Prinz Charles gedenkt in Ruanda der Opfer des Völkermords von 1994
Inmitten der Kontroverse um Londons geplante Abschiebeflüge nach Ruanda hat Prinz Charles den ostafrikanischen Staat besucht. In der Hauptstadt Kigali besuchten der britische Thronfolger und seine Frau Camilla die Völkermord-Gedenkstätte, in der 250.000 Opfer der Massaker vor fast drei Jahrzehnten bestattet sind. Dabei sprachen sie auch mit einigen Überlebenden über deren persönliche Schicksale.
1994 hatten Angehörige der Volksgruppe der Hutu binnen drei Monaten mindestens 800.000 Menschen getötet. Die meisten Opfer waren Angehörige der Minderheit der Tutsi. Aber auch viele gemäßigte Hutu wurden getötet.
Charles und Camilla waren am Dienstagabend in Kigali eingetroffen, wo der 73-jährige Thronfolger seine Mutter, Königin Elizabeth II., bei einem Treffen der Regierungschefs der Commonwealth-Staaten vertritt. Am Mittwoch stand auch ein privates Treffen der britischen Royals mit Präsident Paul Kagame und dessen Frau Jeannette auf dem Programm. Die frühere deutsche und belgische Kolonie Ruanda ist seit 2009 Mitglied des Commonwealth.
Die britische Regierung hatte ein höchst umstrittenes Abkommen mit Kigali geschlossen, um irregulär nach Großbritannien gekommene Asylsuchende nach Ruanda auszufliegen. Der erste Flug wurde aber in der vergangenen Woche im letzten Moment vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) untersagt. London hält jedoch an seinem Plan fest und will nun mit Hilfe eines neuen Gesetzes bestimmte Entscheidungen des EGMR ignorieren.
Britischen Medienberichten zufolge soll Prinz Charles die Abschiebepläne der britischen Regierung im privaten Kreis als "entsetzlich" bezeichnet haben. Die Äußerungen könnten für heikle Momente sorgen, wenn sich der Thronfolger und der britische Premierminister Boris Johnson im Rahmen des Commonwealth-Treffens begegnen.
T.F.Russell--TNT