The National Times - Israelische Angriffe auf Rafah - Gespräche über Waffenruhe gehen weiter

Israelische Angriffe auf Rafah - Gespräche über Waffenruhe gehen weiter


Israelische Angriffe auf Rafah - Gespräche über Waffenruhe gehen weiter
Israelische Angriffe auf Rafah - Gespräche über Waffenruhe gehen weiter / Foto: © AFP

Das israelische Militär hat am Donnerstag erneut die Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens unter Beschuss genommen. Augenzeugen berichteten von zahlreichen Angriffen und Explosionen. Vor dem Hintergrund der Verhandlungen über ein neues Abkommen zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas traf derweil der Nahost-Berater von US-Präsident Joe Biden, Brett McGurk, in Tel Aviv mit dem israelischen Verteidigungsminister Joav Gallant zusammen.

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"Ich wurde von einer riesigen Explosion geweckt, die wie ein Erdbeben war. Überall waren Flammen, Rauch und Staub", berichtete der 21-jährige Rami Al-Shaer über die nächtlichen Angriffe auf Rafah. Die Al-Faruq-Moschee sei von zwei Raketen beschossen und zerstört worden, sagte Mohammed Abu Khosa. Nur das Minarett sei stehengeblieben.

Ein AFP-Journalist berichtete von etwa zehn Luftangriffen auf das südliche Rafah, die insbesondere das Viertel al-Schabura getroffen hätten. In die an Ägypten grenzende Stadt sind seit Beginn der israelischen Militäroffensive mehr als eine Million Menschen geflüchtet. Die israelische Armee bereitet dort nach eigenen Angaben eine Bodenoffensive vor, um die "letzten verbliebenen Hamas-Bastionen" zu zerstören und dort vermutete Geiseln zu befreien.

Laut der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) wurde in der südlichen Stadt Chan Junis ein Haus beschossen, in dem Mitarbeiter der Organisation und deren Angehörige untergebracht waren. Zwei Mitarbeiter der Organisation wurden demnach getötet.

Die israelische Armee erklärte, sie habe auf ein Gebäude geschossen, das als Ort "terroristischer Aktivitäten" identifiziert worden sei. Sie bedaure, dass Zivilisten zu Schaden gekommen seien. Das israelische Militär gab zudem an, in der als Hamas-Hochburg geltenden Stadt "15 Terroristen" getötet zu haben.

Die von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde im Gazastreifen meldete für das gesamte Palästinensergebiet mindestens 97 Tote innerhalb von 24 Stunden.

Mehr als vier Monate nach Beginn des Krieges wird die Situation für die rund 2,4 Millionen Palästinenser im Gazastreifen immer prekärer. Durch die massive Zerstörung brach nach Angaben der Weltbank auch die Wirtschaft im vergangenen Quartal um mehr als 80 Prozent ein. Demnach kamen fast alle wirtschaftlichen Aktivitäten zum Erliegen.

Am 7. Oktober waren Kämpfer der von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuften Hamas nach Israel eingedrungen und hatten dort Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt. Israelischen Angaben zufolge wurden dabei etwa 1160 Menschen getötet und rund 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.

Als Reaktion auf den Angriff geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor, erklärtes Ziel ist die Zerstörung der Hamas. Nach jüngsten Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden in dem Palästinensergebiet seitdem mindestens 29.410 Menschen getötet.

Seit Wochen laufen unter der Vermittlung von Katar, Ägypten und den USA Verhandlungen zur Freilassung der Geiseln im Gegenzug zu einer weiteren Waffenruhe im Gazastreifen - auch mit Blick auf eine bevorstehende Offensive in der südlichen Stadt Rafah. Bislang kam jedoch keine Einigung zustande.

In Tel Aviv fanden am Donnerstag Gespräche zwischen dem Nahost-Berater von US-Präsident Joe Biden, Brett McGurk, und dem israelischen Verteidigungsminister Joav Gallant statt. Laut israelischem Verteidigungsministerium ging es dabei um die Rückführung von Geiseln sowie "operative Entwicklungen in Hamas-Hochburgen im zentralen und südlichen Gazastreifen und humanitäre Hilfsmaßnahmen". Zuvor hatte McGurk in Kairo an zwischen den USA, Ägypten und Katar vermittelten Gesprächen mit der Hamas teilgenommen.

Der israelische Minister Benny Gantz äußerte sich derweil verhalten optimistisch hinsichtlich eines neuen Abkommens. Es gebe Bemühungen, um einen neuen Plan für die Rückkehr der Geiseln voranzubringen" sowie "erste Anzeichen, die auf die Möglichkeit eines Fortschritts in dieser Richtung hinweisen", sagte Gantz, der dem Kriegskabinett von Regierungschef Benjamin Netanjahu angehört. Einzelheiten nannte er zunächst nicht.

Die Hamas fordert einen Waffenstillstand und einen israelischen Rückzug aus dem Küstenstreifen. Israel seinerseits will seine Offensive so lange fortsetzen, bis die Hamas vernichtet ist und alle israelischen Geiseln befreit sind.

Bei einem Treffen im brasilianischen Rio de Janeiro sprach sich die Gruppe der G20-Staaten nach Angaben des brasilianischen Außenministers Mauro Vieira quasi einstimmig für eine Zweistaatenlösung aus. Zuvor hatte bereits der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell betont, dass es eine breite Unterstützung für die Zweistaatenlösung gebe. Damit ist eine friedliche Koexistenz des von den Palästinensern angestrebten eigenen Staates und des Staates Israel gemeint.

T.Cunningham--TNT

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