Bauernproteste in Frankreich: Regierung verspricht schnelle Lösungen
Die französischen Bauernproteste gegen bürokratische Auflagen und eine als zu gering empfundene Entlohnung weiten sich aus. Aufgebrachte Landwirtinnen und Landwirte blockierten am Mittwoch zahlreiche Autobahnabschnitte und Kreisverkehre im ganzen Land. Die Regierung habe die "Botschaft erhalten" und werde "in den kommenden Tagen konkrete Vorschläge" machen, sagte Regierungssprecherin Prisca Thévenot nach der wöchentlichen Kabinettssitzung.
Die Proteste hatten vor etwa einer Woche im Südwesten Frankreichs begonnen und sich seitdem immer weiter ausgebreitet. Premierminister Gabriel Attal war in den vergangenen Tagen mit Vertretern mehrerer Bauernverbände zusammengekommen, ohne jedoch ein Ende der Protestaktionen auszuhandeln.
"Es gibt eine große Unzufriedenheit in der gesamten europäischen Landwirtschaft", sagte die Hühnerzüchterin Hélène Delmas, die sich an einer Blockade bei Toulouse beteiligte. "Die erhöhten Preise für Agrardiesel, der Verwaltungsaufwand, die Umweltauflagen", zählte sie auf. "Dabei arbeiten wir jeden Tag im Jahr zehn Stunden am Tag für den Mindestlohn."
"Wir haben immer mehr Auflagen zu beachten. Aber es kostet Geld, sie umzusetzen", sagte Patricia Dagoré, Landwirtin im französischen Baskenland, bei einer Autobahnblockade nahe Bayonne.
In der Nähe des südfranzösischen Orange blockierten etwa 70 Traktoren eine Mautstelle, so dass die Autobahn bei Avignon zeitweise gesperrt werden musste. In der Bretagne versperrten Traktoren eine Brücke zwischen Brest und Rennes. Die Umgehungsstraße von Bordeaux wurde von etwa 200 Traktoren blockiert.
Regierungssprecherin Thévenot bezeichnete die Protestaktionen als "legal" und sicherte den Demonstrierenden zu, nicht einzuschreiten. "Die Regierung ist entschlossen, das französische Landwirtschaftsmodell zu schützen, damit die Bauern vernünftig von ihrer Arbeit leben können", sagte sie.
Am Vortag hatten die Proteste mit einem tödlichen Unfall einen dramatischen Charakter bekommen. Ein Auto mit drei Menschen an Bord war am frühen Morgen in eine Barrikade aus Strohballen gefahren und hatte dabei eine Landwirtin und deren 14-jährige Tochter getötet. Ihr Mann wurde schwer verletzt. Nach ersten Erkenntnissen war der Unfall unter anderem den schlechten Lichtverhältnissen geschuldet. "Dieses Drama rechtfertigt unseren Kampf umso mehr", hatte der Vize-Vorsitzende des Bauernverbands, Luc Smessaert, dazu erklärt.
Im Hintergrund der Spannungen stehen auch europäische Pläne, die landwirtschaftliche Produktion um 15 Prozent zu drosseln und den Einsatz von Pestiziden zu verringern, zugleich aber den Import von billigem Fleisch und Soja aus Südamerika zu fördern.
C.Stevenson--TNT