Namibias Präsident und Freiheitsheld Geingob im Alter von 82 Jahren gestorben
Der als Freiheitsheld verehrte namibische Präsident Hage Geingob ist tot. Geingob sei am frühen Sonntagmorgen im Alter von 82 Jahren in einem Krankenhaus in der Hauptstadt Windhoek gestorben, teilte das Präsidialamt des südafrikanischen Landes mit. Seine Frau Monica und seine Kinder seien an seiner Seite gewesen. Geingob hatte im Januar eine Krebserkrankung bekannt gegeben, war aber trotz der Behandlung im Amt geblieben.
"Mit größter Trauer und größtem Bedauern teile ich Ihnen mit, dass unser geliebter Dr. Hage G. Geingob, der Präsident der Republik Namibia, heute, am Sonntag, den 4. Februar 2024, gegen 0.04 Uhr im Lady-Pohamba-Krankenhaus, wo er von seinem Ärzteteam medizinisch behandelt wurde, verstorben ist", hieß es in der Erklärung, die vom neuen Präsidenten Nangolo Mbumba unterzeichnet ist. Mbumba war bisher Vizepräsident.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sprach der Familie und dem namibischen Volk sein Beileid aus. "Präsident Geingob gehört zu den Gründervätern Namibias und hat sich in der demokratischen Entwicklung des Landes große Verdienste erworben", würdigte Scholz den Verstorbenen. Deutschland verliere mit ihm "einen Partner, der sich mit großer Offenheit im Prozess der Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte engagiert hat".
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärte, Namibia verliere einen großen und prägenden Staatsmann. "Jahrzehntelang kämpfte Hage Geingob für die Befreiung Namibias vom Joch der Apartheid. Er prägte die demokratische Verfassung seines Landes und wurde der erste Premierminister Namibias nach der Unabhängigkeit".
Geingob war der am längsten amtierende Regierungschef Namibias, bevor er 2014 zum Präsidenten gewählt wurde. 2019 wurde er wiedergewählt. Namibia habe "einen herausragenden Diener des Volkes, eine Ikone des Befreiungskampfes, den führenden Architekten unserer Verfassung und die Säule des namibischen Hauses verloren", erklärte Mbumba.
Geingob wurde 1941 in einem Dorf im Norden Namibias geboren. Bereits während seiner Schulzeit begann er sich für den Kampf gegen das Apartheidregime in Südafrika zu engagieren, das damals über Namibia herrschte. Später wurde er ins Exil getrieben.
Von Botswana und den USA aus führte er den Unabhängigkeitskampf weiter, studierte in New York und wurde zum Repräsentanten der namibischen Unabhängigkeitsbewegung und heutigen Regierungspartei Swapo. Anfang der 1970er Jahre begann er für die Vereinten Nationen im Bereich der Regierungsführung zu arbeiten.
Der als gemäßigt geltende Geingob kehrte 1989 nach 27 Jahren im Exil nach Namibia zurück, ein Jahr bevor das Land seine Unabhängigkeit erlangte. Nach dem Sieg Swapos bei der ersten Parlamentswahl 1990 wurde Geingob Regierungschef; ein Posten, den er bis 2002 und dann wieder ab 2012 innehatte. Im Jahr 2013 unterzog Geingob sich einer Gehirnoperation, 2023 wurde er im benachbarten Südafrika an der Aorta operiert.
2014 wurde Geingob zum Präsidenten seines Landes gewählt. Seine erste Amtszeit als Staatschef war von einer Rezession und hoher Arbeitslosigkeit geprägt, zudem gab es Korruptionsvorwürfe. Dennoch wurde Geingob 2019 mit 56 Prozent der Stimmen wiedergewählt.
Sein Nachfolger Mbumba rief die Bürger Namibias angesichts Geingobs Tod auf, "ruhig und besonnen zu bleiben". Das Kabinett werde unverzüglich zusammentreten, um die notwendigen Vorkehrungen zu treffen. In Namibia stehen gegen Ende des Jahres Präsidentschafts- und Parlamentswahlen an.
S.Arnold--TNT