The National Times - Hamas wirft Israel Tötung von auf Hilfe wartenden Palästinensern vor

Hamas wirft Israel Tötung von auf Hilfe wartenden Palästinensern vor


Hamas wirft Israel Tötung von auf Hilfe wartenden Palästinensern vor
Hamas wirft Israel Tötung von auf Hilfe wartenden Palästinensern vor / Foto: © AFP

Bei den israelischen Angriffen im Gazastreifen sind nach Angaben der radikalislamischen Hamas 20 Zivilisten getötet worden, die an einer Kreuzung auf humanitäre Hilfe warteten. Zudem seien 150 Palästinenser verletzt worden, erklärte am Donnerstag das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium. Die israelische Armee äußerte sich zunächst nicht zu den Vorwürfen. Sie wies aber UN-Angaben zurück, dass Israel Flüchtlinge zur Räumung einer zuvor beschossenen UN-Unterkunft aufgefordert habe.

Textgröße ändern:

Der Beschuss der auf Hilfe wartenden Palästinenser habe sich am Stadtrand von Gaza ereignet, erklärte das Hamas-Gesundheitsministerium. Die Hamas, die von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuft wird, sprach von einem "schrecklichen Kriegsverbrechen". Auch Augenzeugen berichteten der Nachrichtenagentur AFP, sie seien von israelischen Soldaten angegriffen worden.

"Die Menschen sind hingegangen, um Lebensmittel und Mehl zu bekommen, weil sie nichts zu essen haben", berichtete Abu Ata Basal, der Onkel eines Verletzten. "Auf einmal tauchten Panzer auf und eröffneten das Feuer auf Menschen." Der an der Hand und am Bein verletzte Mohammed al-Rifi sagte: "Wir waren unterwegs, um Mehl zu bekommen - und sie haben uns vier Mal beschossen."

Die Opfer wurden den Angaben zufolge in das Al-Schifa-Krankenhaus in Gaza gebracht. Dort sah ein AFP-Journalist mehrere Leichen und Verletzte. Die israelische Armee gab auf AFP-Anfrage zunächst keine Stellungnahme ab.

Der Vorfall ereignete sich nur einen Tag, nachdem beim Panzerbeschuss einer UN-Unterkunft für Binnenflüchtlinge in Chan Junis im Süden des Gazastreifens nach UN-Angaben mindestens zwölf Menschen getötet und 75 weitere verletzt wurden. Der Beschuss sorgte international für Kritik. US-Außenminister Antony Blinken rief Israel am Donnerstag erneut auf, beim militärischen Vorgehen im Gazastreifen Zivilisten zu schützen. Die UN-Unterkunft sei "wichtig und muss geschützt werden".

Die israelische Armee erklärte, sie prüfe den Vorfall in der UN-Unterkunft. Dabei werde auch untersucht, ob es sich bei dem Beschuss um "Hamas-Feuer" gehandelt habe. Zugleich wies das israelische Militär Angaben des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) und von Betroffenen zurück, wonach die Menschen in der Unterkunft aufgefordert worden seien, das Gelände zu verlassen.

Die israelische Armee habe für die Evakuierung der Bewohnern der Unterkunft - dort sollen tausende Flüchtlinge untergebracht sein - eine Frist bis Freitag 17.00 Uhr (Ortszeit, 16.00 Uhr MEZ) gesetzt, sagte eine UNRWA-Sprecherin der Nachrichtenagentur AFP. Dies wies die israelische Armee zurück. "Es wurde keine spezifische Evakuierungsaufforderung ausgesprochen", hieß es.

Auch am Donnerstag wurde Chan Junis nach Angaben eines AFP-Journalisten wieder heftig bombardiert. Viele Einwohner versuchten, aus der Stadt zu fliehen. Die israelische Armee erklärte, es seien mehrere militante Palästinenser "im Nahkampf" getötet worden.

Der Krieg zwischen Israel und der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas war durch deren Überfall auf Israel am 7. Oktober ausgelöst worden. Israelischen Angaben zufolge töteten Hamas-Kämpfer etwa 1200 Menschen und verschleppten rund 240 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen.

