Studie: Demonstrationen gegen rechts geben Gefühl von Handlungsmacht
Die Demonstrationen gegen Rechtsextremismus haben einer neuen Studie zufolge vielen Deutschen das Gefühl gegeben, wieder mehr Handlungsmacht und Zusammengehörigkeit zu haben. Viele hätten sich zuvor politisch heimatlos gefühlt und nun das Gefühl einer "großen gemeinsamen Überzeugung", sagte der Gründer des Kölner Rheingold-Instituts, Stephan Grünewald, am Mittwoch bei der Vorstellung der Untersuchung. Das Institut befragte Ende Januar 1061 Menschen online und führte 26 Tiefeninterviews.
Viele Menschen hätten das Gefühl gehabt, in einem krisenhaften Alltag festzustecken und nichts ändern zu können, beschrieb Grünewald. Die Enthüllungen des Netzwerks Correctiv über ein rechtsextremes Geheimtreffen in Potsdam seien eine Art Weckruf gewesen. "Demonstrierende beschreiben, wie sie dadurch aus ihrer Lethargie und passiv-resignativen Stimmung gerissen wurden, die sie angesichts der multiplen Krisen in den letzten Monaten verspürt haben."
61 Prozent der Befragten stimmten laut Studie der Aussage zu, dass die Demonstrationen ihnen das Gefühl gäben, dass sich im Land etwas bewegt. 67 Prozent finden demnach auch, dass die Demonstrationen ein "Weckruf für die Politik" sind. Dabei sind sie kritisch gegenüber der Bundesregierung: 70 Prozent stimmten der Aussage zu, dass die Ampelkoalition durch ihre Uneinigkeit die AfD stärke.
Dabei hofften die meisten Teilnehmenden an den Demonstrationen und ihre Sympathisanten, dass die Bewegung weitergehe. Eine Art "große und konstante Bürgerwelle soll entstehen, die nicht nur gegen rechtsradikale Umtriebe aufsteht, sondern gegen alles, was in der Politik schief läuft", erklärte das Institut. 29 Prozent der Befragten kündigten demnach an, dass sie an zukünftigen Demonstrationen gegen Rechtsextremismus und für die Demokratie teilnehmen würden.
Das Rheingold-Institut erinnerte am Mittwoch auch an die Ergebnisse einer weiteren Studie, die es 2023 für den Tabakkonzern Philip Morris erstellt hatte. Demnach stieg der Prozentsatz der sogenannten enttäuschten Radikalen deutlich von zwölf Prozent im Vorjahr auf 20 Prozent der Bevölkerung im Jahr 2023. Dabei handle es sich um Menschen, die von der Politik erwarteten, dass sie alle Probleme in ihrem Sinn löse, erläuterte das Institut.
Demgegenüber sei die Zahl der sogenannten engagierten Optimisten und der sogenannten zufriedenen Moderaten um sieben beziehungsweise vier Prozentpunkte auf 22 und 29 Prozent gesunken. Aus diesen beiden Gruppen rekrutierten sich hauptsächlich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an den Demonstrationen, hieß es.
N.Johns--TNT