The National Times - Demonstranten in Israel fordern Geisel-Freilassung - Weitere Kämpfe im Gazastreifen

Demonstranten in Israel fordern Geisel-Freilassung - Weitere Kämpfe im Gazastreifen


Demonstranten in Israel fordern Geisel-Freilassung - Weitere Kämpfe im Gazastreifen
Demonstranten in Israel fordern Geisel-Freilassung - Weitere Kämpfe im Gazastreifen / Foto: © AFP

Erstmals seit Beginn des Krieges gegen die radikalislamische Hamas vor drei Monaten haben in ganz Israel tausende Menschen gegen Regierungschef Benjamin Netanjahu protestiert. Demonstranten in Tel Aviv, Jerusalem und Haifa forderten die Regierung am Wochenende auf, alles für die sofortige Freilassung der von der Hamas verschleppten Geiseln zu tun. Während die israelische Armee den Fund eines Tunnels mit "Beweisen für die Anwesenheit von Geiseln" im Gazastreifen meldete, gingen die Kämpfe in dem Palästinensergebiet unvermindert weiter.

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In Tel Aviv zogen die Demonstranten über den zentralen Habima-Platz. Einige trugen Schilder, auf denen Forderungen wie "Abkommen jetzt" und "Neuwahlen" zu lesen war. Proteste gab es auch in der Hafenstadt Haifa und vor der Residenz des Ministerpräsidenten in Jerusalem. Die Demonstranten befürchten unter anderem, dass ohne baldige Feuerpause die Geiseln im Gazastreifen getötet werden könnten. Netanjahu hat wiederholt bekräftigt, die Hamas vernichten zu wollen.

"Wenn es so weitergeht, werden alle Geiseln sterben", sagte in Tel Aviv der Demonstrant Avi Lulu Schamris, der Vater der Geisel Alon Schamris, der im Gazastreifen versehentlich von israelischen Soldaten erschossen worden war. "Es ist noch nicht zu spät, sie alle freizubekommen." Der Protestteilnehmer Dor Endov sagte, Netanjahu wolle "wirklich, dass dieser Krieg weitergeht". Israel habe den Krieg bereits am 7. Oktober verloren, "als diese Menschen entführt wurden".

Hamas-Kämpfer und ihre Verbündeten hatten am 7. Oktober bei einem beispiellosen und brutalen Angriff auf Israel etwa 1140 Menschen getötet und rund 250 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Rund 100 von ihnen kamen im Zuge einer von Katar, Ägypten und den USA vermittelten Feuerpause frei. Die meisten von ihnen sind noch immer in der Gewalt der Hamas sowie weiterer militanter Gruppen.

Als Reaktion auf den Überfall erklärte Israel der Hamas den Krieg und startete einen massiven Militäreinsatz im Gazastreifen. Nach jüngsten Angaben des Hamas-Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden dort seither mehr als 25.100 Menschen getötet.

Auch am Wochenende gingen die Kämpfe zwischen Israel und der Hamas unvermindert weiter. Journalisten der Nachrichtenagentur AFP berichteten am Sonntag von dichten Rauchschwaden über Chan Junis. Im Kibbuz Kissufim im Süden Israels warnte Luftalarm vor aus Gaza abgefeuerten Raketen.

Nach Angaben von Augenzeugen beschoss die israelische Marine die Stadt Gaza im Norden des Küstengebiets. Demnach nahmen die israelischen Streitkräfte auch die Angriffe auf die Umgebung der Flüchtlingssiedlung Dschabalija wieder auf. Die Hamas erklärte, sie liefere sich im Norden des Gazastreifens schwere Gefechte mit der israelischen Armee.

Ein AFP-Journalist berichtete am Sonntag von Beschuss, Luftangriffen und Panzereinsätzen insbesondere in Chan Junis im Süden des Gazastreifens. Die israelische Armee erklärte, sie habe dort "eine Anzahl von Terroristen ausgeschaltet" und auch im nördlichen Gazastreifen 15 Hamas-Kämpfer getötet.

Die größte Stadt im Süden des Gazastreifens ist derzeit eines der Hauptziele der israelischen Armee. Ihren Angaben zufolge halten sich dort viele hochrangige Führer der radikalislamischen Hamas versteckt. Zudem vermutet Israel in Chan Junis von der Hamas verschleppte Geiseln.

Dafür sprach nach Armeeangaben auch der Fund eines Tunnels mit "Beweisen für die Anwesenheit von Geiseln". Der Armee zufolge waren "rund 20 Geiseln" zu verschiedenen Zeitpunkten "ohne Tageslicht" und mit "wenig Sauerstoff und entsetzlicher Feuchtigkeit" in dem entdeckten Tunnel in Chan Junis eingesperrt. Unter den sichergestellten Funden waren demnach auch Zeichnungen einer fünfjährigen Geisel.

Unterdessen wächst nicht nur in Israel der Druck auf die Regierung, den Kurs im Krieg gegen die islamistische Palästinenserorganisation neu auszurichten. Auch international nehmen die Appelle an Netanjahu zu, sich einer politischen Lösung im Sinne einer Zweistaatenlösung nicht zu verweigern. Diese sieht einen unabhängigen Palästinenserstaat vor, der friedlich mit Israel koexistiert.

Netanjahu hat sich zuletzt mehrfach gegen eine palästinensische Souveränität ausgesprochen und dies mit Sicherheitsbedenken begründet. In einem Telefonat mit US-Präsident Joe Biden sagte Netanjahu am Freitag nach Angaben seines Büros, Israel müsse sicherstellen, "dass der Gazastreifen keine Bedrohung mehr darstellen wird". Das "widerspricht der Forderung nach palästinensischer Souveränität".

Kritik an Netanjahus Äußerungen kam unter anderem aus Großbritannien und Frankreich. Die Aussagen Netanjahus seien "wirklich enttäuschend", sagte der britische Verteidigungsminister Shapps im Sender Sky News. Für Großbritannien gebe es "keine andere Option" als eine Zweistaatenlösung.

Frankreichs Außenminister Stéphane Séjourné schrieb im Kurzbotschaftendienst X, früher Twitter: "Die Palästinenser haben das Recht auf Souveränität und auf einen Staat." Frankreich werde sich weiter dafür einsetzen, dieses "Ziel" zu erreichen.

UN-Generalsekretär António Guterres sagte, eine ablehnende Haltung würde "einen Konflikt, der zu einer großen Bedrohung für den Weltfrieden und die Sicherheit geworden ist, auf unbestimmte Zeit verlängern".

Wie aus Diplomatenkreisen verlautete, sprach derweil Hamas-Chef Ismail Hanija bei einem Treffen mit dem türkischen Außenmister Hakan Fidan in der Türkei über einen baldigen Waffenstillstand sowie eine Zweistaatenlösung "für einen dauerhaften Frieden".

L.Graham--TNT

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