Als Reaktion auf den Angriff startete Israel einen massiven Militäreinsatz in dem Palästinensergebiet. Nach jüngsten Hamas-Angaben, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seit dem Beginn der israelischen Offensive mindestens 25.900 Menschen im Gazastreifen getötet.

Die internationalen Bemühungen um ein Ende des Krieges oder zumindest eine Feuerpause und eine Freilassung der Geiseln erlitten derweil am Donnerstag einen Dämpfer. Das Außenministeriums Katars, einer der wichtigsten Vermittlerstaaten, zeigte sich "bestürzt" über Äußerungen des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu.

Netanjahu hatte laut einer dem israelischen Sender 12 vorliegenden Tonaufzeichnung bei einem Treffen mit Familien der Geiseln gesagt, er danke Katar keineswegs für dessen Vermittlerrolle - denn das Emirat sei "noch problematischer" als die Vereinten Nationen oder das Rote Kreuz. Katar habe die Möglichkeit, Druck auf die islamistische Palästinenserorganisation Hamas auszuüben, sagte Netanjahu demnach. "Und warum? Weil es sie finanziert."

Das Außenministerium in Doha nannte Netanjahus Äußerungen "verantwortungslos und schädlich für die Bemühungen, unschuldige Leben zu retten". Sie würden den Vermittlungsprozess untergraben aus Gründen, die Netanjahus "politischer Karriere mehr zu dienen scheinen" als den "israelischen Geiseln".

A.M.Owen--TNT

Empfohlen

Gedenkfeiern zum Jahrestag des Hamas-Überfalls beginnen in Israel

In Israel haben am Montag die Gedenkfeiern zum ersten Jahrestag des brutalen Überfalls der radikalislamischen Hamas am 7. Oktober begonnen. Zum Auftakt hielt im Kibbuz Reim, wo vor einem Jahr mehr als 370 Teilnehmer des Nova-Musikfestivals getötet wurden, eine Menschenmenge im Beisein von Israels Präsidenten Isaac Herzog um genau 6.29 Uhr (Ortszeit, 5.29 Uhr MESZ) - dem Beginn des beispiellosen Angriffs der Palästinenserorganisation - eine Schweigeminute ab.

Medienbericht: Pflegeversicherung droht im Februar die Zahlungsunfähigkeit

Die finanzielle Lage der gesetzlichen Pflegeversicherung ist einem Medienbericht zufolge deutlich schlechter als bislang öffentlich bekannt. Wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) unter Berufung auf Koalitionskreise berichtete, droht nach aktueller Einschätzung der Bundesregierung ohne ein Eingreifen bereits im kommenden Februar eine Zahlungsunfähigkeit. In der Ampel-Koalition laufen demnach bereits Gespräche, wie dies noch zu verhindern ist.

Israel gedenkt am Montag der Opfer des Hamas-Überfalls vor einem Jahr

Ein Jahr nach dem brutalen Überfall der radikalislamischen Hamas gedenkt Israel am Montag der Opfer des schwersten Angriffs auf sein Territorium seit seiner Staatsgründung. Wegen der verschärften Sicherheitslage finden viele Veranstaltungen mit begrenzter Teilnehmerzahl statt. Präsident Isaac Herzog wird einen Gedenkgottesdienst in der Stadt Sderot im Süden Israels leiten. Weitere Gedenkveranstaltungen im kleinen Kreis sind unter anderem in den Kibbuzim Beeri, Kfar Aza und Reim geplant.

Präsident der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft fordert Lieferstopp für Waffen an Israel

Der Präsident der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft, Nazih Musharbash, hat die Forderung von Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron nach einem Lieferstopp für Waffen an Israel als einen "überfälligen Schritt zur Beendigung von Krieg und Gewalt" bezeichnet. "Auch von der Bundesregierung und den USA erwarte ich einen ähnlichen Entschluss", sagte Musharbash der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ). Nur durch werde Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu dazu veranlasst, "diplomatische Wege und Gespräche für einen umfassenden Frieden statt Kriegsführung zu verfolgen".

Textgröße ändern: