The National Times - Nach deutschen Bedenken: EU verschärft Russland-Sanktionen

Nach deutschen Bedenken: EU verschärft Russland-Sanktionen


Nach deutschen Bedenken: EU verschärft Russland-Sanktionen
Nach deutschen Bedenken: EU verschärft Russland-Sanktionen / Foto: © AFP

Nach wochenlanger Verzögerung durch Deutschland verschärft die EU ihre Sanktionen gegen Russland. Die Ständigen Vertreter der Mitgliedsländer einigten sich am Donnerstag in Brüssel auf ein "starkes und umfangreiches 14. Sanktionspaket", wie der belgische EU-Ratsvorsitz im Onlinedienst X mitteilte. Damit sollen "Schlupflöcher geschlossen" werden, wie es hieß. Auf Berliner Druck wurde der Text aber offenbar abgeschwächt. Zudem wird der Handel mit russischem Flüssiggas (LNG) über Europa laut Diplomaten erstmals beschränkt.

Textgröße ändern:

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen begrüßte die Einigung. Das Paket erschwere Russland den Zugang zu Schlüsseltechnologien und entziehe ihm Energieeinnahmen, schrieb sie auf X.

Die Bundesregierung störte sich vor allem an den Kommissionsvorschlägen zur Sanktionsumgehung über Drittländer. Diese schadeten Deutschland als größter EU-Exportnation mehr als Russland, argumentierte vor allem das Kanzleramt. Die Passage wurde nun offenbar abgeschwächt, zunächst sollen dem Vernehmen nach mögliche Auswirkungen geprüft werden.

Konkret ging es um eine sogenannte "No-Russia"-Klausel, die Deutschland ursprünglich selbst mit angestoßen hatte: Damit soll verhindert werden, dass Russland zivil wie militärisch nutzbare Güter aus EU-Produktion über Drittstaaten wie Kasachstan, die Türkei oder China bezieht. Die EU-Kommission hatte vorgeschlagen, diese Klausel zu verschärfen: Die Tochterfirmen europäischer Unternehmen in Drittländern sollten garantieren, dass ihre Waren nicht nach Russland gelangen. Bei Verstößen sollten sie haftbar gemacht werden.

Die Bundesregierung hielt dies für eine zu harte Auflage und forderte wochenlang Textänderungen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte dazu am Wochenende in Medien des Axel-Springer-Konzerns: "Es geht darum, wie wir sicherstellen können, dass die deutsche Wirtschaft ihre Tätigkeit ausüben kann." Als "völligen Quatsch" bezeichnete er Vorwürfe aus Partnerländern, Deutschland verhalte sich wie Ungarn, das regelmäßig Beschlüsse zugunsten der Ukraine blockiert.

Das neue Sanktionspaket sieht erstmals auch Auflagen für russisches Flüssiggas vor. Ein Importstopp, wie ihn das Europaparlament fordert, ist allerdings nicht vorgesehen. Stattdessen wird das Umladen von russischem LNG in europäischen Häfen untersagt. Auch EU-Investitionen in Flüssiggasprojekte in Russland soll es künftig nicht mehr geben.

Nach einer Analyse der deutschen Nichtregierungsorganisation Urgewald zu Tankerrouten vom März war die EU zuletzt die "zentrale Drehscheibe für Russlands Flüssiggasgeschäft". Vor allem über Häfen in Belgien, Frankreich, Spanien und über Rotterdam in den Niederlanden verschiffte Russland demnach sein LNG in Richtung Asien.

Der formale Sanktionsbeschluss wird laut Diplomaten am Montag beim EU-Außenministertreffen in Luxemburg erwartet.

W.Phillips--TNT

Empfohlen

Libanons Regierung: Mindestens 51 Tote durch jüngste israelische Angriffe

Durch die israelischen Luftangriffe am Mittwoch im Libanon sind nach jüngsten Angaben der Regierung in Beirut mindestens 51 Menschen getötet worden. Weitere 223 Menschen seien seit dem Morgen durch diese Angriffe verletzt worden, teilte der libanesische Gesundheitsminister Firass Abiad mit. In einer vorherigen Zwischenbilanz war die Zahl von 23 Toten genannt worden.

Bundestag genehmigt 70 Millionen Euro für Ukraine-Winterhilfen

Der Haushaltsausschuss des Bundestags hat am Mittwoch ein Paket mit Hilfen für die Wärme- und Stromversorgung der Ukraine im Umfang von 70 Millionen Euro genehmigt. Mit den zusätzlichen Mitteln sollten ukrainischen Städten und Kommunen kleinere Blockkraftheizwerke, Kesselanlagen, Generatoren und Solaranlagen zur Verfügung gestellt werden, teilte das Bundesentwicklungsministerium in Berlin mit. Dies solle dazu beitragen, "dass die Menschen in der Ukraine in ihrer Heimat leben und den russischen Angriffen standhalten können".

Prozess wegen Schleuserunfalls mit sieben Toten in Bayern ab 8. Oktober

Der Prozess gegen den mutmaßlichen Todesfahrer bei einem Schleuserunfall mit sieben getöteten Flüchtlingen vor knapp einem Jahr in Bayern beginnt am 8. Oktober vor dem Landgericht Traunstein. Wie das Gericht am Mittwoch mitteilte, wurden zunächst sechs Verhandlungstage bis zum 5. November angesetzt.

Selenskyj: Putin plant Angriffe auf Atomkraftwerke in der Ukraine

Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj hat dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vorgeworfen, Angriffe auf Atomkraftwerke in der Ukraine zu planen. "Kürzlich habe ich einen weiteren alarmierenden Bericht unseres Geheimdienstes erhalten", sagte Selenskyj am Mittwoch in der Generaldebatte der UN-Vollversammlung in New York. "Nun scheint Putin tatsächlich Angriffe auf unsere Kernkraftwerke und die Infrastruktur zu planen, um die Anlagen vom Stromnetz zu trennen."

Textgröße ändern: