The National Times - Nach Aschaffenburg: Merz für drastische Verschärfung von Migrationspolitik

Nach Aschaffenburg: Merz für drastische Verschärfung von Migrationspolitik


Nach Aschaffenburg: Merz für drastische Verschärfung von Migrationspolitik
Nach Aschaffenburg: Merz für drastische Verschärfung von Migrationspolitik / Foto: © AFP

Als Reaktion auf das Messerattentat von Aschaffenburg hat CDU-Chef Friedrich Merz eine drastische Verschärfung der Migrationspolitik in Aussicht gestellt. Sollte er zum Bundeskanzler gewählt werden, werde er noch am ersten Tag im Amt ein "faktisches Einreiseverbot" für alle Menschen ohne gültige Einreisedokumente verhängen lassen, sagte Merz am Donnerstag in Berlin. Er stellte einen Fünf-Punkte-Katalog vor, den er in möglichen Koalitionsverhandlungen kompromisslos durchsetzen wolle.

Textgröße ändern:

Mit der Bluttat eines mutmaßlich psychisch kranken Afghanen rückte das Thema Migration vier Wochen vor der Bundestagswahl ins Zentrum des Wahlkampfs. Neben Merz forderten weitere Unionspolitiker drastische Verschärfungen. Auch von FDP, BSW und AfD waren solche Forderungen zu hören.

"Das Maß ist endgültig voll", sagte Merz. Die Tat von Aschaffenburg zeige "eine neue Qualität einer völlig enthemmten Brutalität in Deutschland". Weiter sagte er: "Wir stehen vor dem Scherbenhaufen einer in Deutschland seit zehn Jahren fehlgeleiteten Asyl und Einwanderungspolitik."

Ähnlich äußerte sich CSU-Chef Markus Söder. "Die Migration überfordert unser Land", sagte er in München. Er sei sich mit Merz einig, dass "das Grundprinzip null Toleranz und null Kompromiss die Leitlinie für die künftige Migrationspolitik ist". Angriffe wie in Mannheim, Solingen, Magdeburg oder nun Aschaffenburg seien "keine Zufälle, sondern die Folge einer Kette einer falschen jahrelangen Migrationspolitik".

Merz' Fünf-Punkte-Programm für den Fall einer Regierungsübernahme sieht unter anderem vor, dass an den Grenzen künftig auch "Personen mit Schutzanspruch" zurückgewiesen werden sollten - also auch solche, die Asyl in Deutschland beantragen wollen. Zudem dürften ausreisepflichtige Menschen, die aufgegriffen werden, nicht mehr auf freien Fuß gesetzt werden. Das Aufenthaltsrecht will Merz als Kanzler so ändern, "dass jeder ausreisepflichtige Straftäter und Gefährder in zeitlich unbefristeten Ausreisearrest genommen werden kann".

Mit Blick auf mögliche Koalitionspartner nach der Wahl und insbesondere die Grünen betonte Merz, er werde kategorisch an diesen Forderungen festhalten. "Kompromisse sind bei diesem Thema nicht mehr möglich", sagte er.

Ein mutmaßlich psychisch kranker 28-jähriger Afghane hatte bei einer Messerattacke auf eine Kindergartengruppe in einem Park im bayerischen Aschaffenburg am Mittwoch zwei Menschen getötet. Bei den Opfern handelt es sich um einen zweijährigen Jungen und einen 41-jährigen Passanten. Mehrere weitere Menschen wurden verletzt.

FDP-Chef Christian Lindner bekundete seine Unterstützung für die Vorschläge von Merz. In einer Koalition mit SPD oder Grünen werde die Union diesen Kurs aber nicht durchsetzen können - "ich spreche aus Erfahrung", fügte Lindner im Onlinedienst X hinzu.

BSW-Chefin Sahra Wagenknecht forderte eine "reale Kehrtwende in der Flüchtlingspolitik". Die Behörden hätten die Kontrolle über diejenigen verloren, die nach Deutschland einreisen, sagte sie dem Sender Welt TV. AfD-Chefin und -Spitzenkandidatin Alice Weidel bekräftigte angesichts der Tat ihre Forderung nach "Remigration" von Migranten.

Die Grünen warnten angesichts des Messerattentats vor populistischer Stimmungsmache. "Wir verstehen jeden, den die Häufung solcher Taten empört und verzweifeln lässt", sagte Grünen-Fraktionsvize Konstantin von Notz der Mediengruppe Bayern. Er warne aber vor "pauschalen Verurteilungen und vermeintlichen, völlig unterkomplexen Antworten".

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Reem Alabali-Radovan (SPD), äußerte den Verdacht, bei dem Täter von Aschaffenburg habe es ein "weiteres katastrophales Behördenversagen" gegeben. Der Täter sei ein Mensch "mit auffälliger Gewaltbereitschaft und bekannter psychischer Instabilität" gewesen, seine Rückführung nach Afghanistan aber offenbar in einem Behörden-"Dickicht" versandet.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte bereits am Mittwochabend in einer schriftlichen Erklärung das Geschehen als "unfassbar" bezeichnet. Die Behörden müssten nun "mit Hochdruck aufklären", warum "der Attentäter" überhaupt noch im Land sei.

F.Hammond--TNT

Empfohlen

Rede bei Davos-Forum: Trump ruft Öl-Staaten zu Preissenkungen auf

Der neue US-Präsident Donald Trump hat die Opec aufgefordert, die Ölpreise zu senken. Darin bestehe auch ein Weg zum Frieden in der Ukraine, sagte Trump am Donnerstag in einer Videoansprache beim Weltwirtschaftsforum in Davos - womit er sich offenbar auf die russischen Einnahmen aus dem Ölexport bezog. Trump appellierte ferner an Unternehmen in aller Welt, ihre Produktion in die USA zu verlagern - sonst müssten sie Zölle zahlen.

US-Bundesrichter blockiert Trumps Dekret gegen Staatsbürgerschaft per Geburt

Ein US-Bundesrichter hat das Dekret des neuen Präsidenten Donald Trump zur Abschaffung des Rechts auf die US-Staatsbürgerschaft per Geburt vorläufig blockiert. Es handle sich um eine "eklatant verfassungswidrige Anordnung", begründete der Bundesrichter John Coughenour am Donnerstag in einer Anhörung im Westküstenstaat Washington seine Entscheidung.

Trump will Huthi-Miliz wieder auf Terrorliste setzen - Iran kritisiert Entscheidung scharf

Der Iran hat die von US-Präsident Donald Trump erklärte erneute Einstufung der jemenitischen Huthi-Miliz als Terrororganisation als "ungerechtfertigt und unbegründet" kritisiert. Trumps Entscheidung sei zudem ein "Vorwand, um unmenschliche Sanktionen gegen das jemenitische Volk" einführen zu können, erklärte der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Esmaeil Bakaei, am Donnerstag. Auch die Huthis kritisierten die Entscheidung. Trump hatte zuvor laut dem Weißen Haus ein Dekret erlassen, mit dem die Huthis wieder zur "ausländische Terrororganisation" erklärt werden.

Verdächtiger von Aschaffenburg in die Psychatrie eingewiesen

Der im Fall der Messerattacke von Aschaffenburg verdächtige 28-jährige Afghane ist in eine psychiatrische Klinik eingewiesen worden. Eine Ermittlungsrichterin erließ am Donnerstag einen entsprechenden Unterbringungsbefehl, wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Abend in Würzburg gemeinsam mitteilten. Der Befehl sei wegen zweifachen vollendeten und zweifachen versuchten Mordes jeweils in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung erlassen worden, hieß es.

Textgröße ändern: