Huthi-Rebellen im Jemen greifen weiteres US-Schiff im Golf von Aden an
Die Huthi-Rebellen im Jemen haben erneut ein US-Handelsschiff angegriffen. Die vom Iran unterstützte Miliz erklärte in der Nacht zu Freitag, im Golf von Aden den Tanker "Chem Ranger" mit Raketen attackiert zu haben. Während die Rebellen angaben, dass das Schiff getroffen worden sei, hieß es seitens des US-Militärs, die Raketen hätten ihr Ziel verfehlt.
Die für die Region zuständige Kommandozentrale der US-Streitkräfte, Central Command (Centcom) bestätigte den Beschuss der "Chem Ranger" durch zwei Anti-Schiffs-Raketen der Huthis. Das Schiff sei jedoch nicht getroffen worden. "Die Besatzung hat beobachtet, wie die Raketen nahe des Schiffs im Wasser einschlugen", erklärte das Regionalkommando im Kurzbotschaftendienst X, früher Twitter. Es habe keine Verletzten und keine Schäden an dem Schiff gegeben. "Das Schiff hat seine Fahrt fortgesetzt."
Den Angaben zufolge fährt der Tanker unter der Flagge der Marshallinseln, befindet sich in Besitz einer US-Reederei und wird von einer griechischen Firma betrieben. Laut der spezialisierten Website Marine Traffic handelt es sich um einen Chemietanker, der sich auf dem Weg von Dschiddah in Saudi-Arabien nach Kuwait befand.
Die britische Sicherheitsfirma Ambrey erklärte derweil, in der Region hätten sich Drohnen einem namentlich nicht genannten Chemietanker genähert, der unter der Flagge der Marshallinseln fährt. Eine der Drohnen sei rund 30 Meter von dem Schiff entfernt im Wasser eingeschlagen. Es habe weder Verletzte noch Schäden gegeben, ein indisches Kriegsschiff habe sich des Vorfalls angenommen. Ähnliche Angaben machte die britische Behörde für maritime Sicherheit (UKMTO).
Die Huthi-Rebellen greifen insbesondere seit dem Beginn des Krieges zwischen Israel und der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas Schiffe im Roten Meer und auch im Golf von Aden an. Die schiitische Miliz sieht sich als Teil der gegen Israel gerichteten selbsternannten "Achse des Widerstands", zu der neben der Hamas auch die pro-iranische Hisbollah-Miliz im Libanon gehört.
Die USA und Großbritannien bombardierten vor einer Woche als Reaktion auf die Angriffe Stellungen der Huthi im Jemen. Die USA führten seitdem vier weitere Angriffe aus, den letzten am Donnerstag. Sie stuften die Huthi zudem erneut als Terrororganisation ein. Die Miliz setzt ihre Attacken auf Schiffe ungeachtet dessen fort.
Allerdings sicherte ein hochrangiger Vertreter der Rebellen russischen und chinesischen Schiffen eine sichere Durchfahrt zu. Neben "anderen Ländern" sei ihr Schiffsverkehr in der Region nicht bedroht, sagte Mohammed al-Bukhaiti in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit der russischen Zeitung "Iswestija".
Russlands Außenminister Sergej Lawrow hatte die USA am Donnerstag aufgefordert, ihre "Aggression" gegen die Huthis im Jemen zu stoppen, um eine diplomatische Lösung für die Angriffe auf die Handelsschiffe zu finden.
Der Schifffahrtsweg vom Mittelmeer über den Suezkanal, das Rote Meer, die Meerenge Bab al-Mandeb, den Golf von Aden bis zum Indischen Ozean ist eine für den Welthandel äußerst wichtige Route und führt direkt am Jemen vorbei. Laut der Internationalen Schifffahrtskammer (ICS) werden zwölf Prozent des Welthandels über das Rote Meer abgewickelt.
Infolge der Angriffe leiten viele Reedereien ihre Schiffe um, was zu längeren und teureren Fahrten führt.
V.Bennett--TNT