Bewährungsstrafen gegen französische Polizisten wegen brutaler Festnahme gefordert
Wegen der brutalen Festnahme eines schwarzen Franzosen, dem ein Polizist einen Schlagstock in den Anus gerammt hatte, hat die Staatsanwaltschaft Bewährungsstrafen für die drei beteiligten Polizisten gefordert. "Was als Kontrolle begann, endete in einem zerstörten Leben", sagte Staatsanwalt Loïc Pageot am Donnerstag in Bobigny.
Die extrem brutale Festnahme von Théo Luhaka war 2017 von Überwachungskameras gefilmt worden. Die Verbreitung der Bilder im Internet hatte große Empörung in Frankreich ausgelöst
Für den Verursacher von Luhakas Verletzung, die zu einer lebenslangen Behinderung geführt hat, forderte die Staatsanwaltschaft eine Bewährungsstrafe von drei Jahren. Für die beiden anderen Polizisten wurden Bewährungsstrafen von drei und sechs Monaten gefordert. Das Urteil wird für Freitag erwartet.
Die Polizisten erklärten vor Gericht, dass sie nicht die Absicht gehabt hätten, den damals 22-Jährigen zu verletzen. Er habe mit dem Schlagstock "auf den Oberschenkel" gezielt, sagte der Hautpangeklagte Marc-Antoine C.. Diese Geste habe er in der Polizeischule gelernt, betonte der Polizist, der nach einer internen Untersuchung auf einen Verwaltungsposten versetzt worden war.
Er räumte ein, dass eine Ohrfeige, die er dem bereits mit Handschellen gefesselten jungen Mann verabreichte, "nicht regelgerecht" war. Ein Hieb mit dem Schlagstock auf den Kopf des Festgenommenen, der auf den Videos zu sehen ist, sei dem "Stress" der Situation geschuldet.
"Ich habe nicht gemerkt, dass ihm etwas wehtat. Er hat seinen Schmerz nicht geäußert", sagte der Polizist, der den Festgenommenen im Auto auf die Polizeiwache begleitet hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatte Théo Luhaka eine zehn Zentimeter tiefe Wunde neben dem Schließmuskel und blutete stark. Auf der Hinterbank des Polizeiwagens fanden sich Blutspuren.
Luhaka hatte ausgesagt, dass er sich als Opfer einer Vergewaltigung sah. Der Vorwurf der Vergewaltigung wurde jedoch fallengelassen, weil der Polizist nach Einschätzung der Ermittler nicht die Absicht gehabt hatte, ihn zu penetrieren.
Der heute 29-Jährige hatte sich vor seiner Festnahme keines Vergehens schuldig gemacht. Er wurde mehrfach operiert und leidet bis heute unter Inkontinenz. "Die Gewalt, die einen solchen Schaden anrichtet, ist durch nichts zu rechtfertigen", betonte sein Anwalt, Antoine Vey.
Die französische Menschenrechtsbeauftragte Claire Hédon hatte nach einer mehrjährigen Recherche 2020 angeprangert, dass die Polizisten zunächst lediglich mit milden Sanktionen belegt worden waren. Sie zeigte zudem auf, dass einer der Polizisten dem auf dem Boden liegenden Mann sein Knie in den Nacken gedrückt hatte - eine Geste, die durch den Tod des Schwarzen George Floyd in den USA drei Jahre später eine hohe Symbolwirkung bekam.
L.Graham--TNT