The National Times - Israel und Hamas werfen sich gegenseitig Gefährdung der Waffenruhe vor

Israel und Hamas werfen sich gegenseitig Gefährdung der Waffenruhe vor


Israel und Hamas werfen sich gegenseitig Gefährdung der Waffenruhe vor
Israel und Hamas werfen sich gegenseitig Gefährdung der Waffenruhe vor / Foto: © HAMAS MEDIA OFFICE/AFP/Archiv

Nach der siebten Geiselfreilassung am Samstag hat Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu die "demütigenden" Hamas-Inszenierungen angeprangert und die geplante Freilassung palästinensischer Häftlinge vorerst gestoppt. Es sei entschieden worden, die für Samstag geplante "Freilassung von Terroristen zu verschieben, bis die Freilassung der nächsten Geiseln ohne demütigende Zeremonien sichergestellt ist", teilte Netanjahus Büro am Sonntag mit. Die radikalislamische Hamas warf Israel eine Gefährdung der Waffenruhe vor.

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Als Grund für den Aufschub nannte Netanjahus Büro "wiederholte Verstöße" der Hamas. Dies seien "insbesondere die erniedrigenden Zeremonien und der zynische Missbrauch der Geiseln zu Propagandazwecken".

Die Hamas hatte am Samstag sechs von ihr als Geiseln im Gazastreifen festgehaltene Menschen freigelassen. Am Morgen übergaben die Islamisten zunächst in Rafah den äthiopisch-stämmigen Israeli Avera Mengistu und den österreichisch-israelischen Doppelstaatler Tal Shoham, später folgte die Freilassung von Eliya Cohen, Omer Shem Tov und Omer Wenkert in Nuseirat. Eine sechste Geisel, der israelische Beduine Hischam al-Sajed, wurde schließlich in einer nicht öffentlich inszenierten Übergabe freigelassen.

Vor ihrer Freilassung wurden die Geiseln am Samstag in Rafah wie auch in Nuseirat von vermummten Hamas-Kämpfern auf Bühnen vorgeführt und von diesen gezwungen, den dort ebenfalls versammelten schaulustigen Zivilisten zuzuwinken. Das Spektakel wurde begleitet von einem Großaufmarsch schwerbewaffneter Hamas-Kämpfer.

Den Geiseln wurden auf einer Bühne als "Zertifikate" gekennzeichnete Schreiben auf Hebräisch ausgehändigt. Anschließend mussten sie sich auf der Bühne öffentlich äußern. Erst dann wurden sie zu Fahrzeugen des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) eskortiert. Das IKRK übergab die Freigelassenen schließlich in israelische Obhut.

Derweil zwang die Hamas zwei weitere Geiseln, die weiterhin gefangen gehalten werden, sich die Geisel-Übergaben als Zuschauer anzusehen. In einem von den Islamisten veröffentlichten Video sind Evyatar David und Guy Gilboa-Dalal zu sehen, die am 7. Oktober 2023 bei dem Hamas-Überfall auf das Nova-Festival entführt worden waren.

In der Aufnahme ist zu sehen, wie die beiden jungen Männer Netanjahu anflehen, ihre Freilassung zu erwirken. "Wir wollen nur, dass es aufhört", sagen sie. Das Forum der Geiselfamilien verurteilte das Video und bezeichnete das Verhalten der Hamas als eine "besonders ekelerregende Demonstration von Grausamkeit".

Eigentlich sollte Israel im Gegenzug im Rahmen des geltenden Waffenruhe-Abkommens am Samstag rund 620 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen freilassen - darunter auch dutzende Inhaftierte, die zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt worden waren. Kurz nach der Geisel-Übergabe erklärte Netanjahus Büro am Sonntag jedoch, die geplante Freilassung palästinensischer Häftlinge vorerst zu pausieren.

Gegenüber der Nachrichtenagentur AFP erklärte der hochrangige Hamas-Vertreter Bassem Naim am Sonntag, Israel setze durch sein Handeln "das gesamte Abkommen großer Gefahr" aus. Naim rief die Vermittler in dem Konflikt, "insbesondere die USA", dazu auf, Israel dazu zu drängen, "das Abkommen so umzusetzen, wie es ist".

Im Gazastreifen und dem Westjordanland warteten palästinensische Familien am Samstag vergeblich bis spät in die Nacht auf Angehörige, die freigelassen werden sollten. Die 80-jährige Umm Diya al-Agha erwartete in Chan Junis im Gazastreifen die Rückkehr ihres Sohnes, der nach 33 Jahren in israelischer Haft freikommen sollte. "Wäre mein Herz aus Stahl, wäre es geschmolzen und zerbrochen", sagte al-Agha über das Aussetzen der Freilassungen.

Zuletzt hatte die Übergabe einer falschen Leiche durch die Hamas in Israel für Aufregung gesorgt. Bei der Übergabe der sterblichen Überreste von vier israelischen Geiseln am Donnerstag enthielt ein Sarg nicht wie angekündigt die Leiche von Shiri Bibas. Stattdessen lag darin eine nicht bekannte Frauenleiche. Erst am Freitag erhielt Israel dann vom Roten Kreuz die Nachricht, dass die Hamas den Leichnam der Deutsch-Israelin übergeben habe.

T.Bennett--TNT

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