The National Times - Nach Aus für Neun-Euro-Ticket und Tankrabatt hält Diskussion um Nachfolge an

Nach Aus für Neun-Euro-Ticket und Tankrabatt hält Diskussion um Nachfolge an


Nach Aus für Neun-Euro-Ticket und Tankrabatt hält Diskussion um Nachfolge an
Nach Aus für Neun-Euro-Ticket und Tankrabatt hält Diskussion um Nachfolge an / Foto: © AFP/Archiv

Neun-Euro-Ticket und Tankrabatt sind Geschichte - die Diskussion über Nachfolgeregelungen dauern an, besonders für ein günstiges Ticket im Öffentlichen Nahverkehr. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) versprach am Mittwoch ein "modernes ÖPNV-Ticket", die Bundesländer müssten sich aber an der Finanzierung beteiligen. Der Minister sprach sich für Fahrscheine aus, "die in ganz Deutschland gelten und die man einfacher erwerben kann".

Textgröße ändern:

Wissing sagte im Deutschlandfunk, die Menschen hätten das Neun-Euro-Ticket "in ihr Herz geschlossen". Nun müsse es "etwas Neues" geben, ein "moderneres Ticket". Er wolle vereinfachte Tarifstrukturen und die Digitalisierung im ÖPNV. Zwei Milliarden Euro Vertriebskosten - "das können wir nicht so lassen".

Der Minister will Ergebnisse einer Bund-Länder-Arbeitsgruppe zum "Ausbau- und Modernisierungspakt ÖPNV" abwarten. Sie sollen auf einer Verkehrsministerkonferenz im Herbst präsentiert werden.

Der ADAC veröffentlichte eine Umfrage unter 1661 Autofahrerinnen und -fahrern von Mitte August - ein Drittel von ihnen nutzte den ÖPNV in den drei Monaten mit dem Neun-Euro-Ticket häufiger als sonst, die meisten von ihnen für Freizeitfahrten. 50 Prozent machten positive Erfahrungen, 60 Prozent befürworten eine Fortsetzung. Wichtiger ist den Autofahrern demnach eine deutschlandweite Gültigkeit als ein günstiger Tarif.

ADAC-Präsident Gerd Hillebrand betonte daher, wichtiger als die reine Preisdiskussion sei eine Verbesserung des Angebots, vor allem im ländlichen Raum. "Dabei sind ein bundesweit gültiger und einfacher Tarif sowie die Ausweitung der Zugkapazitäten und der Taktung besonders wichtig, um die Attraktivität des ÖPNV für Autofahrer zu erhöhen." Öffentliche Gelder müssten hier vorrangig zum Einsatz kommen.

Der Chef der Deutschen Bahn, Richard Lutz, warnte vor einer Überlastung der Infrastruktur: Sollten sich Bund und Länder auf eine Nachfolgelösung des Neun-Euro-Tickets verständigen, so müsste dies angesichts der Lage auf dem Schienennetz verbunden sein mit mehr Investitionen in den Nahverkehr: "Deshalb wäre es eine gute Idee, für jeden Euro, der in ein Nachfolge-Ticket fließt, mindestens einen Euro in die Verbesserung des Angebots und den Ausbau der Infrastruktur zu stecken", sagte Lutz dem "Handelsblatt".

Der Ehrenvorsitzende des Fahrgastverbands Pro Bahn, Karl-Peter Naumann, plädierte in der "Passauer Neuen Presse" für ein viel einfacheres Tarifsystem mit geografisch differenzierten Flatrates. "Als Beispiel denke ich als erste Stufe an eine Flatrate für den öffentlichen Nahverkehr in der eigenen Stadt, dem Kreis. Eine zweite Stufe könnte Pauschalpreise für größere Verkehrsverbünde und einzelne Bundesländer umfassen. Als nächste Stufe wären dann an noch größere Regionen bis hin zu einem bundesweiten Ticket zu denken."

Dazu sollte es ergänzend eine weitere Differenzierungsebene geben: eine Zeitliche – also Tages-, Monats- und Jahrestickets - kombiniert mit einer Familienkomponente.

Das Neun-Euro-Ticket war eine von mehreren Maßnahmen der Bundesregierung zur Entlastung der Verbraucherinnen und Verbraucher angesichts der massiv steigenden Energiepreise. Eine andere war der Tankrabatt: Die Energiesteuer inklusive Mehrwertsteuer sank damit für Diesel um 16,7 Cent pro Liter, für Superbenzin um 35,2 Cent pro Liter.

Der ADAC erklärte, vordergründig erscheine eine Fortsetzung zwar wünschenswert - das würde den Energiesparbedarf in der für den Herbst erwarteten Energieknappheit aber nicht hinreichend unterstützen. ADAC-Präsident Hillebrand schlug stattdessen direkte Entlastungen im Mobilitätssektor für besonders Betroffene vor - also "Berufspendler". Die Regierung solle die Entfernungspauschale für den Arbeitsweg bereits ab dem ersten Kilometer auf 38 Cent erhöhen.

Auto-Experte Stefan Bratzel warnte vor einer Ausweitung der Pendlerpauschale. Sie sei eine "ökologisch nicht mehr zu vertretende Zersiedelungsprämie", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Er sprach sich für Direktzahlungen oder einmalige Zuschüsse für Pendler aus, "die sonst in echte Not geraten". Die Kosten für individuelle Mobilität aber müssten steigen, "damit die CO2-Emissionen im Verkehrsbereich sinken und das Klima sich nicht noch schneller aufheizt", sagte Bratzel.

Die Preise für Benzin und Diesel zogen laut ADAC schon vor Ende des Tankrabatts kräftig an. Super E10 kostet aktuell 1,776 Euro pro Liter im bundesweiten Schnitt, 4,2 Cent mehr als in der Vorwoche. Diesel verteuerte sich um 8,7 Cent auf 2,075 Euro.

R.Hawkins--TNT

Empfohlen

Verband: Deutsche Reedereien erhalten Droh-Emails von Huthi-Miliz

Mehrere deutsche Reedereien haben nach eigenen Angaben in den vergangenen Monaten "Droh-E-Mails" der pro-iranischen Huthi-Miliz aus dem Jemen erhalten. "Das sind gezielte Versuche der Einschüchterung", erklärte der Verband Deutscher Reeder (VDR) am Montag. Die Huthi-Miliz verfüge offenbar über "gut recherchierte E-Mail-Adressen", weil die Drohungen auch an "individualisierte Kontakte" verschickt wurden.

Zahl der Baugenehmigungen im September wieder deutlich stärker gesunken

Der Abwärtstrend bei den Baugenehmigungen hat sich im September wieder stark beschleunigt. Es wurden 15.300 neue Wohnungen genehmigt, 23,1 Prozent weniger als im Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Montag mitteilte. Im August war der Rückgang im Vorjahresvergleich mit 6,8 Prozent noch deutlich schwächer ausgefallen. Im bisherigen Jahresverlauf beträgt das Minus nun 19,7 Prozent.

Umfrage: Kinder und Jugendliche kennen eigene Rechte kaum

Viele Kinder und Jugendliche in Deutschland kennen einer Umfrage zufolge ihre Rechte nur oberflächlich. Bei einer Befragung des Deutschen Kinderhilfswerks, die am Montag in Berlin veröffentlicht wurde, gaben nur 22 Prozent an, dass sie sich mit Kinderrechten "ganz gut auskennen." 67 Prozent kennen Kinderrechte demnach nur vom Namen her, neun Prozent haben vom Thema Kinderrechte noch nichts gehört oder gelesen.

Unicef: Mehr als 650 Kinder im Ukraine-Krieg getötet - Warnung vor psychischen Schäden

Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine im Februar 2022 sind laut Angaben des UN-Kinderhilfswerks Unicef mindestens 659 Kinder getötet worden. Über 1700 weitere Minderjährige wurden demnach verletzt. "Die Opferzahlen unter den Kindern sind erschütternd und inakzeptabel", erklärte Unicef-Exekutivdirektorin Catherine Russell am Montag. "Kinder wurden in ihren Betten, in Krankenhäusern und auf Spielplätzen getötet. Familien sind durch den Verlust ihrer jungen Angehörigen oder lebensverändernde Verletzungen am Boden zerstört", fügte sie hinzu.

Textgröße ändern: