The National Times - Biden muss bei Vorwahl in Michigan um Unterstützung von Muslimen bangen

Biden muss bei Vorwahl in Michigan um Unterstützung von Muslimen bangen


Biden muss bei Vorwahl in Michigan um Unterstützung von Muslimen bangen
Biden muss bei Vorwahl in Michigan um Unterstützung von Muslimen bangen / Foto: © AFP

Im US-Bundesstaat Michigan sind am Dienstag die Präsidentschaftsvorwahlen fortgesetzt worden. Dabei musste Präsident Joe Biden wegen seiner Unterstützung für Israel im Gazakrieg einen Dämpfer befürchten. Zwar steht der 81-Jährige als erneuter Kandidat der Demokraten für die Wahl so gut wie fest, Aktivisten hatten jedoch dazu aufgerufen, ihm aus Protest die Stimme zu verweigern. Bei den oppositionellen Republikanern galt ein erneuter Sieg von Ex-Präsident Donald Trump gegen seine interne Konkurrentin Nikki Haley als sicher.

Textgröße ändern:

In dem Bundesstaat im Mittleren Westen gibt es einen hohen Anteil muslimischer Wähler. Die Bewegung "Listen to Michigan" hatte im Vorfeld der Vorwahl dazu aufgerufen, statt Bidens Namen auf dem Stimmzettel "uncommitted" (deutsch: "neutral") anzukreuzen. 10.000 Wähler sollten dafür gewonnen werden. Mit der Aktion wollen die Aktivisten Druck auf Biden ausüben, von seiner Unterstützung für Israel abzurücken.

"Präsident Biden finanziert die Bomben, die auf die Familienangehörigen von Menschen hier in Michigan gefallen sind - Menschen, die für ihn gestimmt haben und die sich nun völlig verraten fühlen", erklärte Layla Elabed von "Listen to Michigan". Mit dem Protest solle nun die unmissverständliche Botschaft gesendet werden, dass die Finanzierung und Unterstützung des Krieges "im Widerspruch zu den Werten der Demokratischen Partei steht".

Sie sei stolz darauf, an diesem Tag für "uncommitted" gestimmt zu haben, sagte Rashida Tlaib, die einzige Kongressabgeordnete mit palästinensischen Wurzeln. "Wenn 74 Prozent der Demokraten in Michigan einen Waffenstillstand unterstützen, Präsident Biden uns aber nicht zuhört, dann können wir auf diese Weise unsere Demokratie nutzen, um zu sagen: 'Hört zu - hört auf Michigan'", betonte sie.

Die 27-jährige Krankenschwester Fatima Elsaghir sagte der Nachrichtenagentur AFP, sie wolle Biden mit ihrer Proteststimme zum Umdenken zwingen. Vielleicht werde der Wunsch, Michigan zu gewinnen, den Präsidenten zur Forderung nach einem Waffenstillstand im Gazastreifen bewegen.

Der Gazakrieg war am 7. Oktober durch einen beispiellosen Angriff der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas auf Israel ausgelöst worden. Nach israelischen Angaben wurden dabei rund 1160 Menschen brutal getötet. Als Reaktion geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden in dem Palästinensergebiet seitdem mehr als 29.878 Menschen getötet.

Mit der steigenden Zahl der Toten auf palästinensischer Seite schwindet unter den Muslimen und arabischen US-Bürgern die Unterstützung für Biden. Der Bundesstaat Michigan hat landesweit den größten Anteil von Menschen mit Wurzeln im Nahen Osten und Nordafrika. Bei der Präsidentschaftswahl im Jahr 2020 waren die Stimmen dieser Bevölkerungsgruppe in Michigan für Biden entscheidend für seinen dortigen knappen Sieg über Trump.

Der Bürgermeister des stark arabisch geprägten Detroiter Vororts Dearborn, Abdullah Hammud, erklärte, bei der Abstimmung gehe es darum, Biden "zur Verantwortung zu ziehen". Sowohl die knapp 30.000 Toten im Gazastreifen als auch die "endlose Militärhilfe" seien nicht akzeptabel, schrieb er im Onlinedienst Instagram.

Den Ergebnissen in Michigan gilt bei den Vorwahlen ein besonderes Interesse, da dieser Staat zu den sogenannten Swing States zählt, die letztlich entscheidend für den Ausgang der Präsidentschaftswahl am 5. November sind. Insofern wird mit Spannung erwartet, wie deutlich die jeweilige Zustimmung für Biden und Trump ausfällt.

Die fehlenden Stimmen werden Bidens Nominierung als Präsidentschaftskandidat der Demokraten nicht ernsthaft gefährden. Sein interner Konkurrent, der Kongressabgeordnete Dean Phillips aus Minnesota, ist in den Umfragen weit abgeschlagen. Jedoch könnten sich der Protest der Wähler in Michigan auch auf das Ergebnis der Demokraten bei der Parlamentswahl im November niederschlagen.

Bei den Republikanern ist Trump auf dem Weg zur erneuten Präsidentschaftskandidatur kaum noch aufzuhalten, nachdem er seine stärkste parteiinterne Rivalin Haley sogar in deren Heimatstaat South Carolina am Samstag klar besiegt hatte. Dennoch will Haley mindestens bis zum "Super Tuesday" kommende Woche durchhalten, an dem die Republikaner in 15 Staaten votieren.

T.Cunningham--TNT

Empfohlen

Nasrallah-Nachfolger mögliches Ziel von neuen israelischen Angriffen in Beirut

Israel hat die pro-iranische Hisbollah-Miliz im Libanon am Freitag mit neuen Luftangriffen auf den Süden von Beirut weiter unter Druck gesetzt. Berichten zufolge könnten die Angriffe auf Vororte der Hauptstadt dem voraussichtlichen Nachfolger des getöteten Hisbollah-Chefs Hassan Nasrallah gegolten haben. Kämpfer der Miliz beschossen indes eigenen Angaben zufolge israelische Soldaten im Grenzgebiet zu Israel. Die Bundesregierung flog angesichts der anhaltenden Kämpfe weitere Deutsche aus dem Libanon aus.

Selenskyj besucht in russischer Region Kursk kämpfende Truppen in Grenzregion Sumy

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat in der Grenzregion Sumy Soldaten besucht, die an der Offensive in der russischen Region Kursk beteiligt sind. "Heute habe ich meine Reise in die Region Sumy zu einem Treffen mit unseren Soldaten begonnen - den Männern, die in der Region Kursk kämpfen und unsere Grenzregionen und das ganze Land verteidigen", schrieb Selenskyj am Freitag im Onlinedienst Telegram.

Ex-Präsident Obama steigt in den Wahlkampf von Kamala Harris ein

Der frühere US-Präsident Barack Obama wird in den Wochen bis zum Wahltag am 5. November aktiv die Kampagne der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris unterstützen. Wie Harris' Kampagnenteam am Freitag mitteilte, wird Obama am kommenden Donnerstag in Pittsburgh im Bundesstaat Pennsylvania seinen ersten Auftritt absolvieren und in den Wochen danach weitere Kundgebungen vor allem in den besonders umkämpften Bundesstaaten abhalten.

Irans Außenminister: Teheran unterstützt Bemühungen um Waffenruhe im Libanon

Der Iran unterstützt nach den Worten seines Außenministers Abbas Aragtschi die Bemühungen um eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah im Libanon. Als Bedingung für eine Feuerpause nannte Aragtschi am Freitag bei einem Besuch in Beirut allerdings, dass es parallel auch eine Waffenruhe zwischen Israel und der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen geben müsse.

Textgröße ändern: