The National Times - Merz strebt zügige Regierungsbildung mit SPD an - Gespräche mit Scholz und Klingbeil

Merz strebt zügige Regierungsbildung mit SPD an - Gespräche mit Scholz und Klingbeil


Merz strebt zügige Regierungsbildung mit SPD an - Gespräche mit Scholz und Klingbeil
Merz strebt zügige Regierungsbildung mit SPD an - Gespräche mit Scholz und Klingbeil / Foto: © AFP

Nach der Bundestagswahl stehen die Zeichen auf Schwarz-Rot: CDU-Chef Friedrich Merz strebt eine Koalition mit der SPD als Juniorpartner an. Für Koalitionsgespräche mit der SPD habe er von CDU-Präsidium und -Bundesvorstand "die volle Unterstützung und Rückendeckung bekommen", sagte Merz am Montag in Berlin. SPD-Chef Lars Klingbeil zeigte sich offen für Verhandlungen mit CDU/CSU. "Ob die SPD in eine Regierung eintritt, das steht nicht fest", fügte er hinzu.

Textgröße ändern:

Merz reklamierte die Führung der nächsten Regierung für sich. Die Union habe nach der Wahl "einen klaren Regierungsauftrag", sagte er. Ein solches Bündnis hätte im neuen Bundestag mit 328 von 630 Mandaten eine klare Mehrheit. Der CDU-Chef nannte drei Themen, die er "prioritär" mit der SPD für eine Regierungsbildung besprechen wolle: die Außen- und Sicherheitspolitik, die Migrationspolitik und die Stärkung der Konjunktur.

Die SPD, die bei der Wahl am Sonntag ihre bislang schwerste Schlappe im Bund erlitten hatte, reagierte zurückhaltend. Die SPD sei zu Gesprächen bereit, aber "der Ball liegt nun bei Friedrich Merz, auf die SPD zuzukommen", sagte Parteichef Klingbeil. Es gebe hier "keinen Automatismus, sagte auch SPD-Generalsekretär Matthias Miersch dem Sender Phoenix. Der bei der Wahl abgestrafte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) kündigte an, er werde seine "Arbeit bis zum letzten Tag ordentlich zu Ende zu führen".

Wahlsieger Merz kündigte noch für Montag vertrauliche Gespräche mit Kanzler Scholz und Klingbeil an. Dabei solle es auch um die Frage gehen, wie die "Übergangsphase" bis zum Antritt der künftigen Regierung ausgestaltet werden könne. Seine Erwartung sei, dass "seitens der Bundesregierung keine Entscheidungen mehr getroffen werden, die von Dauer sind, ohne unsere Mitwirkung", sagte Merz. Dies gelte auch für Personalentscheidungen.

Merz bekräftigte seine Absicht, bis Ostern die Bildung einer von ihm geführten Regierung abzuschließen. Der CDU-Chef rief die SPD zu Kompromissbereitschaft auf - und verwies dabei auch auf das starke Abschneiden der in Teilen rechtsextremistischen AfD: Dies sei "nun wirklich das letzte Warnzeichen an die politischen Parteien der demokratischen Mitte, in Deutschland zu gemeinsamen Lösungen zu kommen".

Der CDU-Chef bekräftigte seine Forderung nach einer drastischen Verschärfung der Migrationspolitik inklusive einer Zurückweisung von Schutzsuchenden an den Grenzen - die SPD hatte dies bislang immer als verfassungswidrig abgelehnt. Er gehe davon aus, "dass die Sozialdemokraten natürlich bereit sein werden, über diese Fragen mit uns zu sprechen und dieses Problem zu lösen", sagte Merz. "Ich setze darauf, dass die SPD auch selbst erkennt, dass das jetzt dringend notwendig ist, denn die SPD steht einer Existenzkrise sehr, sehr nahe".

Als weitere thematische Schwerpunkte nannte Merz die Stärkung der Verteidigungsfähigkeit Europas und die Belebung der Wirtschaft, insbesondere der Industrie. Hier sehe er Gemeinsamkeiten mit den Sozialdemokraten.

Über die Besetzung von Kabinettsposten sei in der CDU-Gremien noch nicht gesprochen worden, sagte Merz. Die SPD stellte zumindest parteiintern bereits personellen Weichen. Parteichef Klingbeil soll zusätzlich auch die Führung der Bundestagsfraktion übernehmen. Ko-Parteichefin Saskia Esken will nach eigenen Worten ihr Amt behalten.

