Israel: Mehr als 20 an Hamas-Überfall beteiligte "Terroristen" festgenommen
Israel hat nach eigenen Angaben mehr als 20 an dem Angriff der Hamas am 7. Oktober beteiligte Kämpfer festgenommen. Die Festnahmen erfolgten bei einem Einsatz im Nasser-Krankenhaus im Süden des Gazastreifens, wie die israelische Armee am Freitag mitteilte. Die Truppen "entdeckten Waffen im Krankenhaus und nahmen dutzende Terrorverdächtige fest, darunter mehr als 20 Terroristen, die an dem Massaker vom 7. Oktober beteiligt waren", erklärte die Armee. Ägypten errichtet indes Medienberichten zufolge ein ummauertes Camp für Flüchtlinge aus dem Gazastreifen.
Der Militäreinsatz in dem Krankenhaus in der Stadt Chan Junis im südlichen Gazastreifen dauere an, erklärte das israelische Militär. Der Einsatz basiere auf "nachrichtendienstlichen Erkenntnissen" der Armee (IDF), die darauf hindeuten, dass von dem Krankenhaus aus "terroristische Aktivitäten der Hamas ausgeführt werden".
Die radikalislamische Palästinenserorganisation habe die Klinik als Abschussrampe für Mörsergranaten genutzt - auch während eines Angriffs der Hamas im vergangenen Monat, erklärte die Armee weiter. Bei dem Einsatz fanden die Streitkräfte nach eigenen Angaben Mörsergranaten, Granaten und weitere Waffen der Hamas.
Die israelische Armee hatte den Einsatz in dem Krankenhaus am Donnerstag begonnen und erklärt, sie habe Hinweise darauf, dass sich in dem Gebäude die Leichen von israelischen Geiseln befinden. Später am Donnerstag erklärte sie, noch keine Beweise dafür zu haben.
Das Militär sprach von einer "präzisen und begrenzten Operation", ohne dass Patienten oder Personal evakuiert werden müssten. Israel wirft der Hamas vor, Krankenhäuser als Kommandozentralen und Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu nutzen.
Das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium teilte derweil mit, vier Menschen seien nach Sauerstoffmangel durch Stromausfälle in dem von Israel eingenommenen Krankenhaus gestorben. Zudem herrschten nach dem Angriff "katastrophale" Zustände im Inneren der Einrichtung.
Angesichts der israelischen Pläne für einen großangelegten Militäreinsatz in Rafah warnte US-Präsident Joe Biden erneut vor einer solchen Offensive. Wie das Weiße Haus in Washington erklärte, bekräftigte Biden seine Sichtweise, "dass ein Militäreinsatz nicht ohne einen glaubwürdigen und ausführbaren Plan zur Gewährleistung der Sicherheit und der Unterstützung der Zivilisten in Rafah" ausgeführt werden dürfe.
Trotz aller internationalen Warnungen vor einem israelischen Angriff auf Rafah hatte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Mittwoch einen "gewaltigen" Einsatz der israelischen Armee in der Stadt angekündigt - nach der Evakuierung der Zivilbevölkerung. In Rafah sind angesichts der israelischen Angriffe auf den Gazastreifen mehr als eine Million Flüchtlinge aus anderen Teilen des Palästinensergebietes gestrandet.
Indes baut das an den Gazastreifen grenzende Ägypten US-Medienberichten vom Donnerstag zufolge auf der Sinai-Halbinsel ein acht Quadratkilometer großes ummauertes Lager für aus dem Gazastreifen vertriebene Menschen. Der Artikel des "Wall Street Journal", der sich auf ägyptische Beamte beruft, erschien, nachdem eine Menschenrechtsorganisation erklärt hatte, Ägypten bereite "ein hochgesichertes, isoliertes Gebiet" für palästinensische Flüchtlinge vor. Die Anlage hätte Platz für 100.000 Menschen.
Die Uno erklärte unterdessen, ein Exodus der Bewohner des Gazastreifens nach Ägypten müsse "um jeden Preis" vermieden werden und könnte der "Sargnagel" eines künftigen Friedensprozesses sein. "Es wäre katastrophal für die Palästinenser, wenn sie erneut vertrieben würden", sagte UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi.
Bei dem Großangriff der von der EU und der USA als Terrororganisation eingestuften Hamas auf Israel am 7. Oktober waren israelischen Angaben zufolge rund 1160 Menschen getötet und etwa 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden. Rund 130 davon sollen immer noch dort festgehalten werden. Israel geht davon aus, dass 30 von ihnen tot sind.
Israel hat als Reaktion auf den Angriff der Hamas deren Vernichtung als Ziel ausgegeben. Bei dem massiven Militäreinsatz im Gazastreifen sind nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, mehr als 28.700 Menschen getötet worden.
Am Freitag wurde im Gazastreifen nach Angaben der israelischen Armee ein weiterer Soldat getötet. Damit stieg die Zahl der in dem Küstenstreifen getöteten israelischen Soldaten seit dem Beginn der Bodenoffensive gegen die islamistische Hamas auf 233.
P.Murphy--TNT