The National Times - Macrons Wahlbündnis muss um absolute Mehrheit im Parlament fürchten

Macrons Wahlbündnis muss um absolute Mehrheit im Parlament fürchten


Macrons Wahlbündnis muss um absolute Mehrheit im Parlament fürchten
Macrons Wahlbündnis muss um absolute Mehrheit im Parlament fürchten / Foto: © POOL/AFP

Der französische Präsident Emmanuel Macron muss nach der ersten Runde der Parlamentswahl um die absolute Mehrheit seines Bündnisses Ensemble fürchten. Macrons Partei kommt mit ihren Verbündeten nach offiziellen Angaben aus der Nacht zum Montag auf 25,75 Prozent der Stimmen. Die links-grüne Allianz Nupes von Jean-Luc Mélenchon lag nahezu gleich auf, sie erhielt nur 21.442 Stimmen weniger.

Textgröße ändern:

Das französische Mehrheitswahlrecht begünstigt bei der Sitzverteilung das stärkste Wahlbündnis. Macrons Partei kommt mit ihren Verbündeten nach Schätzungen mehrerer Wahlforschungsinstitute vom Sonntag auf 255 bis 295 Sitze. Nupes kann mit 150 bis 210 Sitzen rechnen. 289 Sitze sind in dem insgesamt 577 Abgeordnete zählenden Parlament für die absolute Mehrheit nötig. Die genaue Sitzverteilung wird sich erst in der Stichwahl kommenden Sonntag entscheiden.

Das Desinteresse der Franzosen an der Wahl war erneut auf Rekordniveau: 52,49 Prozent der Wahlberechtigten gaben keine Stimme ab. Bei der letzten Wahl 2017 waren es noch 51,3 Prozent.

"Wir sind die einzige politische Kraft, die die Mehrheit in der Nationalversammlung erreichen kann", sagte Macrons Premierministerin Elisabeth Borne. Sie rief mit Blick auf die Stichwahl am kommenden Sonntag zu einer "Woche der Mobilisierung" auf. Ziel sei es, "eine starke und klare Mehrheit zu bekommen", betonte sie.

Borne und 14 weitere Regierungsmitglieder sind selbst bei der Parlamentswahl angetreten und riskieren ihren Regierungsposten, wenn sie nicht gewinnen. Borne liegt nach eigenen Angaben in ihrem Wahlkreis vorn.

"Zum ersten Mal erreicht ein wiedergewählter Präsident bei der Parlamentswahl nicht die Mehrheit", sagte hingegen Mélenchon. "Die Präsidentenpartei ist geschlagen", betonte er. Der 70-Jährige hatte sich zuvor als nächster Premierminister ins Gespräch gebracht, war aber nicht mehr in seinem bisherigen Wahlkreis in Marseille angetreten.

Die Rechtspopulistin Marine Le Pen zeigte sich optimistisch, dass ihre Partei Rassemblement National eine eigene Fraktion bilden könne. Dazu sind 15 Abgeordnete nötig, ihre Partei kommt nach derzeitigen Schätzungen auf 10 bis 30 Sitze. Le Pen zieht in ihrem Wahlkreis in Hénin-Beaumont in die Stichwahl ein.

Die neue Umweltministerin Amélie de Montchalin liegt in ihrem Wahlkreis, einem Pariser Vorort, deutlich hinter dem Kandidaten des Linksbündnisses. Der rechtsextreme Ex-Präsidentschaftskandidat Eric Zemmour, der in Saint-Tropez angetreten war, ist bereits nach der ersten Runde ausgeschieden.

"Das linke Wählerbündnis kann es bereits als Erfolg verzeichnen, dass es das linke Lager geeint hat", sagte der Meinungsforscher Frédéric Dabi im Rückblick auf die Präsidentschaftswahl, bei der sich zahlreiche linke Kandidaten und Kandidatinnen Konkurrenz gemacht hatten.

