
Insolvenzantrag in Schweden - Zukunft von Northvolt-Fabrik in Heide unsicher

Rückschlag für die Batteriefertigung in Europa: Der schwedische Hersteller Northvolt ist mit seinem Sanierungsverfahren unter US-Gläubigerschutz gescheitert und hat in seinem Heimatland Insolvenzantrag gestellt. Es sei nicht gelungen, "die finanziellen Voraussetzungen zu schaffen, um die Geschäftstätigkeit in der derzeitigen Form fortzusetzen", erklärte Northvolt am Mittwoch. Das deutsche Tochterunternehmen sei nicht betroffen. Northvolt baut aktuell eine Batteriezellenfabrik in Schleswig-Holstein.
Northvolt war 2016 gegründet worden und galt lange als europäische Hoffnung im Wettbewerb mit den dominierenden asiatischen Herstellern CATL und BYD aus China sowie LG aus Südkorea. Die schwächelnde Nachfrage nach Elektroautos in Europa und damit nach Batterien beschleunigte die Finanzschwierigkeiten von Northvolt.
Das Unternehmen erklärte am Mittwoch, die Tochterunternehmen Northvolt Germany und Northvolt North America hätten keinen Insolvenzantrag gestellt. Da es sich um hundertprozentige Tochtergesellschaften von Northvolt handle, würden hier alle Entscheidungen vom gerichtlich bestellten Insolvenzverwalter in Absprache mit den Kreditgebern "zu gegebener Zeit" getroffen.
Hauptaktionäre von Northvolt sind Volkswagen und die US-Investmentbank Goldman Sachs. Sie hatten noch im Januar grünes Licht für eine Fortführung der Geschäfte und für die Suche nach neuen Investoren gegeben.
Doch wie viele Unternehmen in der Batteriebranche sei Northvolt in den vergangenen Monaten "mit einer Reihe von kumulativen Herausforderungen konfrontiert" gewesen, erklärte das Unternehmen. Dazu gehörten steigende Kapitalkosten, geopolitische Instabilität, Störungen in der Lieferkette und Veränderungen in der Marktnachfrage. All dies habe die "Finanzlage geschwächt".
Der Konzern hatte schon im September eine harte Umstrukturierung eingeleitet. Northvolt strich ein Viertel der Stellen und konzentrierte sich auf seine Hauptproduktionsstätte in Nordschweden. Zur Zeit arbeiten noch rund 5000 Menschen für das Unternehmen. Im November beantragte es das Sanierungsverfahren in den USA. Damals hatte Northvolt bereits Schulden in Höhe von umgerechnet knapp 5,7 Milliarden Euro.
Den Bau der Fabrik in Heide hatte Northvolt im März 2022 bekanntgegeben; im März 2024 wurde der Spatenstich gesetzt. Davor hatte Northvolt lange mit staatlichen Stellen verhandelt, um möglichst hohe Zuschüsse zu bekommen. Ausbezahlt wurde dann von der staatlichen Förderbank KfW ein Kredit von 600 Millionen Euro, für den je zur Hälfte der Bund und das Land Schleswig-Holstein bürgten.
Dieses Geld sei nicht Teil der Insolvenzmasse, betonte am Mittwoch das Bundeswirtschaftsministerium in Berlin; die Mittel seien zum Teil bereits "verbaut". Offen sei aber, ob Northvolt den Kredit zurückzahlen könne - "das wird sich erst im Laufe des Insolvenzverfahrens zeigen". Eine Schadenshöhe sei aktuell noch nicht feststellbar.
Das Ministerium bekräftigte: "Die deutsche Projektgesellschaft in Heide ist nicht Teil des Insolvenzantrags." Ein Sprecher von Northvolt Germany habe am Morgen bestätigt, dass der Betrieb in Deutschland fortgesetzt werde. Das Ministerium "ist kontinuierlich mit allen Beteiligten im Austausch und arbeitet an einer guten Lösung für Heide".
Es sei nun Aufgabe des Insolvenzverwalters, das Unternehmen neu aufzustellen. Er steuere die Suche nach möglichen neuen Investoren. Bundesminister Robert Habeck (Grüne) habe sich bezogen auf einen neuen Investor zuversichtlich geäußert.
"Northvolt ist nach wie vor das europäische Unternehmen, das am weitesten vorangeschritten ist bei der großskaligen Herstellung von Batterien", erklärte das Ministerium. Das sei im strategischen Interesse Deutschlands und Europas - "daran hat sich nichts geändert". Die Zukunft der Fahrzeugbranche sei elektrisch.
F.Morgan--TNT