The National Times - FDP nennt 5000 neue Stellen für Kindergrundsicherung "abwegig"

FDP nennt 5000 neue Stellen für Kindergrundsicherung "abwegig"


FDP nennt 5000 neue Stellen für Kindergrundsicherung "abwegig"
FDP nennt 5000 neue Stellen für Kindergrundsicherung "abwegig" / Foto: © AFP/Archiv

Im Streit um die Kindergrundsicherung verschärft die FDP den Ton gegenüber Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne). Deren Plan, für die neue Leistung 5000 zusätzliche Stellen zu schaffen, sei "abwegig", sagte FDP-Fraktionschef Christian Dürr am Mittwoch dem TV-Sender Welt. Eine Ministeriumssprecherin sagte dagegen, auch die Bundesagentur für Arbeit gehe von einem solchen Stellenbedarf aus. Der Paritätische Wohlfahrtsverband forderte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auf, den Koalitionsstreit mit einem "Machtwort" zu beenden.

Textgröße ändern:

Der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands, Ulrich Schneider, sagte im Deutschlandfunk, Paus könne "die Interessen der armen Kinder nicht alleine durchsetzen". Sie brauche "die Unterstützung anderer Partner in der Koalition und vor allem des Bundeskanzlers".

Die Kindergrundsicherung soll mehrere Leistungen für Kinder bündeln und diese den Familien leichter zugänglich machen. Die Koalition will damit Kinderarmut effektiver bekämpfen. Der entsprechende Gesetzentwurf wurde im November zum ersten Mal im Bundestag beraten, doch das Gesetzgebungsverfahren stockt, viele Details der Umsetzung sind noch offen.

FDP-Fraktionschef Dürr sagte, die Kindergrundsicherung solle familienpolitische Leistungen digitalisieren und entbürokratisieren. "Die Schaffung von 5000 zusätzlichen Stellen ist natürlich das exakte Gegenteil, und insofern hilft das nicht den Familien in Deutschland, sondern macht den Staatsapparat nur größer", sagte Dürr. Auch in der Sozialpolitik sei mehr Effizienz nötig.

Schneider verwies darauf, dass es 2,9 Millionen arme Kinder in Deutschland gebe. Kinderarmut könne aber nicht mit der Digitalisierung von Leistungen oder der Schaffung einer neuen Behörde bekämpft werden. "Da muss man Geld in die Hand nehmen." Der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands forderte neben einem Machtwort des Kanzlers auch einen "Richtungswechsel in der Finanz- und Steuerpolitik".

Die geplanten Stellen brauche es, da die verschiedenen Leistungen künftig bei den Familienkassen gebündelt werden sollten, sagte Schneider. Diese seien bisher nicht in der Fläche aufgestellt und bräuchten deshalb Personal. Das lasse sich auch nicht einfach bei anderen Behörden abziehen.

Die Sprecherin des Bundesfamilienministeriums betonte, die zu erwartende höhere Inanspruchnahme der Kindergrundsicherung erfordere den Aufbau von Personal. Sie verwies darauf, dass "im Moment noch nicht alle antragsberechtigten Kinder" erreicht werden könnten.

Mit Blick auf das geplante Inkrafttreten der Kindergrundsicherung Anfang 2025 sagte die Sprecherin, der vom Kabinett beschlossene Gesetzentwurf werde nun im parlamentarischen Verfahren beraten. "Der Zeitplan ist auch abhängig vom Fortgang der Beratungen", fügte sie hinzu.

Grünen-Fraktionsvize Andreas Audretsch sagte zu dem Personalbedarf, es sei "Quatsch, dass diese Stellen alles neue Stellen sind, sondern wir entlasten die Kommunen, die im Moment nämlich die Last tragen, die ganzen Familienleistungen, diesen Dschungel an Familienleistungen zu administrieren". Die frei werdenden Stellen könnten die Kommunen "dann in andere Bereiche stecken", sagte Audretsch am Mittwoch in der Sendung "Frühstart" von RTL und ntv.

Teilen der FDP warf er vor, das Vorhaben "mit Halbwahrheiten und Falschaussagen" blockieren zu wollen. Audretsch verwies darauf, dass Finanzminister Lindner das Projekt mit ausgehandelt habe. "Ein Gesetzentwurf liegt vor. Jetzt reden wir im Bundestag darüber, was verändert werden muss, und dann werden wir die Kindergrundsicherung verabschieden", sagte der Grünen-Politiker.

A.Parker--TNT

Empfohlen

Gysi hält endgültigen Untergang der Linkspartei für denkbar

Der Linken-Politiker Gregor Gysi hält den endgültigen Untergang seiner Partei für denkbar. "Unsere Zukunft hängt vom Parteitag am 18. Oktober ab", sagte er dem "Tagesspiegel" vom Mittwoch. "Wenn in Halle herauskäme, wir machen die alte Soße weiter, laufen wir einem Begräbnis entgegen." Der Bundesparteitag der Linken findet von 18. bis 20. Oktober in Halle in Sachsen-Anhalt statt.

AfD-Ehrenvorsitzender Gauland kündigt Rückzug aus der aktiven Politik an

Der AfD-Ehrenvorsitzende Alexander Gauland hat seinen Rückzug aus der aktiven Politik angekündigt. "Ich habe mich dafür entschieden, bei der nächsten Bundestagswahl nicht mehr zu kandidieren", sagte Gauland der "Welt" laut Meldung vom Mittwoch. "Ich glaube nicht, dass ich als 85-Jähriger noch richtig im Parlament bin." Der frühere Partei- und Fraktionschef ist heute 83 Jahre alt. "In meinem Alter ist das Ende absehbar", sagte er dazu.

Explosionen nahe der israelischen Botschaft in Kopenhagen

In "unmittelbarer Nähe" der israelischen Botschaft in Kopenhagen hat es zwei Explosionen gegeben. Es sei niemand verletzt worden, teilte die dänische Polizei am Mittwoch im Onlinedienst X mit. Erste Untersuchungen laufen einem Polizeisprecher zufolge. Es sei "zu früh", um zu sagen, ob eine Verbindung zur israelischen Botschaft besteht.

Hisbollah meldet Kämpfe mit israelischen Truppen auf beiden Seiten der Grenze

Die Hisbollah hat sich nach eigenen Angaben Kämpfe mit israelischen Soldaten auf beiden Seiten der Grenze geliefert. Zum einen seien Kämpfer der pro-iranischen Miliz einer "feindlichen israelischen Infanterieeinheit" gegenübergestanden, die versucht habe, in das libanesische Dorf Adajseh einzudringen, erklärte die Hisbollah am Mittwoch. Es habe Zusammenstöße gegeben, die Hisbollah-Kämpfer hätten die israelische Einheit zum Rückzug zwingen können, hieß es weiter.

Textgröße ändern: