The National Times - Mehrere Meter hoher Bambus: Streit zwischen hessischen Nachbarn beschäftigt BGH

Mehrere Meter hoher Bambus: Streit zwischen hessischen Nachbarn beschäftigt BGH


Mehrere Meter hoher Bambus: Streit zwischen hessischen Nachbarn beschäftigt BGH
Mehrere Meter hoher Bambus: Streit zwischen hessischen Nachbarn beschäftigt BGH / Foto: © AFP/Archiv

Ein Nachbarschaftsstreit wegen sechs bis sieben Meter hoch wachsenden Bambus hat am Freitag den Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe beschäftigt. Im Zentrum standen dabei die Fragen: Ist der Bambus eine Hecke? Kann er aus dieser Heckeneigenschaft hinauswachsen, wenn er besonders hoch wird? Und muss der Nachbar eine Hecke in beliebiger Höhe dulden? (Az. V ZR 185/23)

Textgröße ändern:

Hecken sind nämlich rechtlich gegenüber Bäumen und Sträuchern privilegiert. Beim Pflanzen von Hecken muss weniger Abstand zum Nachbargrundstück gehalten werden. Das heißt nicht, dass die Nachbarn alles aushalten müssen - schwere und nicht hinnehmbare Beeinträchtigungen müssen beseitigt werden.

Im konkreten Fall, der in Hessen spielt, sah das Oberlandesgericht Frankfurt keine solche schwere Beeinträchtigung für den Kläger. Dessen Nachbarin hatte 2018 auf einem aufgeschütteten Wall entlang ihres Grundstücks Bambus gepflanzt.

Sie verlegte auch eine Wurzelsperre zum Nachbargrundstück, denn einige Bambusarten breiten sich sehr schnell aus. Der Bambus wuchs bis auf eine Höhe von sechs bis sieben Meter. Der Nachbar, so trug es sein Anwalt in Karlsruhe vor, schaue von seinem zweiten Obergeschoss aus auf einen "Bambuswald". Bei Regen neigten sich die Pflanzen außerdem auf sein Grundstück.

Der Mann zog vor Gericht, um seine Nachbarin zum Rückschnitt des Bambus verpflichten zu lassen. Vor dem Landgericht Frankfurt am Main hatte er im Mai 2022 Erfolg. Es entschied, dass der Bambus in dieser Höhe nicht mehr als Hecke gelte und auf drei Meter gekürzt werden müsse. Die Nachbarin ging aber in Berufung, und das Oberlandesgericht entschied im August 2023 gegen den Kläger.

Es bezog sich auf das hessische Nachbarrechtsgesetz. Darin ist keine Höhenbegrenzung für Hecken vorgesehen, nur ein Mindestabstand zum Nachbarn - und der werde eingehalten. Mehrere andere Gerichte, die über andere Fälle entschieden, hielten aber eine Höhe von drei Metern für das Maximum. Um die Rechtsprechung zu vereinheitlichen, ließ der BGH die Revision zu. So kann er höchstrichterlich entscheiden. Am Freitag wurde mündlich verhandelt.

Es kann sein, dass sich das Oberlandesgericht noch einmal mit der Frage befassen muss, ob der Mindestabstand von 75 Zentimetern zum Nachbarn für mehr als zwei Meter hohe Hecken wirklich eingehalten wurde. Der Kläger bemängelte hier Widersprüche, außerdem wachse der Bambus inzwischen sogar auf seinem eigenen Grundstück.

Sein Anwalt argumentierte, dass eine solch hohe Hecke dem Mann Sonne, Licht und Luft nehme. "Jeder Gartenbesitzer weiß, dass eine Hecke regelmäßiger Pflege bedarf", sagte er. Dazu gehöre eben auch der Schnitt. Ohne Höhenbegrenzung könne einfach eine Hecke aus Fichten gepflanzt werden, führte er als Beispiel an.

Die Anwältin der Nachbarin argumentierte mit dem ästhetischen und ökologischen Wert von Hecken. Es handle sich um ein "lebendiges Element der Gartenbaukunst", sagte sie. Hecken böten Tieren Nahrung und Schutz, ihr ökologischer Wert sei höher als der einzelner Bäume, gerade wenn sie etwas ungepflegter seien. Außerdem könnten auch hohe Hecken gepflegt und geschnitten werden. Es gebe keinen Grund dafür, dass ausgerechnet drei Meter die Grenze sein sollten.

Es ging vor dem BGH auch um die Frage, von wo aus eigentlich die Höhe des Bambus gemessen werden muss. Denn die Grundstücke liegen am Hang, das Grundstück der Frau mit dem Bambus höher als das ihres Nachbarn.

In einer früheren Entscheidung hatte der BGH festgelegt, dass vom höheren Grundstück aus gemessen wird. Damals lag der Streitfall allerdings umgekehrt: Der Eigentümer des tiefer gelegenen Grundstücks hatte die Hecke gepflanzt. Seine Entscheidung in dem Fall aus Hessen will der BGH am 28. März verkünden.

C.Blake--TNT

Empfohlen

US-Verteidigungsminister Hegseth soll Geheimdaten in weiterem Signal-Chat geteilt haben

US-Verteidigungsminister Pete Hegseth ist offenbar in einen weiteren sicherheitsrelevanten Chat-Vorfall verwickelt. Wie die "New York Times" und der Sender CNN am Sonntag berichteten, teilte der Pentagon-Chef im März geheime Informationen in einer zweiten Chatgruppe. Zu der Gruppe im Onlinedienst Signal gehörten demnach "ein Dutzend Personen aus seinem persönlichen und beruflichen Umfeld" sowie seine Ehefrau, sein Bruder und sein Anwalt. Ein Pentagon-Sprecher wies die Vorwürfe zurück.

Internationaler Währungsfonds und Weltbank eröffnen Frühjahrstagung

In Washington beginnt am Montag die Frühjahrstagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank (10.00 Uhr Ortszeit, 16.00 Uhr MESZ). Die Eröffnungsrede hält IWF-Chefin Kristalina Georgieva. Angesichts der aggressiven Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump hatte sie unlängst vor "Protektionismus" und einem weltweiten Wachstumsdämpfer gewarnt. Der IWF dürfte seine für Dienstag angekündigte Konjunkturprognose für das laufende Jahr vor diesem Hintergrund nach unten korrigieren.

"New York Times": US-Verteidigungsminister Hegseth in weiteren Signal-Chat verwickelt

Nach der Sicherheitspanne in einem Gruppenchat ranghoher US-Regierungsvertreter im Zusammenhang mit den Luftangriffen im Jemen ist Verteidigungsminister Pete Hegseth offenbar in einen weiteren Chat-Vorfall verwickelt. Wie die "New York Times" am Sonntag berichtete, teilte der Pentagon-Chef im März sicherheitsrelevante Informationen in einer zweiten Chatgruppe. Zu der Gruppe im Onlinedienst Signal gehörten demnach "ein Dutzend Personen aus seinem persönlichen und beruflichen Umfeld" sowie seine Ehefrau, sein Bruder und sein persönlicher Anwalt.

Totes Kind in Hessen geborgen - Opfer vermutlich vermisster Sechsjähriger

Knapp vier Wochen nach dem Verschwinden eines autistischen Jungen in Hessen ist offenbar die Leiche des Sechsjährigen entdeckt worden. In Weilburg sei der leblose Körper eines Kindes aus der Lahn geborgen worden, teilte die Polizei am Sonntagabend mit. Es handele sich "mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit" um den vermissten Pawlos.

Textgröße ändern: