Israel verstärkt Angriffe auf Rafah - USA und Frankreich äußern sich "besorgt"
Im Krieg mit der radikalislamischen Hamas hat die israelische Armee ihre Angriffe auf die Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen verstärkt. Wie ein AFP-Reporter berichtete, führte das Militär in der Nacht zum Donnerstag sieben Luftangriffe auf die Stadt aus, in der sich hunderttausende palästinensische Binnenflüchtlinge aufhalten. Die USA und Frankreich äußerten sich besorgt über die verstärkten israelischen Angriffe und warnten vor einer "Katastrophe".
Nach Angaben der Hamas wurde in Rafah unter anderem das Haus eines örtlichen Polizeichefs von Beschuss getroffen. Das Hamas-Gesundheitsministerium gab an, über Nacht seien insgesamt 109 Menschen getötet worden.
Die israelische Armee hingegen erklärte am Donnerstag, dass sie sowohl im Norden als auch im Süden des Gazastreifens im Einsatz sei und 30 "Terroristen" in dem Palästinensergebiet getötet habe. "Zwei Terroristen, die am Massaker vom 7. Oktober beteiligt waren", sowie ein Hamas-Mitglied seien festgenommen worden.
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte am Vortag eine Ausweitung des Militäreinsatzes im südlichen Gazastreifen angeordnet. Die israelischen Streitkräfte seien angewiesen worden, einen Einsatz in Rafah sowie in zwei Flüchtlingslagern "vorzubereiten", sagte er in einer Fernsehansprache.
Nach UN-Angaben halten sich in der einst 200.000 Einwohner zählenden Stadt inzwischen mehr als 1,3 Millionen palästinensische Binnenflüchtlinge auf. Laut Netanjahu befinden sich in dem Gebiet die "letzten verbliebenen Bastionen der Hamas".
Die französische Regierung zeigte sich "sehr besorgt" angesichts der anhalten Kämpfe im Gazastreifen und insbesondere nahe dem Grenzübergang in Rafah. "Rafah ist ein wichtiger Ort für den Transport von Hilfsgütern in den Gazastreifen", sagte der Sprecher des französischen Auslandsministeriums, Christophe Lemoine. Es verstoße gegen internationales Recht, die Zivilbevölkerung daran zu hindern, humanitäre Hilfe zu erhalten.
US-Außenministeriumssprecher Vedant Patel erklärte, Washington habe bisher noch keine Beweise für eine "ernsthafte Planung" eines israelischen Einsatzes in Rafah gesehen. Einen solchen Einsatz "ohne Planung und wenig Nachdenken" in einem Gebiet vorzunehmen, in dem eine Million Menschen Zuflucht suchten, "wäre eine Katastrophe", argumentierte Patel. Die USA würden einen solchen Einsatz nicht unterstützen.
Die Vereinten Nationen warnten unterdessen vor einer Hungersnot im Norden des Gazastreifens. "Mindestens 300.000 Menschen in diesem Gebiet sind für ihr Überleben auf unsere Hilfe angewiesen", erklärte Philippe Lazzarini, Chef des UN-Palästinenserhilfswerks (UNRWA) im Onlinedienst X, vormals Twitter.
UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk kritisierte Israel angesichts von Berichten über die Zerstörung von Gebäuden im Gazastreifen entlang der Grenze. Israels "umfangreiche Zerstörung von Eigentum, die nicht durch militärische Notwendigkeit gerechtfertigt ist", stelle "ein Kriegsverbrechen" dar, erklärte Türk. Er reagierte auf Berichte, wonach Israel an der Grenze eine "Pufferzone" errichten wolle.
Der Krieg zwischen Israel und der Hamas dauert mittlerweile vier Monate an. Am 7. Oktober hatten Kämpfer der von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuften Hamas und weiterer militanter Palästinensergruppen Israel überfallen und zahlreiche Massaker verübt. Sie töteten israelischen Angaben zufolge etwa 1160 Menschen, darunter viele Zivilisten. Rund 250 Menschen wurden zudem als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.
Als Reaktion auf den Angriff startete Israel einen massiven Militäreinsatz in dem Palästinensergebiet mit dem erklärten Ziel, die Hamas zu vernichten. Nach jüngsten Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seit dem Beginn der israelischen Offensive mehr als 27.800 Menschen im Gazastreifen getötet.
Im Bemühen um eine erneute Feuerpause sollte am Donnerstag im ägyptischen Kairo eine neue Gesprächsrunde starten. Ägypten appelliere an "beide Seiten, die nötige Flexibilität" für ein Abkommen über "Ruhe" im Gazastreifen und die Freilassung von Geiseln und Inhaftierten zu erreichen, sagte ein Vertreter Kairos der AFP.
E.Cox--TNT