KKH-Analyse: Mehr Kinder und Jugendliche mit Sprachstörungen
Die Zahl der Kinder und Jugendlichen mit Sprachstörungen ist in den vergangenen Jahren und auch während der Coronakrise gestiegen. Während der beiden Pandemiejahre stieg die Zahl der betroffenen Sechs- bis 18-Jährigen um rund neun Prozent, bei den Älteren zwischen 15 und 18 Jahren sogar um fast 21 Prozent, wie die Kaufmännische Krankenkasse am Donnerstag in Hannover berichtete.
Auch im längerfristigen Vergleich stiegen die Zahlen der Analyse zufolge deutlich an. Zwischen 2011 und 2021 erhöhte sich die Zahl der Kinder und Jugendlichen mit Sprachstörungen wie Problemen bei der Artikulation von Lauten, bei der Satzbildung oder Grammatikschwächen um insgesamt 58 Prozent. Damit litten acht Prozent der Kinder und Jugendlichen im vergangenen Jahr unter Sprachauffälligkeiten - jeder zehnte Junge und jedes 16. Mädchen.
Die Krankenkasse führt die Zunahme der Fälle in den vergangenen beiden Jahren auch auf die Einschränkungen während der Pandemie zurück. Durch Homeschooling und mangelnde soziale Kontakte habe vielen Kindern und Jugendlichen der direkte kommunikative Austausch mit Lehrern und vor allem Gleichaltrigen beim Lernen, Spielen oder auch Streiten gefehlt. Dies sei aber wesentlich für das Entfalten sprachlicher Fähigkeiten.
Durch die geschlossenen Kitas und Schulen seien zudem Sprachstörungen unentdeckt geblieben. Geschlossene Logopädiepraxen hätten dazu geführt, dass Therapien unterbrochen wurden. Der Krankenkasse zufolge können aber auch "organische Ursachen wie Hörprobleme sowie genetische Veranlagung oder auch übermäßige Nutzung von Smartphone, PC und Fernseher" für Sprachdefizite ursächlich sein.
Die KKH-Daten zeigen demnach auch, dass Sprache und Sprechen immer mehr älteren Kindern und Jugendlichen Probleme bereiten. So stieg die Zahl der betroffenen Elf- bis 14-Jährigen binnen zehn Jahren von 2011 auf 2021 um rund 107 Prozent. Bei den 15- bis 18-Jährigen liegt das Plus sogar bei 151 Prozent.
Auch bei kleinen Kindern rechnet die KKH mit einer Zunahme logopädischer Behandlungen. Aufgrund coronabedingter Hygienevorschriften wie Schutzmasken oder Kontaktbeschränkungen sei der komplexe Spracherwerb von heute Zwei- und Dreijährigen über kommunikatives Erleben mit Lautbildung, Ablesen von Lippenbewegungen oder auch Mimik eingeschränkt gewesen. Basis der Auswertung sind anonymisierte Daten von KKH-Versicherten zwischen sechs und 18 Jahren von 2011 und 2021.
W.Baxter--TNT