Anschlag auf russischen Militärblogger: Frau zu 27 Jahren Haft verurteilt
Im Prozess um den tödlichen Bombenanschlag auf einen bekannten russischen Militärblogger hat ein Gericht in St. Petersburg eine Frau zu 27 Jahren Haft in einer Strafkolonie verurteilt. Darja Trepowa sei unter anderem des Terrorismus für schuldig befunden worden, erklärte das Gericht am Donnerstag.
Das Urteil lag damit etwas unter der von der Staatsanwaltschaft geforderten Haftstrafe von 28 Jahren. Trepowa saß bei der Urteilsverkündung im Glaskäfig für Angeklagte, wie eine Fotografin der Nachrichtenagentur AFP beobachtete.
Die Staatsanwaltschaft hatte der 26-jährigen Frau vorgeworfen, im Auftrag Kiews dem Blogger Wladlen Tatarski im April vergangenen Jahres in einem Café in St. Petersburg eine mit einem Sprengsatz präparierte Statue übergeben zu haben. Der Gegenstand war Minuten später explodiert. Durch die Explosion wurde Tatarski getötet, zudem wurden mehr als 30 Menschen verletzt.
Trepowa wurde weniger als 24 Stunden nach der Explosion festgenommen. Sie gab bereits nach ihrer Festnahme zu, Tatarski die Statue überreicht zu haben, sie sei jedoch von Kontakten in der Ukraine reingelegt worden. Sie sei davon ausgegangen, dass die Statue nur ein verstecktes Abhörgerät enthielt. Von einer Bombe habe sie nichts gewusst.
Tatarski, der mit echtem Namen Maxim Fomin hieß und posthum von Präsident Wladimir Putin mit einem Tapferkeitsorden geehrt wurde, war einer der populärsten regierungstreuen Militärblogger Russlands, deren Einfluss seit Beginn der Offensive in der Ukraine im Februar 2022 stark zugenommen hat. Sie verfügen oft über Quellen im Militär und veröffentlichen Informationen häufig vor der Regierung oder den russischen Staatsmedien. Teils üben sie aber auch Kritik an der russischen Militärstrategie.
Der Anschlag auf Tatarski hatte in Russland für großes Aufsehen gesorgt, insbesondere bei Befürwortern der Offensive in der Ukraine. Moskau beschuldigte Kiew, in den Anschlag verwickelt zu sein. Die Ukraine erklärte dagegen, es habe sich um eine interne Abrechnung in russisch-nationalistischen Kreisen gehandelt.
Seit Beginn der Offensive in der Ukraine hat Moskau Kiew wiederholt vorgeworfen, hinter Anschlägen in Russland zu stecken, darunter auch jenem auf Daria Dugina, die Tochter des ultranationalistischen Ideologen Alexander Dugin. Sie war im August 2022 bei einem Bombenanschlag getötet worden.
A.M.James--TNT