The National Times - EU-Staaten einigen sich laut Frankreich auf Flüchtlings-Umverteilung

EU-Staaten einigen sich laut Frankreich auf Flüchtlings-Umverteilung


EU-Staaten einigen sich laut Frankreich auf Flüchtlings-Umverteilung
EU-Staaten einigen sich laut Frankreich auf Flüchtlings-Umverteilung / Foto: © AFP/Archiv

Nach jahrelangem Streit zeichnet sich in der Europäischen Union ein Minimalkompromiss über die Flüchtlingsaufnahme ab: Der französische Innenminister Gérald Darmanin schrieb am Freitag nach Beratungen mit seinen EU-Kollegen auf Twitter, eine "große Mehrheit" der Mitgliedsländer habe grundsätzlich einem neuen Solidaritäts-Mechanismus zugestimmt. Damit sollen tausende Menschen in Europa umverteilt werden, die vor allem über das Mittelmeer nach Europa gekommen sind. Auch Deutschland will Flüchtlinge aufnehmen - wie viele, ist aber noch offen.

Textgröße ändern:

Darmanin hatte den in Luxemburg tagenden Innenministern eine sechsseitige Erklärung für den "freiwilligen Solidaritätsmechanismus" vorgelegt. Der Kerngedanke: Eine "Koalition der Willigen" nimmt besonders belasteten Ländern wie Italien oder Griechenland Migranten ab. Wer dazu nicht bereit ist, soll einen "finanziellen Beitrag" an sie zahlen oder anderweitig helfen. Binnen eines Jahres ist laut EU-Diplomaten so die Umverteilung von rund 10.000 Menschen in Europa vorgesehen.

Darmanin sprach von einer "historischen Einigung" in dem seit der Flüchtlingskrise 2015 schwelenden Streit. Denn Polen, Ungarn und andere EU-Staaten weigern sich seit der Flüchtlingskrise 2015, Menschen etwa aus Syrien oder dem Irak aufzunehmen. Nun verweist Polen auf die Belastung durch die rund drei Millionen Ukrainer, die es wegen des russischen Angriffskriegs aufgenommen hat.

In den kommenden Tagen will der französische Ratsvorsitz gemeinsam mit der EU-Kommission eine "Solidaritäts-Plattform" organisieren. Dabei geht es darum, welches Land wie viele Flüchtlinge aufnimmt. Gut zehn der 27 EU-Länder hatten sich laut Darmanin aufnahmebereit gezeigt. Wer dazu zählt, verriet er nicht.

"Deutschland ist auf jeden Fall dabei", hatte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) in Luxemburg mit Blick auf diese "Koalition der Willigen" versprochen. Auf eine konkrete Flüchtlingszahl legte sie sich nicht fest.

Der österreichische Innenminister Gerhard Karner sprach dagegen von einem "falschen Signal" an Schlepper. Menschenhändler machten gezielt Werbung damit, dass Europa offen sei und weitere Menschen aufnehmen wolle, kritisierte er. Wichtig sei vielmehr "ein robuster, funktionierender Außengrenzschutz", betonte Karner.

Dafür tritt auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ein, der mit starken Rechtspopulisten im eigenen Land konfrontiert ist. Deshalb soll bei ankommenden Flüchtlingen nach dem französischen Vorschlag stärker geprüft werden, ob sie überhaupt Chancen auf Asyl haben. Zudem soll die gemeinsame Eurodac-Datenbank verbessert werden, in der biometrische Fingerabdrücke der Menschen gespeichert werden. Frankreich sitzt noch bis Ende Juni den EU-Staaten vor. Danach übernimmt Tschechien, das vor dem Ukraine-Krieg ebenfalls nicht als aufnahmefreudig galt.

"Wenn wir Millionen Menschen in der Europäischen Union aufnehmen können aus der Ukraine, dann müssen wir auch einige Tausend aufnehmen, die nicht aus der Ukraine kommen", mahnte der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn, der auch für Immigration zuständig ist.

Der griechische Migrationsminister Notis Mitarachi appellierte in Luxemburg an die europäischen Partnerländer, Solidarität mit den Erstaufnahmeländern zu zeigen. Hilfsorganisationen klagen schon seit langem über unhaltbare Zustände in den griechischen Flüchtlingslagern.

L.Johnson--TNT

Empfohlen

Moskau: Ukraine beschießt russisches Territorium mit ATACMS-Raketen

Die Ukraine hat nach russischen Angaben russisches Territorium mit von den USA gelieferten ATACMS-Raketen beschossen. In der Nacht zu Dienstag habe Kiew eine Militäreinrichtung in der Grenzregion Brjansk mit sechs ballistischen Raketen angegriffen, hieß es am Dienstag in einer von staatlichen russischen Nachrichtenagenturen veröffentlichten Erklärung des Verteidigungsministeriums in Moskau. Demnach wurden bei dem Beschuss von den USA gelieferte weitreichende Raketen des Typs ATACMS eingesetzt.

US-Sondergesandter sieht "echte Chance" auf Waffenruhe zwischen Israel und Hisbollah

Nach Einschätzung des US-Sondergesandten Amos Hochstein besteht eine "echte Chance" auf eine Beendigung des Konflikts zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz im Libanon. Er sei in den Libanon zurückgekehrt, "weil wir eine echte Chance haben, diesen Konflikt zu beenden", sagte Hochstein am Dienstag nach einem Gespräch mit dem der Hisbollah nahestehenden Parlamentspräsidenten Nabih Berri. Die Entscheidung liege "in greifbarer Nähe", betonte Amos. Das Treffen mit Berri nannte er "konstruktiv".

G20-Gipfel in Rio: Bundeskanzler Scholz trifft Chinas Präsident Xi

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Chinas Präsident Xi Jinping haben sich am Dienstag chinesischen Staatsmedien zufolge am Rande des G20-Gipfels in Rio de Janeiro getroffen. Nach Regierungsangaben aus Berlin sollte es bei dem Treffen unter anderem um den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und die Konflikte im Nahen Osten sowie um die deutsch-chinesischen Beziehungen und gerechte Bedingungen in der Wirtschaftspolitik gehen.

Unions-Parlamentsgeschäftsführer besorgt über Rückzug von Wanderwitz

Unions-Parlamentsgeschäftsführer Thorsten Frei (CDU) hat mit großer Sorge auf die Entscheidung des prominenten CDU-Abgeordneten Marco Wanderwitz reagiert, nicht mehr für den Bundestag zu kandidieren. "Die Umstände seines Rückzugs aus dem politischen Leben sollten uns allen zu denken geben", sagte Frei am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP. "Wenn die Stimmung derart verroht, dass demokratisch gewählte Abgeordnete sich Sorgen um ihre körperliche Unversehrtheit machen, ist die gesamte Gesellschaft gefordert."

Textgröße ändern: