The National Times - Abholzungsgesetz: EU-Parlament für Aufschub und rechte Mehrheit für Abschwächen

Abholzungsgesetz: EU-Parlament für Aufschub und rechte Mehrheit für Abschwächen


Abholzungsgesetz: EU-Parlament für Aufschub und rechte Mehrheit für Abschwächen
Abholzungsgesetz: EU-Parlament für Aufschub und rechte Mehrheit für Abschwächen / Foto: © AFP/Archiv

Im Streit um ein EU-Gesetz gegen Abholzung hat das Europaparlament für einen Aufschub gestimmt und ein Abschwächen der Regeln gefordert. Abgeordnete der Europäischen Volkspartei (EVP) um CDU und CSU und aus den Rechtsaußen-Fraktionen um die AfD stimmten am Donnerstag in Brüssel dafür, zahlreiche Länder weitgehend von den neuen Vorschriften auszunehmen. Damit muss ein Teil des Gesetzes nun neu ausgehandelt werden.

Textgröße ändern:

Die EU-Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten verbietet den Verkauf von Produkten, deren Anbaugebiete nach 2020 abgeholzt wurden, etwa der Regenwald in Brasilien. Neben Kaffee, Palmöl und Soja gilt dies auch für Kakao, Kautschuk und Rindfleisch. Die Unternehmen sollen die Einhaltung der Regeln mit Hilfe von satellitengestützten Ortsdaten sicherstellen.

Diese Regeln sollen nun um ein Jahr verschoben werden. Für große Unternehmen würden sie damit anstelle des bisherigen Stichtags zum Jahresende erst zum 30. Dezember des kommenden Jahres greifen, für kleine und mittlere Unternehmen soll der 30. Juni 2026 gelten. Einen solchen Aufschub hatten Wirtschaftszweige wie die Süßwarenindustrie und die Zeitungsverleger sowie mehrere EU-Mitgliedstaaten gefordert.

Eine knappe Mehrheit der EU-Abgeordneten sprach sich zudem dafür aus, zahlreiche Länder "ohne Risiko" für den Waldbestand weitgehend von den Vorschriften auszunehmen. Zu dieser Kategorie sollen Staaten zählen, in denen der Waldbestand seit 1990 nicht geschrumpft ist und landesweite Gesetze zum Waldschutz "streng umgesetzt" werden. Als weiteres Kriterium soll die Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens gelten.

Deutschland würde damit automatisch in die Kategorie "ohne Risiko" fallen. Auch nach den bisherigen Vorgaben wäre die Bundesrepublik wohl ein Land mit "niedrigem Risiko", die entsprechende Einstufung hatte die EU-Kommission allerdings nie veröffentlicht. Die CDU-Abgeordnete Christine Schneider erklärte, in seiner bisherigen Form würde das Gesetz die Unternehmen dennoch mit Nachweispflichten überfordern. "Ein Aufschub allein reicht nicht aus", sagte Schneider.

Abgeordnete von Grünen, Sozialdemokraten und Liberalen kritisierten die neuen Kriterien hingegen als zu lasch. "Mit der 'Null-Risiko-Kategorie' für Länder wie Finnland schafft die EVP gewaltige Lücken beim Umweltschutz", erklärte die Grünen-Abgeordnete Jutta Paulus nach der Abstimmung. Ihrer Einschätzung nach unterscheidet die EVP mit ihren Änderungen beim Waldbestand nicht zwischen "wertvollen Urwäldern" und industriellen Holzplantagen. Sie sprach deshalb von einem "Geschenk an die Holzindustrie".

Die von der EVP vorgeschlagenen Änderungen kamen im Parlament auf eine knappe Mehrheit mit teils nur drei Stimmen Unterschied, entscheidend war damit auch die Zustimmung der AfD-Abgeordneten in Brüssel. "Ich arbeite bei der Einreichung von Änderungsanträgen nicht mit den Rechtsaußen-Gruppen zusammen", sagte Schneider. "Aber sie haben die Änderungsanträge unterstützt, weil sie der Meinung waren, dass sie in die richtige Richtung gehen."

Während der Abstimmung wurde heftiger Protest aus dem Mitte-Links-Lager laut, weil zudem die digitalen Abstimmungsgeräte einiger Abgeordneten nicht funktionierten. Das Parlament teilte im Anschluss mit, die Abstimmungen würden überprüft. Eine Änderung der Ergebnisse im Falle von Unstimmigkeiten ist im Nachhinein demnach allerdings nicht möglich.

Über den Vorschlag muss das Parlament nun mit den Mitgliedstaaten neu verhandeln. Ob es dafür eine Mehrheit unter den 27 EU-Ländern gibt, ist unklar. Der Zeitrahmen für die Verhandlungen ist knapp: Bis Weihnachten müsste ein Kompromiss stehen, bevor die Regeln im Falle eines Scheiterns zum Jahresende greifen. Ansonsten droht eine rechtliche Grauzone für die Unternehmen.

W.Phillips--TNT

Empfohlen

Immer weniger Betriebe mit Schweinehaltung in Deutschland

In Deutschland gibt es immer weniger schweinehaltende Betriebe. Zum Stichtag 3. November lag die Zahl von 15.600 Betrieben 1,0 Prozent oder 200 Betriebe unter dem Wert von Mai dieses Jahres und 3,4 Prozent unter dem Vorjahreswert, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Freitag mitteilte. Noch deutlicher war der Rückgang mit 41,7 Prozent im Zehnjahresvergleich.

Bundesverwaltungsgericht: LNG-Schiff in Wilhelmshaven darf mit Chlor gereinigt werden

Die Rohre in dem vor Wilhelmshaven liegenden Flüssiggasterminal "Höegh Esperanza" dürfen mit Chlor gereinigt werden. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig wies am Donnerstagnachmittag eine Klage der Deutschen Umwelthilfe dagegen zurück. Das Reinigungsverfahren, die sogenannte Elektrochlorierung, entspreche dem vom Gesetz geforderten Stand der Technik. (Az. 7 A 14.23)

Kurz vor Trump-Rückkehr: US-Regierung legt neue Klimaziele bis 2035 vor

Wenige Wochen vor dem Amtsantritt von Donald Trump hat die US-Regierung des amtierenden Präsidenten Joe Biden ihre neuen Klimaziele bekanntgegeben. Wie das Weiße Haus am Donnerstag mitteilte, verpflichten sich die USA, bis 2035 ihre Treibhausgasemissionen um 61 bis 66 Prozent unter das Niveau von 2005 zu senken. Mit dieser Agenda soll es noch gelingen, die Erderwärmung auf höchstens 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen.

Ölpest: Fast 50 Kilometer Strände an russischer Schwarzmeer-Küste verschmutzt

Nach der Havarie von zwei Öltankern vor der durch Russland annektierten ukrainischen Halbinsel Krim wird immer mehr Öl an der Schwarzmeerküste angespült. Inzwischen muss ein 49 Kilometer langer Strandabschnitt in der südrussischen Region Krasnodar zwischen dem Urlaubsort Anapa und der Stadt Temrjuk gesäubert werden, wie das Katastrophenschutzministerium am Mittwoch mitteilte. Weitere 70 Kilometer Küste stehen demnach unter Beobachtung.

Textgröße ändern: