The National Times - Sondierungen in Sachsen gescheitert - CDU und SPD machen BSW schwere Vorwürfe

Sondierungen in Sachsen gescheitert - CDU und SPD machen BSW schwere Vorwürfe


Sondierungen in Sachsen gescheitert - CDU und SPD machen BSW schwere Vorwürfe
Sondierungen in Sachsen gescheitert - CDU und SPD machen BSW schwere Vorwürfe / Foto: © AFP/Archiv

Gut zwei Monate nach der Landtagswahl in Sachsen sind die Sondierungsgespräche von CDU, BSW und SPD gescheitert. Sachsens Ministerpräsident und CDU-Landeschef Michael Kretschmer zufolge brach das BSW die Verhandlungen am Mittwoch "überraschend" ab, während es in diesen um eine Präambel für einen möglichen Koalitionsvertrag ging.

Textgröße ändern:

Kretschmer und SPD-Kolandeschef Henning Homann machten BSW-Bundeschefin Sahra Wagenknecht für die Entscheidung ihrer Partei verantwortlich. Sie habe Druck ausgeübt, sagte Kretschmer in Dresden bei einem gemeinsamen Auftritt mit Homann vor Journalisten. Arbeitsgruppen von CDU, BSW und SPD hätten "in großer Ernsthaftigkeit gemeinsam viele landespolitische Herausforderungen diskutiert". Wie es mit der Regierungsbildung in Sachsen weitergeht, war zunächst unklar. Koalitionen mit der AfD schloss Kretschmer weiterhin aus.

Homann warf der BSW-Führung auf Bundes- und Landesebene vor, die Sondierungen aus "machtpolitischen Kalkül" abgebrochen zu haben. "Es war ein abgekartetes Spiel", sagte er. Das BSW wolle offensichtlich gar nicht mitregieren. Die SPD stehe weiterhin bereit, um Verantwortung für Sachsen zu übernehmen. Die Chancen für eine stabile Mehrheitsregierung aber habe das BSW nun zerstört.

Die Regierungsbildung in Sachsen ist aufgrund der Mehrheitsverhältnisse im Landtag schwierig. Die CDU gewann die Landtagswahl vom 1. September knapp vor der AfD, die vom sächsischen Verfassungsschutz als erwiesen rechtsextrem eingestuft wird. Um mit einer stabilen Mehrheit weiterregieren zu können, wäre die CDU eigentlich auf das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) angewiesen.

Eine Dreierkoalition aus CDU, SPD und Grünen hätte keine Mehrheit - zumal Kretschmer eine neue Koalition mit den Grünen vor der Landtagswahl schon ausschloss. Eine Kooperation mit der Linken ist der CDU aufgrund eines Unvereinbarkeitsbeschlusses nicht möglich. Die Gremien der CDU würden nun "zeitnah" über "die nächste Schritte" entscheiden, fügte Kretschmer am Mittwoch an. In letzter Konsequenz wäre unter anderem eine Neuwahl denkbar.

Medienberichten zufolge warf die sächsischen BSW-Führung CDU und SPD am Mittwoch mangelnde Kompromissbereitschaft unter anderem beim Thema Frieden vor. Kolandeschefin Sabine Zimmermann kündigte demnach an, ihre Partei werde nun in die Opposition gehen. Das BSW sei aber weiter gesprächsbereit.

Die Sondierungen in Sachsen hatten am 22. Oktober begonnen, zuvor hatte es bereits sogenannten Kennenlerngespräche gegeben. Spitzenvertreter der drei beteiligten Parteien hatten diese als konstruktiv bezeichnet, aber auch vor allzu großen Erwartungen gewarnt. "Vor uns liegen sehr anstrengende und auch schwierige Gespräche", hatte Kretschmer etwa zum Sondierungsauftakt gesagt.

Überschattet wurden die Gespräche in Sachsen vor allem von außen- und friedenspolitischen Forderungen des BSW und insbesondere seiner Parteichefin Wagenknecht. Diese dringt auf diplomatische Verhandlungen zur Beendigung des russischen Angriffskriegs in der Ukraine und lehnt die Stationierung von US-Mittelstreckenraketen in Deutschland ab. Entsprechende Forderungen sollten in die Präambel eines Koalitionsvertrags aufgenommen werden, obwohl die Außen- und Sicherheitspolitik nicht in die Kompetenz der Bundesländer fällt.

Die Forderungen des BSW erschweren auch die Koalitionsbildung in Thüringen und Brandenburg, wo CDU und SPD nach den Wahlen vom September ebenfalls Regierungen mit BSW-Beteiligung anstreben. In den vergangenen Wochen legte Wagenknecht mehrfach nach. So kritisierte sie eine in Thüringen von CDU, BSW und SPD ausgehandelte Präambel mit friedenspolitischen Aussagen als unzureichend. In Brandenburg dagegen einigten sich SPD und BSW reibungsloser auf ein gemeinsames Sondierungspapier und begannen mit Koalitionsgesprächen.

Die Sondierungsgespräche in Sachsen waren zwischenzeitlich von der SPD unterbrochen worden, nachdem zahlreiche BSW-Abgeordnete im Landtag für einen AfD-Antrag zur Einsetzung eines Untersuchungsausschusses zur Coronapandemie gestimmt hatten. Anfang vergangener Woche einigten sich CDU, BSW und SPD aber auf eine Fortsetzung. "Missverständnisse" seien ausgeräumt, hieß es.

Die Linke im sächsischen Landtag sprach sich am Mittwoch bereits dafür aus, eine eventuell nötige Neuwahl "aus organisatorischen und finanziellen Gründen" mit der für den 28. September 2025 geplanten Bundestagswahl zusammenzulegen. Das Scheitern der Sondierungen bringe das Land "in eine schwierige Situation".

Lewis--TNT

Empfohlen

Verteidigungsminister von Deutschland und Frankreich rufen zu "Geschlossenheit" auf

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und sein französischer Amtskollege Sébastien Lecornu haben mit Blick auf den Wahlsieg von Donald Trump in den USA zu "mehr Geschlossenheit" unter den EU-Staaten aufgerufen. "Es geht um die Frage, wie stellen wir uns auf in dieser Weltordnung als Europäer?", sagte Pistorius am Mittwoch nach einem Treffen mit Lecornu in Paris. "Wir müssen unsere Souveränität stärken, wir müssen unsere Geschlossenheit stärken. Das gilt einmal mehr in diesen Zeiten", fügte er hinzu.

Comeback mit weltweiten Folgen: Trump triumphiert bei US-Wahlen auf ganzer Linie

Comeback mit Folgen für die ganze Welt: Der Republikaner Donald Trump hat bei der US-Präsidentschaftswahl das Weiße Haus zurückerobert und wird erneut vier Jahre die Geschicke der größten Wirtschafts- und Militärmacht der Welt lenken. Nach einem dramatischen Wahlkampf errang der 78-jährige Ex-Präsident in der Nacht zum Mittwoch einen triumphalen Sieg über die Demokratin Kamala Harris, bei dem er sich zugleich die Kontrolle über den mächtigen US-Senat sicherte. In den USA wie auch weltweit löste die spektakuläre Rückkehr des Rechtspopulisten gespaltene Reaktionen aus.

Wagenknecht: Verantwortung für gescheiterte Sondierungen in Sachsen bei CDU und SPD

BSW-Chefin Sahra Wagenknecht sieht die Verantwortung für das Scheitern der Sondierungsgespräche in Sachsen bei CDU und SPD. Die beiden anderen Parteien hätten "leider das Wahlergebnis nicht verstanden", sagte sie der "Süddeutschen Zeitung" nach Angaben vom Mittwoch. "Das BSW ist nicht die letzte Machtreserve für ein Weiter-so, sondern dafür gewählt worden, echte Veränderung in einer soliden Regierung zu ermöglichen."

Weißes Haus: Harris äußert sich um 22.00 Uhr zu Wahlniederlage

Die demokratische Kandidatin Kamala Harris wird sich am Mittwoch um 22.00 Uhr (MEZ) erstmals öffentlich zu ihrer Niederlage gegen Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl äußern. Die Vize-Präsidentin werde an der Howard University in Washington eine Rede halten, kündigte das Weiße Haus an.

Textgröße ändern: