Französische Insel Korsika kommt Autonomie-Status einen Schritt näher
Die französische Mittelmeerinsel Korsika ist der Verankerung einer größeren Autonomie in der französischen Verfassung einen Schritt näher gekommen. Die "geschichtliche, sprachliche und kulturelle" Sonderstellung Korsikas könnte künftig in der Verfassung erwähnt werden, teilte das Innenministerium in Paris in der Nacht zu Dienstag mit. Innenminister Gérald Darmanin habe sich mit Vertretern der Insel auf einen Textentwurf geeinigt, der als nächstes vom korsischen Regionalparlament debattiert werden soll.
"Wir bewegen uns auf eine Autonomie zu", sagte Darmanin. "Aber es gibt keine Trennung zwischen Korsika und der Republik", fügte er hinzu. Der Textentwurf erwähne weder das "korsische Volk" noch die Einstufung des Korsischen als zweite Amtssprache, wie es sich manche Separatisten auf Korsika erhoffen.
Der Vorsitzende der korsischen Regionalverwaltung, Gilles Simeoni, sprach von einem "entscheidenden Schritt". Er begrüßte es, dass Korsika eine eingeschränkte gesetzgeberische Gewalt erhalten solle. Im Textentwurf heißt es dazu, dass die französischen Gesetze auf der Insel "angepasst" werden können.
Für eine Verfassungsänderung muss der Text von beiden Kammern des französischen Parlaments mit einer Dreifünftelmehrheit verabschiedet werden.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte den Inselbewohnern mehrfach zugesagt, den Sonderstatus Korsikas in der Verfassung des Landes zu verankern. Er hatte sich im September dafür ausgesprochen, innerhalb von sechs Monate einen Gesetzestext zu erarbeiten, der als Grundlage für eine Verfassungsänderung dienen könne. Dieser sollte "die Identität Korsikas wahren und zugleich in den Grenzen der Republik bleiben".
Nach dem Tod des korsischen Häftlings Yvan Colonna im März 2022 waren auf der Insel heftige Unruhen ausgebrochen. Colonna wird auf Korsika von vielen als Unabhängigkeitskämpfer verehrt. Korsische Nationalisten fordern seit langem eine größere Autonomie der Insel, eine Anerkennung des "korsischen Volkes" und der korsischen Sprache als Amtssprache.
Macron hatte schon zuvor bekräftigt, dass Französisch die einzige Amtssprache bleiben solle, zeigte sich aber offen dafür, dass die korsische Sprache "besser unterrichtet" werde.
M.A.Walters--TNT