Tödlicher Anschlag auf Israelis im Westjordanland - Neue Luftangriffe im Gazastreifen
Tödliche Gewalt nahe Jerusalem: Bei einem Anschlag nahe einer Siedlung im Westjordanland haben palästinensische Angreifer am Donnerstag mit automatischen Schusswaffen einen Menschen getötet. Nach Angaben israelischer Rettungsdienste wurden bei dem Angriff nahe Maale Adumim mindestens acht weitere Menschen teils schwer verletzt, darunter eine Schwangere. Während Israels Armee im südlichen Gazastreifen weiter Hamas-Ziele ins Visier nahm, äußerte sich Minister Benny Gantz verhalten optimistisch hinsichtlich eines neuen Geisel-Abkommens mit der islamistischen Hamas im Gegenzug zu einer Feuerpause im Gazastreifen.
Nach Angaben der israelischen Polizei wurde der Anschlag während des morgendlichen Berufsverkehrs auf einer Straße zwischen dem Toten Meer und Jerusalem verübt. Demnach fuhren die Angreifer in einem Fahrzeug zum Anschlagsort, stiegen aus und eröffneten das Feuer auf im Stau stehende Autos.
Nach Angaben des israelischen Inlandsgeheimdienstes Schin Bet handelte es sich bei den drei Angreifern um palästinensische Männer aus der Gegend von Bethlehem. Die Polizei erklärte, die drei "Terroristen" seien "neutralisiert" worden.
Die im Gazastreifen herrschende Hamas begrüßte den Anschlag. Die radikalislamische Palästinenserorganisation rief die Palästinenser zu weiteren "Konfrontationen" mit Israel auf.
Seit dem Beginn des Krieges zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen hat auch die Gewalt im von der Fatah von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas regierten Westjordanland massiv zugenommen. Ausgelöst worden war der Krieg durch einen beispiellosen Großangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober.
Kämpfer der von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuften Hamas waren damals nach Israel eingedrungen und hatten dort Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt. Israelischen Angaben zufolge wurden dabei etwa 1160 Menschen getötet und rund 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.
Als Reaktion auf den Angriff geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor, erklärtes Ziel ist die Zerstörung der Hamas. Nach jüngsten Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden in dem Palästinensergebiet seitdem mindestens 29.410 Menschen getötet.
Derweil ging die israelische Armee weiter gegen Hamas-Ziele im Gazastreifen vor. Am Donnerstag erklärte die Armee, ihr Einsatz in Seitun, einem Viertel der nördlich gelegenen Stadt Gaza, werde fortgesetzt. In der als Hamas-Hochburg geltenden südlichen Stadt Chan Junis seien "15 Terroristen" getötet worden.
Ein AFP-Journalist berichtete zudem von etwa zehn Luftangriffen auf das südliche Rafah, die insbesondere das Viertel al-Schabura getroffen hätten. In die an Ägypten grenzende Stadt sind seit Beginn der israelischen Militäroffensive mehr als eine Million Menschen geflüchtet. Die israelische Armee bereitet dort nach eigenen Angaben eine Bodenoffensive vor, um die "letzten verbliebenen Hamas-Bastionen" zu zerstören und dort vermutete Geiseln zu befreien.
Seit Wochen laufen unter der Vermittlung von Katar, Ägypten und den USA Verhandlungen zur Freilassung der Geiseln im Gegenzug zu einer weiteren Waffenruhe im Gazastreifen - auch mit Blick auf eine bevorstehende Offensive auf Rafah. Bislang kam jedoch keine Einigung zustande.
Am Donnerstag wurde der Nahost-Berater von US-Präsident Joe Biden, Brett McGurk, zu Gesprächen in Israel erwartet. McGurk war am Mittwoch in Kairo eingetroffen, wo weitere zwischen den USA, Ägypten und Katar vermittelte Gespräche mit der Hamas stattfanden. Auch der in Katar lebende Hamas-Chef Ismail Hanija hält sich derzeit in Kairo auf.
Der israelische Minister Benny Gantz äußerte sich derweil verhalten optimistisch hinsichtlich eines neuen Abkommens. Es gebe Bemühungen, um einen neuen Plan für die Rückkehr der Geiseln voranzubringen" sowie "erste Anzeichen, die auf die Möglichkeit eines Fortschritts in dieser Richtung hinweisen", sagte Gantz, der dem Kriegskabinett von Regierungschef Benjamin Netanjahu angehört. Einzelheiten nannte er zunächst nicht.
Am Sonntag hatte Gantz mit dem Start der geplanten Offensive auf Rafah zum Beginn des islamischen Fastenmonats Ramadan gedroht, sollten bis dahin die verbliebenen Geiseln nicht zu Hause sein.
Die Hamas fordert einen Waffenstillstand und einen israelischen Rückzug aus dem Küstenstreifen. Israel seinerseits will seine Offensive so lange fortsetzen, bis die Hamas vernichtet ist und alle israelischen Geiseln befreit sind. Nach israelischen Angaben werden im Gazastreifen noch immer 130 Menschen festgehalten, darunter Frauen, Kinder und alte Menschen. 30 von ihnen sollen tot sein.
S.Arnold--TNT