MeToo: Französische Schauspielerin Godrèche fordert Untersuchungskommission
Die Schauspielerin Judith Godrèche, die in Frankreich zu einer der wichtigsten Vertreterinnen der MeToo-Bewegung zählt, hat eine Untersuchungskommission zu sexueller Gewalt in der Filmbranche gefordert. Sie verglich die Kinowelt in ihrem Land mit einer "Familie, wo sich niemand traut, einen anderen anzuzeigen". Bei einer Anhörung vor dem Senatsausschuss für Frauenrechte in Paris sagte sie am Donnerstag: "Wir müssen aufhören, so zu tun, als wüssten wir nichts."
Godrèche forderte strengere Regeln für Dreharbeiten mit Minderjährigen, unter anderem einen unabhängigen Referenten. Die Kontrollen müssten verschärft werden, so dass Kinder und Jugendliche bei Dreharbeiten und Castings niemals allein blieben.
Die Schauspielerin forderte zudem den Rückzug des Vorsitzenden der nationalen Filmkommission Dominique Boutonnat, gegen den ein Verfahren wegen sexueller Übergriffe auf sein 21 Jahre altes Patenkind läuft. Boutonnat weist die Vorwürfe zurück.
Godrèche, die den Regisseuren Benoît Jacquot und Jacques Doillon vorwirft, sie als Minderjährige sexuell missbraucht zu haben, hatte bereits bei der Verleihung der César-Filmpreise eine Aufsehen erregende Rede zu dem Thema gehalten. Darin prangerte sie "das Ausmaß an Straflosigkeit, Leugnen und Privilegiertheit" im Film-Milieu an. Es dürfe nicht toleriert werden, dass die Filmkunst "als Deckmantel für den illegalen Handel mit jungen Mädchen" missbraucht werde.
Die MeToo-Bewegung ist in Frankreich wieder aufgeflammt, seit sich Vorwürfe gegen den Schauspielstar Gérard Depardieu mehren. Depardieu wurde in fünf Fällen der Vergewaltigung oder sexueller Übergriffe angezeigt. Eines der Verfahren wurde wegen Verjährung eingestellt. Der Schauspieler weist alle Vorwürfe zurück. Präsident Emmanuel Macron hatte Depardieu mehrfach öffentlich in Schutz genommen und auf die Unschuldsvermutung verwiesen.
Am Montag beginnt zudem ein Prozess gegen den Schauspieler Roman Polanski, der ebenfalls mit Vorwürfen sexueller Gewalt konfrontiert ist. In dem Prozess geht es um eine Verleumdungsklage der britischen Schauspielerin Charlotte Lewis. Polanski hatte sie als Lügnerin bezeichnet. Lewis wirft Polanski sexuelle Gewalt vor, wurde aber von einem britischen Klatschblatt mit der Aussage zitiert, eine einvernehmliche Affäre mit Polanski gehabt zu haben.
S.Lee--TNT