The National Times - Hamas meldet 45 Tote nach Angriff auf ein Flüchtlingslager nahe Rafah

Hamas meldet 45 Tote nach Angriff auf ein Flüchtlingslager nahe Rafah


Hamas meldet 45 Tote nach Angriff auf ein Flüchtlingslager nahe Rafah
Hamas meldet 45 Tote nach Angriff auf ein Flüchtlingslager nahe Rafah / Foto: © AFP

Bei einem israelischen Luftangriff ist nach Angaben der radikalislamischen Hamas ein Flüchtlingslager nahe der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens getroffen worden - 45 Menschen kamen demnach ums Leben. Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde sprach am Montag zudem von hunderten Verletzten. Demnach führte der nächtliche Angriff zu einem Feuer in dem Lager. Die israelische Armee erklärte hingegen, "einen Hamas-Komplex in Rafah getroffen" zu haben. Sie wollte aber Berichte über getötete Zivilisten prüfen. Scharfe Kritik an dem israelischen Vorgehen kam aus der arabischen Welt und der Türkei.

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"Bei dem gestrigen Massaker in Rafah sind 45 Menschen ums Leben gekommen, darunter 23 Frauen, Kinder und ältere Menschen", erklärte das Gesundheitsministerium der Hamas im Gazastreifen. Die Zahl der Verletzten liege bei 249. Nach palästinensischen Angaben handelt es sich bei dem Camp um das vom UN-Palästinenserhilfswerk (UNRWA) betriebene Flüchtlingslager Barkasat nordwestlich von Rafah.

Bilder der Nachrichtenagentur AFP vom frühen Montagmorgen zeigten die verkohlten Überreste von behelfsmäßigen Zelten und Fahrzeugen. Die Zivilschutzbehörde des Gazastreifens erklärte, viele der Leichen seien "verbrannt". Durch die Angriffe sei ein Feuer entstanden, das sich in dem Flüchtlingslager ausgebreitet habe.

Die Hilfsorganisation Palästinensischer Roter Halbmond veröffentlichte Bilder aus der Nacht, auf denen Sanitäter zu sehen sind, die in Krankenwagen zum Ort des Geschehens eilen und Verletzte evakuieren. Das Internationale Rote Kreuz gab an, in einem seiner Feldlazarette seien zahlreiche Menschen angekommen, die wegen "Verletzungen und Verbrennungen" behandelt werden müssten: "Unsere Teams tun ihr Bestes, um Leben zu retten."

Dagegen erklärte die israelische Armee, dass bei dem Luftangriff ein "Hamas-Komplex in Rafah" ins Visier genommen worden sei, in dem "wichtige Hamas-Terroristen tätig waren". Der Angriff mit "Präzisionsmunition" habe sich gegen "legitime Ziele" gerichtet.

Bei dem Angriff wurden den Angaben zufolge zwei ranghohe Hamas-Vertreter getötet, die im besetzten Westjordanland an der Planung von Anschlägen beteiligt gewesen waren. Die israelische Armee erklärte aber auch, sie prüfe Berichte, "die darauf hinweisen, dass infolge des Angriffs und des Feuers mehrere Zivilisten in der Gegend verletzt wurden." Auch ein Regierungssprecher sagte, dass der Angriff überprüft werden. "Das war wirklich schwerwiegend. Jeder Verlust von Leben, von zivilem Leben, ist etwas schwerwiegendes und schreckliches", sagte Avi Hyman.

Der israelische Luftangriff auf Rafah folgte auf einen Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen. Nach israelischen Angaben waren am Sonntag erstmals seit Monaten wieder Raketen auf Tel Aviv und andere Gebiete im Zentrum Israels abgefeuert worden.

Kritik an dem israelischen Luftangriff kam vor allem aus der arabischen Welt. Das ägyptische Außenministerium sprach am Montag von einer "gezielten Bombardierung von Zelten Vertriebener durch israelische Kräfte", Jordanien warf Israel die Begehung "andauernder Kriegsverbrechen vor".

Katar, das in den Verhandlungen um eine Feuerpause im Gazastreifen und die Freilassung der dort festgehaltenen israelischen Geiseln als Vermittler auftritt, sprach von einer "gefährlichen Verletzung des internationalen Rechts". Das Außenministerium in Doha zeigte sich besorgt, "dass die Bombardierung die laufenden Vermittlungsbemühungen erschweren und das Erreichen einer Vereinbarung über einen sofortigen und dauerhaften Waffenstillstand behindern wird".

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan versicherte, sein Land werde "alles in seiner Macht stehende" tun, um die israelische Regierung zur Rechenschaft zu ziehen. Er sprach von einem "Massaker".

Die Bundesregierung äußerte sich zurückhaltend. Ob es sich bei dem Vorfall um ein Kriegsverbrechen handle, müssten Juristen klären, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit. "Wenn so etwas passiert, ist das veruteilungswürdig", fügte er hinzu. Allerdings könne ein Urteil nicht anhand von Bildern gefällt werden.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron rief im Onlinedienst X zu einem Ende der israelischen Angriffe auf. "Es gibt in Rafah keine sicheren Orte für Zivilisten mehr", erklärte er dort auf Englisch. "Ich fordere die uneingeschränkte Achtung des Völkerrechts und einen sofortigen Waffenstillstand." Der Internationale Gerichtshof (IGH) in Den Haag hatte erst unlängst den Stopp der israelischen Offensive auf Rafah verlangt.

Der Krieg im Gazastreifen dauert seit mehr als sieben Monaten an. Kämpfer der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas hatten am 7. Oktober einen Großangriff auf Israel verübt und dabei israelischen Angaben zufolge mehr als 1170 Menschen getötet. Zudem wurden 252 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.

Als Reaktion auf den Angriff geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden dabei bislang mehr als 36.000 Menschen getötet.

In der Stadt Rafah an der Grenze zu Ägypten haben mehr als eine Million Menschen Zuflucht vor der israelischen Offensive gesucht. Israel bezeichnet Rafah als die letzte Bastion der Hamas-Kämpfer.

T.Cunningham--TNT

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