The National Times - US-türkische Aktivistin stirbt nach Schüssen im Westjordanland

US-türkische Aktivistin stirbt nach Schüssen im Westjordanland


US-türkische Aktivistin stirbt nach Schüssen im Westjordanland
US-türkische Aktivistin stirbt nach Schüssen im Westjordanland / Foto: © AFP

Im Westjordanland ist eine US-türkische Aktivistin während einer Demonstration gegen israelische Siedlungen im Ort Beita nahe Nablus getötet worden. Die Frau sei am Freitag mit einer Schusswunde am Kopf ins Rafidia-Krankenhaus in Nablus eingeliefert worden, sagte Klinikdirektor Fuad Nafaa der Nachrichtenagentur AFP. Dort sei die pro-palästinensische Aktivistin am frühen Nachmittag für tot erklärt worden. Die israelische Armee räumte ein, in dem Ort das Feuer eröffnet zu haben und gab an, die Berichte über eine getötete Ausländerin zu prüfen.

Textgröße ändern:

Die nach türkischen und US-Angaben als Aysenur Ezgi Eygi identifizierte Aktivistin war Mitglied der Organisation International Solidarity Movement (ISM), wie Co-Gründerin Neta Golan mitteilte. Die 26-Jährige sei in Beita gewesen, um an einer wöchentlichen Demonstration gegen israelische Siedlungen teilzunehmen. Etwa 490.000 Menschen leben in israelischen Siedlungen im Westjordanland. Die Vereinten Nationen stufen diese als völkerrechtswidrig ein.

Die israelische Armee erklärte, ihre Soldaten hätten "mit Feuer auf einen Hauptverantwortlichen für gewalttätige Aktivitäten reagiert, der die Streitkräfte mit Steinen bewarf und eine Bedrohung für sie darstellte". Das Militär "prüft Berichte, wonach eine ausländische Staatsangehörige durch Schüsse getötet wurde", hieß es weiter.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan erklärte im Onlinedienst X, er verurteile das "barbarische Vorgehen Israels gegen eine Demonstration gegen die Besatzung im Westjordanland und ich bete um Gottes Gnade für unsere Bürgerin Aysenur Ezgi Eygi, die bei dem Angriff ums Leben kam". Das türkische Außenministerium hatte einen "von der Regierung Benjamin Netanjahu begangenen Mord" angeprangert.

US-Außenminister Antony Blinken sprach von einem "tragischen Verlust" und sprach der Familie der Aktivistin sein Beileid aus. Auf Nachfrage, ob die USA Schritte gegen Israel unternehmen könnten, sagte Blinken, dass zuerst herausgefunden werden müsse, was genau passiert ist. Wenn dies geschehen sei, würden die USA "wenn nötig" darauf reagieren. "Für mich gibt es keine höhere Priorität als die Sicherheit und den Schutz der amerikanischen Bürger, wo auch immer sie sind", sagte Blinken, der sich auf einer Visite in der Dominikanischen Republik befand.

Zu dem Vorfall sei es nach einem wöchentlichen Freitagsgebet gekommen, das aus Protest gegen einen israelischen Siedlungsaußenposten abgehalten werde, sagte der Bürgermeister Beitas, Mahmud Barham, der Nachrichtenagentur AFP. Eine kleine Anzahl von Teilnehmenden seien nach dem Protest vor Ort geblieben, darunter die Aktivistin. Nachdem Barham zuhause angekommen war, sei er darüber informiert worden, dass ein israelischer Soldat Schüsse in Richtung der dort Verbliebenen abgefeuert habe und eine Kugel die Aktivistin in den Kopf getroffen habe, fuhr der Bürgermeister fort.

Der Schuss, der Eygi traf, sei ein "Schuss zum Töten" gewesen, sagte ein ISM-Aktivist, der anonym bleiben wollte. Er habe gesehen, wie aus ihrem Kopf Blut gekommen sei.

Eygis Tod sei ein Beispiel dafür, wie "amerikanische Kugeln" eine Amerikanerin töten, sagte der Gouverneur von Nablus, Ghassan Daghlas, in Anspielung auf die militärische Unterstützung der USA zu Journalisten.

Bereits Anfang August hatte ein US-Aktivist der Nachrichtenagentur AFP gegenüber gesagt, er sei im Westjordanlang bei einer Demonstration gegen die Ausweitung von israelischen Siedlungen vom Schuss eines israelischen Soldaten verletzt worden.

Im seit 1967 von Israel besetzten Westjordanland hat sich die Lage seit dem Beginn des Krieges zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen deutlich verschärft. Die Hamas hatte mit ihrem Großangriff auf Israel am 7. Oktober den Krieg ausgelöst.

Mindestens 661 Palästinenser wurden laut dem palästinensischen Gesundheitsministerium im Westjordanland seit Kriegsbeginn von israelischen Soldaten oder Siedlern getötet. Israelischen Angaben zufolge wurden in dem Gebiet im selben Zeitraum mindestens 23 Israelis, darunter auch Sicherheitskräfte, bei palästinensischen Angriffen getötet.

Die Hamas sprach in Reaktion auf den Tod der Aktivistin Eygi von einem "abscheulichen Verbrechen".

S.Collins--TNT

Empfohlen

Streit mit von der Leyen: Frankreich tauscht EU-Kommissar Breton aus

Vor Amtsantritt der neuen EU-Kommission unter Ursula von der Leyen hat mit dem französischen EU-Kommissar Thierry Breton einer ihrer größten Brüsseler Kritiker überraschend hingeworfen. "Ich trete mit sofortiger Wirkung von meinem Amt als Europäischer Kommissar zurück", erklärte Breton in einem Brief an die Kommissionspräsidentin, den er am Montag im Onlinedienst X veröffentlichte. Sein Nachfolger in der nächsten EU-Kommission soll Frankreichs amtierender Außenminister Stéphane Séjourné werden.

Hamas-Chef Sinwar: Sind bereit für "langen Abnutzungskrieg" gegen Israel

Die Hamas ist nach den Worten ihres Chefs Jahja Sinwar bereit für einen "langen Abnutzungskrieg" gegen Israel. "Wir haben uns darauf vorbereitet, einen langen Abnutzungskrieg zu führen, der den politischen Willen des Feindes brechen wird", sagte der Chef des Politbüros der Hamas am Montag in einer an die Huthi-Miliz im Jemen gerichteten Botschaft.

Scholz baut in Usbekistan und Kasachstan wirtschaftliche Beziehungen weiter aus

Die Nutzung von Rohstoffen, die Ölversorgung in Deutschland und der Ukraine-Krieg haben am zweiten Tag der Zentralasien-Reise von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Mittelpunkt gestanden. Er habe "sehr gute Gespräche" geführt, sagte Scholz am Montag nach einem Treffen mit Kasachstans Präsident Kassym-Schomart Tokajew in Astana. Zudem seien "sehr viele sehr praktische Vereinbarungen abgeschlossen worden", was "ein gutes Zeichen für die Verbesserung der ökonomischen und politischen Beziehungen" sei.

Wüst will Merz als Kanzlerkandidat und ruft CSU zu Unterstützung auf

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hat sich für eine Kanzlerkandidatur des Bundesvorsitzenden Friedrich Merz ausgesprochen. Er selbst strebe nicht nach der Kanzlerkandidatur im kommenden Jahr, sagte Wüst am Montag nach einer Vorstandssitzung der Landes-CDU in Düsseldorf. Wüst rief auch die Schwesterpartei CSU auf, eine Kandidatur von Merz zu unterstützen, weil "das die gemeinsamen Wahlchancen der Union enorm erhöhen würde".

Textgröße ändern: