UN-Büro bezeichnet Rafah im Gazastreifen als "Dampfkochtopf der Verzweiflung"
Das UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (Ocha) hat sich besorgt über die sich verschlechternde Lage im Süden des Gazastreifens geäußert. Die Stadt Rafah an der Grenze zu Ägypten sei "ein Dampfkochtopf der Verzweiflung und wir haben Angst vor dem, was als nächstes kommt", sagte Ocha-Sprecher Jens Laerke am Freitag in Genf. Viele Menschen seien von anderen Orten im Gazastreifen nach Rafah geflohen und lebten dort "in Behelfsunterkünften, Zelten oder unter freiem Himmel".
Laerke zeigte sich "schockiert" über Berichte über heftige Kämpfe nahe Krankenhäusern in der Stadt Chan Junis, auf die sich der israelische Militäreinsatz im Gazastreifen in den vergangenen Wochen konzentriert hat. Es gebe "keinen sicheren Ort" im Gazastreifen, sagte Laerke, "auch nicht in Rafah".
Der israelische Verteidigungsminister Joav Gallant hatte am Donnerstag angedeutet, Israel werde seinen Militäreinsatz im Gazastreifen auf Rafah ausweiten. Die Hamas-Einheiten in Rafah würden ebenso "aufgelöst" werden wie in Chan Junis, sagte Gallant bei einem Besuch israelischer Soldaten.
Richard Peeperkorn von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erläuterte, das einst rund 200.000 Einwohner zählende Rafah beherberge inzwischen mehr als die Hälfte der mehr als zwei Millionen Bewohner des Gazastreifen. "Rafah sollte nicht angegriffen werden", forderte er.
Da die Grenze nach Ägypten für die meisten Palästinenser verschlossen bleibt, haben sich die Straßen Rafahs mit tausenden Vertriebenen gefüllt. Die meisten von ihnen haben sich im Zentrum der Stadt versammelt oder im Westen. Sie meiden die östlichen Stadtränder an der Grenze zu Israel ebenso wie den Norden, der den Kämpfen in Chan Junis gefährlich nah ist.
Laerke sagte, es habe in den vergangenen Wochen "keinerlei Verbesserung der humanitären Situation" im Gazastreifen gegeben. Peeperkorn ergänzte, die WHO habe für Januar 15 Missionen in den Norden des Gazastreifens geplant, von denen aber nur drei realisiert worden seien. Im Süden waren es demnach vier von elf geplanten Missionen. Peeperkorn forderte humanitäre Korridore in dem Palästinensergebiet. Die Organisation sei besorgt wegen Unterernährung und einer drohenden Hungersnot im Gazastreifen, sagte Peeperkorn.
N.Roberts--TNT