Für Macron wird es in der zweiten Amtszeit voraussichtlich schwieriger, seine Reformen durchzusetzen. Insbesondere die Rentenreform ist umstritten. Während Macron das Rentenalter von 62 auf 64 oder 65 Jahre anheben will, fordert Mélenchon vehement die Rente mit 60.

Fest steht bereits, dass Macron einen neuen Hauptgegner im Parlament hat. An die Stelle der konservativen Republikaner wird das Linksbündnis Nupes treten. Die Republikaner stehen vor einer Niederlage, sie kommen auf 33 bis 80 Sitze.

In der ersten Runde der Parlamentswahl waren mehr als 48 Millionen Französinnen und Franzosen aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Sie wählen die 577 Abgeordneten der Nationalversammlung, eine der beiden Kammern des Parlaments. Die zweite Kammer ist der Senat, dessen Abgeordnete erst 2023 neu bestimmt werden.

Die französische Nationalversammlung hat im politischen Leben Frankreichs eine geringere Bedeutung als der Bundestag in Deutschland. Das liegt an der starken Rolle des Präsidenten, der sich nicht vor dem Parlament verantworten muss.

E.Reid--TNT

Empfohlen

Lawrow droht mit "entsprechender" Antwort auf ATACMS-Beschuss

Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat eine "entsprechende" Antwort auf den ukrainischen Beschuss russischen Staatsgebiets mit ATACMS-Raketen angekündigt. "Wenn Raketen mit größerer Reichweite von der Ukraine aus in Richtung russisches Territorium eingesetzt werden, bedeutet dies, dass sie von US-Militärexperten bedient werden", sagte Lawrow am Dienstag nach dem G20-Gipfel vor Journalisten in Rio de Janeiro. Unterdessen bestätigte ein hochrangiger ukrainischer Verantwortlicher der Nachrichtenagentur AFP, dass die Ukraine ATACMS bei einem Angriff auf die russische Region Brjansk eingesetzt habe.

Attentäter Breivik will 13 Jahre nach Massaker vorzeitige Haftentlassung

13 Jahre nach seinem Massaker auf einer Insel vor Oslo hat der rechtsextreme norwegische Attentäter Anders Breivik erneut einen Antrag auf vorzeitige Haftentlassung gestellt. Zum Auftakt der entsprechenden Verhandlung am Dienstag erschien der 45-Jährige in einem schwarzen Anzug und zeigte einen Zettel mit politischen Botschaften in die Kameras. Vor der Verhandlung von Journalisten gefragt, ob er die Tötung von 77 Menschen bereue, sagte Breivik, darüber wolle er in seiner Antragsbegründung sprechen.

Faeser fordert nach Durchtrennen von Kabel besseren Schutz kritischer Infrastruktur

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat nach der mutmaßlich durch Sabotage herbeigeführten Beschädigung von Datenkabeln in der Ostsee einen besseren Schutz kritischer Infrastruktur gefordert. "Wir kennen die Hintergründe der Beschädigung des Glasfaserkabels zwischen Finnland und Deutschland noch nicht, aber der Fall fügt sich in das Bild der hohen aktuellen Bedrohungen für kritische Infrastrukturen ein", sagte Faeser den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

1000 Tage Ukraine-Krieg: Kiew und Moskau wollen nicht aufgeben

1000 Tage nach der russischen Invasion der Ukraine haben beide Seiten ihre Entschlossenheit bekräftigt, nicht aufgeben zu wollen. "Wir dürfen nicht zulassen, dass irgendjemand in der Welt an der Widerstandsfähigkeit unseres gesamten Staates zweifelt", sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Dienstag in Kiew. In Moskau kündigte Kremlsprecher Dmitri Peskow an, der russische Einsatz werde "weitergehen und abgeschlossen". Unterdessen meldete das russische Verteidigungsministerium, die Ukraine habe erstmals russisches Staatsgebiet mit von den USA gelieferten ATACMS-Raketen beschossen.

Textgröße ändern: