Letztes Wochenende im US-Wahlkampf: Harris und Trump kämpfen um Unentschiedene
Am letzten Wochenende vor einer der spannendsten US-Präsidentschaftswahlen der Neuzeit absolvieren die demokratische Kandidatin Kamala Harris und ihr republikanischer Widersacher Donald Trump eine ganze Reihe an Wahlkampfveranstaltungen in den sogenannten Swing States, um die letzten unentschiedenen Wähler auf ihre Seite zu bringen. Während der Ausgang der Schicksalswahl auf Messers Schneide steht, zeichnet sich eine gewaltige Beteiligung ab: Mehr als 70 Millionen US-Bürger haben bereits ihre Stimme abgegeben, vier Millionen davon im umstrittenen Bundesstaat Georgia - ein neuer Rekordwert.
Während Harris am Wochenende in den Staaten Georgia, North Carolina und Michigan vor einer weiteren Amtszeit Trumps warnen will, tritt der Ex-Präsident in Virginia, Pennsylvania und ebenfalls in Georgia und North Carolina auf. Der Endspurt endet erst am Montag - und damit einen Tag vor der Wahl - mit abendlichen Kundgebungen: Trump wird in Grand Rapids in Michigan auftreten, während Harris in Pennsylvanias größter Stadt Philadelphia erwartet wird.
Die Umfragen für die Wahl am Dienstag sagen nach wie vor ein Kopf-an-Kopf-Rennen voraus. Dies gilt insbesondere für die sieben Swing States - also die besonders umkämpften Bundesstaaten. Der Ausgang dort wird vermutlich das Ergebnis der Wahl entscheidend beeinflussen.
Vizepräsidentin Harris spricht in den letzten Tagen des Wahlkampfs vor allem gemäßigte Wähler an und will ihre Basis mit einer soliden Wahlkampagne zu den Urnen treiben. Trump sei "zunehmend labil, von Rache besessen, von Groll verzehrt", sagte Harris am Freitag (Ortszeit) in Little Chute, Wisconsin. Es sei an der Zeit, das Kapitel Trump "endlich" zu beenden.
Trump hat unterdessen seine ohnehin schon extreme Rhetorik in der Hoffnung noch weiter verschärft, seine treue Basis zu einer massiven Wahlbeteiligung anzuspornen. Beinahe täglich beleidigt er auf rassistische Weise Einwanderer und beschimpft unflätig politische Gegner.
Harris setzte bei ihrer Kundgebung unter anderem auf die Unterstützung der Rapperin Cardi B; in den vergangenen Wochen hatten bereits zahlreiche weitere Pop-Stars wie Taylor Swift, Jennifer Lopez oder Bruce Springsteen ihre Kampagne unterstützt. "Sind wir bereit, Geschichte zu schreiben?", fragte Cardi B. die Menschenmenge in Bezug auf Harris als möglicherweise erste Frau im Amt.
Wisconsin gehört wie Michigan, Pennsylvania, Georgia, Arizona, Nevada und Pennsylvania zu den sieben Swing States, die aufgrund der Besonderheiten des US-Wahlsystems entscheidend für den Wahlausgang sein werden.
Trump hat zuletzt wie bereits nach seiner Wahlniederlage vor vier Jahren unbelegte Betrugsvorwürfe erhoben. Die Wahlen in Pennsylvania würden "manipuliert", sagte er in einem Interview mit dem rechten Hardliner und Verschwörungstheoretiker Tucker Carlson in dieser Woche. Es gilt als ausgemacht, dass der Republikaner eine erneute Wahlniederlage keinesfalls akzeptieren und erneut alle Hebel in Bewegung setzen würde, um ein solches Ergebnis anzufechten.
In der Innenstadt von Washington begannen am Freitag erste Büros und Geschäfte damit, ihre Fenster zu verrammeln. Vor vier Jahren hatte die US-Hauptstadt im Gefolge der Wahl Gewalt erlebt, die am 6. Januar in der Erstürmung des Kapitols durch fanatische Trump-Anhänger gipfelte.
Zum extrem aufgeladenen politischen Klima trägt eine Flut von Desinformation und Falschbehauptungen in den Onlinenetzwerken bei, die nach Angaben der US-Behörden teils von Russland gesteuert werden, aber auch von Influencern aus dem Rechtsaußenlager, unter ihnen der Trump-Verbündete und Besitzer des Onlinedienstes X, Elon Musk.
A.M.Murray--TNT