Kuleba: Westen muss Spekulationen über möglichen russischen Sieg beenden
Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hat den Westen aufgefordert, Spekulationen über einen russischen Sieg gegen sein Land zu beenden. In so einem Fall wären andere europäische Länder "die nächsten Opfer", sagte Kuleba der "Bild"-Zeitung, dem Sender Welt TV und dem Magazin "Politico" in einem Interview in Kiew am Dienstag. "Menschen, Offizielle, Entscheidungsträger sollten damit aufhören, über einen möglichen russischen Sieg zu theoretisieren", mahnte Kuleba.
Die Ukraine wäre bei einem russischen Sieg das erste Opfer, erklärte der Minister. "Aber Deutschland und andere europäische Nationen wären das nächste. Und dazwischen läge nicht viel Zeit." Deshalb sei dies "der falsche Politikansatz". Man müsse sich vielmehr auf den Sieg der Ukraine konzentrieren.
Wenn Russland sich gegen die Ukraine durchsetzen sollte, werde der russische Präsident Wladimir Putin als nächstes ein Nato-Land angreifen, warnte Kuleba. Ob das Deutschland sei, wisse er nicht. Aber sobald ein Nato-Land angegriffen werde, werde es für Deutschland sehr schwer werden, nicht beteiligt zu sein.
Zuletzt hatte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) über einen möglichen russischen Sieg spekuliert: "Es muss jedem klar sein: Wenn Putin diesen Krieg gewinnt und die Ukraine besetzt, steigt natürlich die Gefahr für das Bündnisgebiet", sagte er vor einigen Tagen. Auch deshalb könne Deutschland nicht alles an die Ukraine liefern, betonte Pistorius.
Kuleba sagte daraufhin, der beste Weg, die Sicherheit Deutschlands und anderer europäischer Staaten zu garantieren, sei es, "der Ukraine alles zur Verfügung zu stellen, was sie benötigt, um Russland zu besiegen und die ukrainischen Gebiete zu befreien."
Kuleba kritisierte auch den unzureichenden Nachschub an Artilleriemunition und Luftabwehrraketen durch den Westen. Die Ukraine habe ihre Produktion "signifikant hochgefahren", doch die verbündete westliche Verteidigungsindustrie sei nicht in der Lage, eine ausreichende Menge an Artilleriemunition zu produzieren." Diese entspreche weder "den Bedürfnissen des Krieges in der Ukraine noch den Verteidigungsbedürfnissen eurer eigenen Länder", kritisierte Kuleba.
Der ukrainische Außenminister betonte gegenüber den deutschen Medien auch, dass er, ungeachtet der Entscheidung im Bundestag gegen eine Lieferung von Taurus-Systemen die Hoffnung nicht aufgebe, die Bundesregierung diesbezüglich noch umzustimmen.
Lewis--TNT