Personelle Konsequenzen gab es auch bei anderen Parteien. Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck kündigte an, in der Partei vorerst in seiner Partei keine Führungsposition wahrnehmen zu wollen. Ko-Spitzenkandidatin Annalena Baerbock, bislang Bundesaußenministerin, ließ ihre politische Zukunft zunächst offen.

Bei der FDP, die den Wiedereinzug in den Bundestag verpasste, vollzog sich ein tiefer personeller Einschnitt. Der langjährige Parteichef Lindner will sich ganz aus der Politik zurückziehen, auch Generalsekretär Marko Buschmann erklärte seinen Rücktritt. Die Parteiveteranen Marie-Agnes Strack-Zimmermann und Wolfgang Kubicki zeigten Interesse an einer Kandidatur für die FDP-Spitze.

Die AfD will nach dem Wahlerfolg mit der Doppelspitze von Alice Weidel und Tino Chrupalla in Partei und Fraktion weitermachen. Weidel erhob für ihre Partei einen Anspruch auf wichtige Leitungsposten im Parlament - etwa den des Vizepräsidenten des Bundestags.

Die erstarkte Linke wies darauf hin, dass sie im künftigen Bundestag etwa für Verfassungsänderungen mit Zweidrittelmehrheit gebraucht würde. Die Linke sei nun "in der Lage, Bedingungen stellen zu können" - etwa bei Änderungen an der Schuldenbremse, sagte Parteichefin Ines Schwerdtner.

BSW-Chefin Sahra Wagenknecht will trotz des verpassten Einzugs ihrer Partei in den Bundestag vorerst nicht zurücktreten. "Wir werden darüber beraten, wie wir uns für die Zukunft aufstellen", sagte sie. Das BSW kam bei der Wahl auf 4,972 Prozent.

F.Harris--TNT

Empfohlen

Trump: Ukraine-Krieg könnte innerhalb der kommenden "Wochen" enden

US-Präsident Donald Trump hat ein mögliches Ende des Ukraine-Kriegs schon innerhalb der kommenden Wochen in Aussicht gestellt. Der Krieg könnte "innerhalb von Wochen" zuende sein, sagte er am Montag bei einem Treffen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron im Weißen Haus.

Trump: Gespräche mit Putin über umfassende wirtschaftliche Kooperation

US-Präsident Donald Trump steht nach eigenen Angaben in Gesprächen mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin über eine umfassende wirtschaftliche Kooperation beider Länder. Er befinde sich in "ernsthaften Diskussionen" mit Putin über eine Beendigung des Ukraine-Kriegs sowie über "große Geschäfte zur Wirtschaftsentwicklung", schrieb Trump am Montag in seinem Onlinedienst Truth Social. "Die Gespräche kommen sehr gut voran", fügte Trump hinzu.

Wagenknecht will knappes BSW-Ergebnis rechtlich prüfen lassen

Nach dem denkbar knappen Scheitern an der Fünf-Prozent-Hürde bei der Bundestagswahl will das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) den rechtlichen Bestand des Ergebnisses prüfen lassen. Wenn eine Partei "aus dem Bundestag fliegt, weil ihr 13.400 Stimmen fehlen", und es zugleich Hinweise darauf gebe, dass "in relevanter Zahl Menschen nicht teilnehmen konnten, stellt sich schon die Frage nach dem rechtlichen Bestand des Wahlergebnisses", sagte BSW-Chefin Sahra Wagenknecht am Montag in Berlin. Den Parteivorsitz will sie zunächst behalten.

Regierung spricht von mehr als 7000 Toten bei Kämpfen im Kongo seit Jahresbeginn

Bei den Kämpfen im Osten der Demokratischen Republik Kongo sind nach Angaben von Regierungschefin Suminwa Tuluka seit Jahresbeginn mehr als 7000 Menschen getötet worden. Unter den Getöteten seien zahlreiche Zivilisten, sagte Tuluka am Montag am Rande der Tagung des UN-Menschenrechtsrats in Genf. Darüber hinaus seien 2500 nicht identifizierte Leichen begraben worden, die sterblichen Überreste von mehr als 1500 weiteren Menschen befänden sich in Leichenschauhäusern.

Textgröße ändern: