Guterres setzt sich für weitere Finanzierung von UNRWA ein
Nach schweren Vorwürfen gegen Mitarbeiter des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) setzt sich UN-Generalsekretär António Guterres für eine weitere Finanzierung der unter massiven Druck geratenen Organisation ein. Guterres wird am Dienstag in New York Vertreter wichtiger Geberländern treffen, wie sein Sprecher Stéphane Dujarric ankündigte.
Der UN-Generalsekretär sei "persönlich entsetzt" über die Vorwürfe, wonach zwölf UNRWA-Mitarbeiter in den Hamas-Angriff gegen Israel vom 7. Oktober verwickelt sein sollen, sagte Dujarric. "Aber seine Botschaft an Geber - insbesondere jene, die ihre Beiträge unterbrochen haben - ist es, zumindest die Kontinuität der Arbeit von UNRWA sicherzustellen." Das UN-Hilfswerk habe "zehntausende engagierte Mitarbeiter" in der Region.
Zwölf Mitarbeiter des UNRWA stehen im Verdacht, in den beispiellosen Angriff der radikalislamischen Hamas auf Israel verstrickt gewesen zu sein. Staaten wie Deutschland, Großbritannien, Japan, Kanada, Neuseeland und die USA kündigten als Reaktion auf die Vorwürfe an, ihre Zahlungen an das Hilfswerk vorerst zu stoppen. Die Europäische Kommission - eine der größten Geldgeberinnen von UNRWA - kündigte an, ihre Hilfen für das UN-Hilfswerk zu überprüfen.
Der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, sagte derweil der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom Dienstag, er halte die Verbindungen zwischen UNRWA-Mitarbeitern zur Hamas für tiefgreifender als angenommen. "Ein Dutzend UNRWA-Mitarbeiter hat sich am 7. Oktober an den Entführungen beteiligt - das ist ungeheuerlich und doch nur die Spitze des Eisbergs", sagte Prosor. "In seiner jetzigen Form ist UNRWA kein Teil der Lösung, sondern ein Hindernis auf dem Weg zu Frieden."
Die radikalislamische Hamas hatte bei ihrem Großangriff am 7. Oktober auf Israel nach israelischen Angaben etwa 1140 Menschen getötet und rund 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Israel geht seither massiv militärisch im Gazastreifen vor, erklärtes Ziel ist die Zerstörung der Hamas. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, wurden im Gazastreifen bislang mehr als 26.600 Menschen getötet.
US-Außenminister Antony Blinken äußerte sich derweil hoffnungsvoll hinsichtlich einer möglichen Vereinbarung über eine neue Feuerpause im Gazastreifen im Gegenzug für weitere Geiselfreilassungen. "Es wurde sehr wichtige, sehr produktive Arbeit geleistet", sagte Blinken am Montag nach einem Treffen mit dem katarischen Regierungschef Scheich Mohammed bin Abdulrahman al-Thani. "Und es gibt echte Hoffnung für die Zukunft."
Am Sonntag hatten CIA-Chef William Burns und hochrangige Vertreter Israels, Ägyptens und Katars sich in Paris über eine Feuerpause im Gazastreifen und Geiselfreilassungen beraten. Katars Regierungschef al-Thani, der an den Gesprächen teilgenommen hatte, sagte, es seien "gute Fortschritte" gemacht worden. Die verschiedenen Parteien hätten die Hoffnung, ihren Vorschlag "an die Hamas weiterzuleiten und sie dazu zu bringen, sich positiv und konstruktiv an dem Prozess zu beteiligen".
Die israelischen Streitkräfte setzten derweil auch in der Nacht zum Dienstag ihre Offensive im Gazastreifen fort, insbesondere in der Stadt Chan Junis. Das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium sprach von 128 Toten im Gazastreifen zwischen Montagabend und Dienstagmorgen. Darunter seien "dutzende" Tote in Chan Junis.
Der Sprecher der israelischen Streitkräfte, Daniel Hagari, sagte, in der Stadt seien seit Beginn des israelischen Militäroffensive "mehr als 2000 Terroristen eliminiert" worden. Chan Junis sei "die Hauptstadt der Hamas für den Süden des Gazastreifens".
R.T.Gilbert--TNT