalt, und die Leute brauchten dies "fürs blanke Überleben", sagte der Regierungschef, der am Montag zum deutsch-ukrainischen Wirtschaftsforum in Berlin erwartet wird. Deshalb werde die Ukraine "im Winter mehr als zehntausend mobile Generatoren und mobile Heizzentralen benötigen".

Treibstoff für die Generatoren sei "im Augenblick" noch genug da, "aber wenn großräumig Strom und Heizung ausfallen, brauchen wir mehr". Dann brauche sein Land auch "Stromimporte" aus dem Westen.

Für den Wiederaufbau seines Landes möchte Schmyhal das im Ausland eingefrorene russische Vermögen verwenden. Die Schäden durch Russlands Angriff betrügen im Augenblick "mehr als 750 Milliarden" Dollar, sagte er. Zugleich gebe es eingefrorene russische Aktiva im Wert von 300 bis 500 Milliarden Dollar. "Wir sollten einen Mechanismus zur Beschlagnahme russischer Vermögenswerte entwickeln", sagte der Ministerpräsident.

So ein Mechanismus würde sich zuerst gegen Russland richten, später aber könnte er zum "Eckstein eines künftigen globalen Sicherheitssystems" werden, betonte Schmyhal. "Jeder Diktator sollte in Zukunft wissen, dass er für Aggression mit seinem Vermögen haftet".

An die EU richtete Schmyhal den Appell, schon zugesagte Finanzhilfen von neun Milliarden Euro schnell vollständig zu überweisen. Sechs Milliarden erwarte er noch in diesem Jahr. Aber über die letzten drei Milliarden werde noch diskutiert, weil Deutschland meine, dieses Geld solle nicht als Darlehen kommen, sondern als Zuwendung.

"Für uns aber ist das Wichtigste, dass es so schnell wie möglich kommt", sagte Schmyhal. "Wir brauchen es, damit unser Finanzsystem überleben kann. Ob das dann ein Darlehen wird oder eine Zuwendung ist weniger wichtig". Jede Verzögerung könne schlimme Folgen haben. In einem "extrem negativen Szenario" könnte die Ukraine am Ende "keine Löhne mehr bezahlen und keine Renten".

T.F.Russell--TNT

Empfohlen

Frankreich schickt letzten Atommüll zurück nach Deutschland

Deutschland erhält seinen letzten Atommüll aus Frankreich zurück: Vier Container mit hoch radioaktivem Material hätten am Dienstag den Bahnhof Valognes in der Nähe der Wiederaufbereitungsanlage La Hague Richtung Deutschland verlassen, teilte der staatliche Atomkonzern Orano mit. Dabei handle es sich um den 13. und letzten Transport von hochradioaktivem Material. Nach Informationen der Umweltorganisation Greenpeace ist er für das 2019 abgeschaltete Atomkraftwerk Philippsburg nahe der französischen Grenze bestimmt.

Schäden an Unterwasser-Kabeln in der Ostsee wecken Verdacht auf Sabotage

Schäden an zwei wichtigen Unterwasser-Kabeln in der Ostsee binnen 48 Stunden haben in Deutschland, Finnland und Schweden den Verdacht auf Sabotage laut werden lassen. Ein solcher Vorfall wecke "sofort den Verdacht, dass absichtlich Schaden angerichtet wird", erklärten am Dienstag Bundesaußenministerin Annalena Baerbock und ihre finnische Kollegin Elina Valtonen. Zuvor waren Schäden sowohl an einem Telekommunikations-Kabel zwischen Deutschland und Finnland als auch an einem derartigen Kabel zwischen Schweden und Litauen bekannt geworden.

Studie der Regierung sieht großes Potenzial für Solaranlagen an Fernstraßen

An Autobahnen und Bundesstraßen in Deutschland gibt es einer Studie der Bundesregierung zufolge große Potenziale für den Bau von Solaranlagen. Wie das Bundesverkehrsministerium am Dienstag mitteilte, könnten entlang der Straßen, an Lärmschutzwällen und Parkflächen insgesamt bis zu 54 Gigawatt Leistung installiert werden. Demnach wurden etwa 250.000 potenziell geeignete Flächen erfasst.

ARD und ZDF ziehen erneut für höheren Rundfunkbeitrag vor Bundesverfassungsgericht

ARD und ZDF ziehen für einen höheren Rundfunkbeitrag erneut vor das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe. Beide öffentlich-rechtlichen Sender begründeten dies am Dienstag damit, dass die Bundesländer bisher keine Umsetzung der von der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarf der Rundfunkanstalten (KEF) empfohlenen Erhöhung um monatlich 58 Cent auf 18,94 Euro auf den Weg brachten. Dabei verwiesen ARD und ZDF auch auf die jüngste Ministerpräsidentenkonferenz, die im Oktober keinen entsprechenden Entwurf beschlossen hatte.

Textgröße ändern: