The National Times - EU plant hohe Zölle für russisches Getreide

EU plant hohe Zölle für russisches Getreide


EU plant hohe Zölle für russisches Getreide
EU plant hohe Zölle für russisches Getreide / Foto: © GETTY IMAGES NORTH AMERICA/AFP/Archiv

Die EU will bislang weitgehend zollfrei aus Russland eingeführtes Getreide mit hohen Abgaben belegen. "Die abschreckend hohen Zölle werden die Einfuhr dieser Produkte unrentabel machen", betonte EU-Vizekommissionspräsident Valdis Dombrovskis am Freitag in Brüssel. Dies solle auch "der russischen Praxis ein Ende setzen, gestohlenes ukrainisches Getreide illegal in die EU zu exportieren", fügte er hinzu.

Textgröße ändern:

Im Visier sind Getreideprodukte, die für den Verzehr durch Menschen und Tiere vorgesehen sind, aber auch Ölsaaten, die aus Russland oder Belarus in die EU eingeführt werden. Ausgenommen werden hingegen Produkte, die weiterverkauft werden, etwa nach Afrika oder Asien. Je nach Produkt können bis zu 95 Euro pro Tonne anfallen, das entspreche einem Aufschlag von etwa 50 Prozent, erklärte die Kommission.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte der EU am Vortag vorgeworfen, weiterhin russische Agrarprodukte zu importieren. "Während ukrainisches Getreide auf die Straße geworfen wird, können russische und belarussische Produkte ungehindert nach Europa gelangen. Das ist ungerecht", sagte Selenskyj mit Blick auf die Bauernproteste, unter anderem in Polen.

Im vergangenen Jahr sei der Getreide-Import aus Russland "erheblich angestiegen", erklärte Dombrovskis. Die neuen Zölle trügen dazu bei, "eine wichtige Finanzquelle trockenzulegen, die Russland zur Finanzierung seines Angriffskriegs nutzt".

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen wirft Russland zudem vor, den EU-Markt zu "destabilisieren". Die russische Getreideproduktion war zuletzt massiv angestiegen. Dies führte zu einem Rückgang der Getreidepreise, die wegen des Ukraine-Kriegs zunächst stark gestiegen waren.

Exporte russischer Agrarprodukte in die EU waren auf der Grundlage der Regeln der Welthandelsorganisation bislang von Sanktionen ausgenommen. Dagegen protestieren europäische Landwirte.

Insgesamt machen die russischen Getreideimporte in die EU allerdings nur einen kleinen Teil aus. Nach EU-Angaben wurden 2023 etwa 4,2 Millionen Tonnen Getreide und Ölsamen aus Russland importiert. Das entspricht einem Prozent des europäischen Gesamtmarkts, Importe und Eigenproduktion zusammengerechnet.

Der Vorschlag muss von einer qualifizierten Mehrheit der Mitgliedstaaten verabschiedet werden. Das bedeutet mindestens 15 Staaten, die mindestens 65 Prozent der EU-Einwohnerinnen und EU-Einwohner ausmachen. Wann diese Abstimmung auf Ebene der Minister stattfindet, ist bislang nicht absehbar.

Diese Prozedur ist jedoch kürzer als ein völliger Importstopp, für den Einstimmigkeit nötig wäre. Einen solchen hatten zuletzt Tschechien, Polen und die drei baltischen Staaten gefordert. Es sei eine "moralische Pflicht", hatten die Landwirtschaftsminister der fünf Staaten in einem Schreiben an die EU-Kommission betont. Lettland hatte im vergangenen Monat einen Importstopp für Lebensmittelimporte aus Russland verhängt.

Moskau reagierte umgehend mit einer Drohung. Wenn die EU Strafzölle für russisches Getreide beschließe, dann würden "die Verbraucher in Europa leiden", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow.

F.Jackson--TNT

Empfohlen

Zufallsgewinne und Merit Order: Karlsruhe verhandelt über Strompreisbremse

Obwohl sie schon Ende 2023 ausgelaufen ist, hat die Strompreisbremse am Dienstag noch einmal das Bundesverfassungsgericht beschäftigt. Karlsruhe verhandelte über die Verfassungsbeschwerden von 22 Ökostromerzeugern. Sie wenden sich gegen die Abschöpfung eines Teils ihrer Erlöse, der zur Finanzierung der Entlastungen genutzt wurde. (Az. 1 BvR 460/23 und 1 BvR 611/23)

Heizkosten 2023 deutlich gesunken - weiterer Rückgang erwartet außer bei Fernwärme

Die Heizkosten der Haushalte in Deutschland sind im vergangenen Jahr nach dem starken Anstieg infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine wieder deutlich gesunken. Das geht aus einer am Dienstag veröffentlichten Auswertung der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online für den Deutschen Mieterbund hervor. Demnach wird auch im Jahr 2024 mit weiteren Kostenrückgängen gerechnet. Die Ausnahme unter den Heizsystemen ist die Fernwärme.

Situation in Nahost: Lufthansa verlängert Flugstopp nach Tel Aviv und Teheran

Angesichts der weiter eskalierenden Situation in Nahost hat die Lufthansa ihren Flugstopp nach Tel Aviv und Teheran verlängert. Wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte, werden die israelische Mittelmeermetropole und die iranische Hauptstadt bis zum 14. Oktober nicht angeflogen. "Die Lufthansa Group beobachtet die Situation weiterhin genauestens und wird die Lage in den kommenden Tagen weiter bewerten", hieß es in einer Erklärung.

DB-Fernverkehr setzt für mehr Zuverlässigkeit auf schnellere und längere Züge

Die Deutsche Bahn setzt für mehr Zuverlässigkeit im Fernverkehr unter anderem auf schnellere und längere Züge. Auf wichtigen Strecken werde die Höchstgeschwindigkeit der ICE von 250 auf 265 Stundenkilometer erhöht, um gegebenenfalls Verspätungen aufholen zu können, sagte DB-Fernverkehrvorstand Michael Peterson am Dienstag in Berlin. Außerdem soll das Angebot im Fernverkehr weniger stark als in den vergangenen Jahren und vor allem über längere Züge und somit mehr Sitzkapazitäten ausgebaut werden.

Textgröße ändern: