Baerbock: Russland nutzt Hunger als Waffe und "nimmt die ganze Welt als Geisel"
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat Russland vorgeworfen, den Hunger in der Welt "ganz bewusst als Kriegswaffe" einzusetzen. Russland "nimmt die ganze Welt als Geisel", sagte Baerbock am Freitag vor Beginn einer internationalen Ernährungskonferenz in Berlin. 345 Millionen Menschen weltweit seien derzeit von Nahrungsmittelknappheit bedroht, die Hungerkrise baue sich "wie eine lebensbedrohliche Welle vor uns auf". Aber erst Russlands Krieg habe "aus dieser Welle einen Tsunami gemacht".
Baerbock kritisierte, Russland versuche die Schuld an den explodierenden Nahrungsmittelpreisen "anderen in die Schuhe zu schieben", doch das seien "Fake News". Russland blockiere Häfen und beschieße Getreidespeicher; es gebe auch keine Sanktionen gegen russische Getreideexporte.
Bei der Konferenz in Berlin gehe es darum, Solidarität mit der Ukraine und mit den Menschen im globalen Süden zu zeigen, die unter dem russischen Krieg leiden, sagte Baerbock weiter. "Wir müssen Lösungen bieten." So gehe es darum, die Nahrungsmittelexporte aus der Ukraine zu "beschleunigen", etwa über den Ausbau der Landwege und der Binnenschifffahrt. Es gehe zudem darum, akut die Nothilfen für die Hunger leidenden Menschen aufzustocken. Die Konferenz sei aber keine Geberkonferenz, es gehe nicht nur ums Geld.
Auch "über den Tag hinaus denken" stehe auf der Tagesordnung, sagte Baerbock weiter: Ärmere Länder müssten sich besser gegen Krisen wappnen. Es gehe darum, dass wir "diesen Tsunami irgendwie in den Griff bekommen".
Zu der Konferenz hat die Bundesregierung weltweit eingeladen, das Interesse habe alle Erwartungen übertroffen, sagte die Außenministerin. Vor Ort in Berlin seien 40 Ministerinnen und Minister, Vertreter der UNO und der Zivilgesellschaft und von Ländern, die besonders betroffen seien, etwa Vertreter der Ukraine, aus Nigeria, Tunesien oder Indonesien.
Das Treffen dient auch der Vorbereitung des G7-Gipfels ab Sonntag im bayerischen Elmau. Konkrete Zusagen über finanzielle Hilfen sind bei der Berliner Konferenz nicht zu erwarten.
R.T.Gilbert--TNT