The National Times - Stadtwerke in Deutschland kalkulieren immense Zahlungsausfälle von Kunden ein

Stadtwerke in Deutschland kalkulieren immense Zahlungsausfälle von Kunden ein


Stadtwerke in Deutschland kalkulieren immense Zahlungsausfälle von Kunden ein
Stadtwerke in Deutschland kalkulieren immense Zahlungsausfälle von Kunden ein / Foto: © AFP/Archiv

Die Stadtwerke in Deutschland stellen sich angesichts der Energiekrise auf viele Zahlungsausfälle ihrer Kundinnen und Kunden ein. "Bisher lagen die Zahlungsausfälle unter einem Prozent", sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), Ingbert Liebing, den Zeitungen der Funke Mediengruppe vom Mittwoch. Viele Stadtwerke kalkulierten nun aber schon bis zu acht und einige bis zu 15 Prozent an Verlusten ein. "Das wird dann bedrohlich."

Textgröße ändern:

Die Stadtwerke beliefern nicht nur Privathaushalte mit Energie, sondern auch Unternehmen - sie sind darüber hinaus selbst Konsumenten. Liebing warnte angesichts der derzeit hohen Kosten für die Stadtwerke und drohender Zahlungsausfälle vor finanziellen Schieflagen der Versorger. Nötig sei ein Entlastungsprogramm für die Kundinnen und Kunden und das müsse "jetzt im Herbst und nicht erst im nächsten Jahr passieren". Denkbar seien eine Senkung des staatlichen Anteils an den Energiekosten und eine gezielte Entlastung für alle "knapp oberhalb des Transferbezuges".

Außerdem sei ein Insolvenzmoratorium für die Energieversorger nötig, sagte er den Funke Zeitungen und verwies darauf, dass auch in der Corona-Pandemie Unternehmen aufgefangen worden seien. "Jetzt sprechen wir über eine kritische Situation für eine kritische Infrastruktur", argumentierte er.

Liebing warnte Verbraucherinnen und Verbraucher zudem vor, dass auch im kommenden Jahr noch deutliche Preissteigerungen geben werde. Schon jetzt betragen diese "häufig zwischen 30 und 60 Prozent", manche Stadtwerke müssten ihre Preise mehr als verdoppeln. "Auch im kommenden Jahr wird mit Preiserhöhungen zu rechnen sein, da die Stadtwerke langfristig Gas beschaffen", sagte er den Funke Zeitungen.

Der VKU-Chef warnte außerdem vor den Risiken einer Stromkrise: "Wir müssen aufpassen, dass Probleme, die wir im Gasbereich haben, nicht auf den Strombereich übertragen werden." Derzeit bestimmt sich der Preis am Strommarkt über das sogenannte Merit-Order-Prinzip und richtet sich nach dem jeweils am teuersten produzierenden Kraftwerk - das sind Gaskraftwerke. "Unter den gegenwärtigen Umständen ist es notwendig, über die Preisbildung auf den Märkten zu diskutieren", sagte Liebing.

Der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD), Präsident des VKU, forderte in den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) einen "Aufbruchfonds" mit mindestens 100 Milliarden Euro. Die aktuelle Lage vieler Stadtwerke sei "hochtoxisch", sagte er mit Verweis auf Liquiditätsengpässe, gestiegene Beschaffungskosten und drohende Zahlungsausfälle. "Auch die gesündesten kommunalen Unternehmen könnten an Grenzen kommen." Es drohten Insolvenzen.

Der Präsident des Deutschen Städtetags und Münsteraner Oberbürgermeister Markus Lewe (CDU) sprang den Stadtwerken zur Seite. Diese müssten "eine Chance bekommen" und vor Insolvenz geschützt werden, sagte er am Dienstagabend im ZDF. Es sei noch nicht richtig angekommen, dass sie die Basis für die Daseinsvorsorge seien. Wenn sie nicht mehr funktionierten, seien die Energie- und die Wasserversorgung in Gefahr.

Q.Marshall--TNT

Empfohlen

Verband: Deutsche Reedereien erhalten Droh-Emails von Huthi-Miliz

Mehrere deutsche Reedereien haben nach eigenen Angaben in den vergangenen Monaten "Droh-E-Mails" der pro-iranischen Huthi-Miliz aus dem Jemen erhalten. "Das sind gezielte Versuche der Einschüchterung", erklärte der Verband Deutscher Reeder (VDR) am Montag. Die Huthi-Miliz verfüge offenbar über "gut recherchierte E-Mail-Adressen", weil die Drohungen auch an "individualisierte Kontakte" verschickt wurden.

Zahl der Baugenehmigungen im September wieder deutlich stärker gesunken

Der Abwärtstrend bei den Baugenehmigungen hat sich im September wieder stark beschleunigt. Es wurden 15.300 neue Wohnungen genehmigt, 23,1 Prozent weniger als im Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Montag mitteilte. Im August war der Rückgang im Vorjahresvergleich mit 6,8 Prozent noch deutlich schwächer ausgefallen. Im bisherigen Jahresverlauf beträgt das Minus nun 19,7 Prozent.

Umfrage: Kinder und Jugendliche kennen eigene Rechte kaum

Viele Kinder und Jugendliche in Deutschland kennen einer Umfrage zufolge ihre Rechte nur oberflächlich. Bei einer Befragung des Deutschen Kinderhilfswerks, die am Montag in Berlin veröffentlicht wurde, gaben nur 22 Prozent an, dass sie sich mit Kinderrechten "ganz gut auskennen." 67 Prozent kennen Kinderrechte demnach nur vom Namen her, neun Prozent haben vom Thema Kinderrechte noch nichts gehört oder gelesen.

Unicef: Mehr als 650 Kinder im Ukraine-Krieg getötet - Warnung vor psychischen Schäden

Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine im Februar 2022 sind laut Angaben des UN-Kinderhilfswerks Unicef mindestens 659 Kinder getötet worden. Über 1700 weitere Minderjährige wurden demnach verletzt. "Die Opferzahlen unter den Kindern sind erschütternd und inakzeptabel", erklärte Unicef-Exekutivdirektorin Catherine Russell am Montag. "Kinder wurden in ihren Betten, in Krankenhäusern und auf Spielplätzen getötet. Familien sind durch den Verlust ihrer jungen Angehörigen oder lebensverändernde Verletzungen am Boden zerstört", fügte sie hinzu.

Textgröße ändern: