Tausende versammeln sich zur Unterstützung von Ex-Präsident Bolsonaro in São Paulo
In Brasilien haben sich tausende Anhänger des ultrarechten früheren Präsidenten Jair Bolsonaro in São Paulo versammelt, gegen den wegen eines "Putschversuchs" nach seiner Abwahl ermittelt wird. In den brasilianischen Nationalfarben Grün und Gelb gekleidet strömten die Demonstranten am Sonntag in Richtung der Avenida Paulista, einer der wichtigsten Straßen der größten Metropole Lateinamerikas.
Bolsonaro kam mit einer israelischen Flagge zur Kundgebung, zu der Organisatoren mindestens 500.000 Menschen erwarteten - eine Geste gegen die Äußerungen des brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva. Lula hatte das israelische Vorgehen im Gazastreifen eine Woche zuvor mit dem Holocaust verglichen.
Bolsonaro, der das Präsidentenamt von 2019 bis 2022 innehatte, hatte seine Unterstützer in den vergangenen Tagen in mehreren Videos in den Onlinenetzwerken zu einer "friedlichen Versammlung zur Verteidigung des demokratischen Rechtsstaats" aufgerufen. Das Oberste Gericht ermittelt derzeit gegen Bolsonaro wegen des Verdachts, zu Unruhen nach seiner Wahlniederlage angestiftet zu haben.
Am 8. Januar 2023 hatten seine Anhänger zu Tausenden das Regierungsviertel in der Hauptstadt Brasília gestürmt. Sie attackierten und verwüsteten das Parlament, das Oberste Gericht und den Präsidentenpalast. Bolsonaro hatte den Wahlsieg seines linksgerichteten Nachfolgers Luiz Inácio Lula da Silva nicht explizit anerkannt; vor und nach der Wahl hatte er immer wieder von Wahlbetrug gesprochen.
Im Juni vergangenen Jahres war Bolsonaro vom Obersten Wahlgericht wegen seiner unbelegten Wahlbetrugsvorwürfe für acht Jahre von allen politischen Ämtern ausgeschlossen worden. Vor kurzem musste der Ex-Staatschef nach Angaben seines Anwalts wegen der Ermittlungen seinen Pass abgeben.
In der Menschenmenge in São Paulo befand sich auch der 63-jährige Wilson Aseka, der aus seinem 700 Kilometer entfernten Wohnort im Nachbarstaat Minas Gerais angereist war. "Bolsonaro ist ein ehrlicher Mensch, ein Opfer von Verfolgung", sagte Aseka. "Es ist wichtig, ihn zu unterstützen, denn er steht für Gott, Vaterland und Familie", wiederholte der Demonstrant den Slogan Bolsonaros.
Bolsonaro weist die Vorwürfe zurück. Bei einer halbstündigen Befragung am Donnerstag im Hauptquartier der Bundespolizei in Brasilia weigerte er sich, Fragen zu beantworten.
Trotz erdrückender Vorwürfe gilt Bolsonaro weiterhin als Oppositionsführer und wird von seinen Anhängern bewundert. Der Protest am Sonntag gilt als Test für seine Unterstützung vor den Kommunalwahlen im Oktober, bei denen sein Einfluss eine Rolle spielen dürfte.
N.Johns--TNT