Anschläge von Paris und Brüssel: Belgien überstellt verurteilten Islamisten Abdeslam nach Frankreich
Belgien überstellt den wegen der Terroranschläge von Paris und Brüssel zu lebenslanger Haft verurteilten Islamisten Salah Abdeslam an Frankreich. Abdeslam sei am Mittwoch aus seiner Zelle in Belgien abgeholt worden, um nach Frankreich überstellt zu werden, sagte seine Anwältin Delphine Paci der Nachrichtenagentur AFP. Der in Belgien aufgewachsene Franzose hatte verlangt, seine lebenslange Haftstrafe in Belgien absitzen zu dürfen.
Abdeslam ist das einzige überlebende Mitglied des Terrorkommandos, das 2015 im Großraum Paris mehrere Anschläge verübte und 130 Menschen tötete. Deswegen war er zunächst in Frankreich zu lebenslanger Haft verurteilt worden.
Danach wurde er nach Belgien gebracht, um sich wegen der Brüsseler Anschläge mit 32 Todesopfern vom Frühjahr 2016 vor Gericht zu verantworten. Zu beiden Anschlägen hatte sich die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bekannt.
Die Richter in Brüssel hatten Abdeslam und den Mitangeklagten Mohamed Abrini im vergangenen Jahr wegen "terroristischen Mordes" schuldig gesprochen. Abdeslam erhielt in dem Verfahren aber keine zusätzliche Strafe zu der lebenslänglichen Haft aus dem Pariser Prozess.
Seine Anwältin Delphine Paci kritisierte die Überstellung an Frankreich als "Verletzung des Rechtsstaats". Damit setzten sich die belgischen und französischen Behörden über eine gültige Gerichtsentscheidung hinweg, sagte Paci.
Das Brüsseler Schwurgericht hatte die geplante Überführung im Oktober zeitweise ausgesetzt. Abdeslams Anwälte hatten gefordert, dass er die Haftstrafe in Belgien absitzen darf, wo der Franzose aufgewachsen ist und Kontakt zu Familienmitgliedern hat. In Frankreich droht ihm zudem erneut Isolationshaft.
R.Hawkins--TNT