Außenminister Kuleba: Ukraine will 2024 Lufthoheit im Krieg gegen Russland erlangen
Die Ukraine will nach den Worten von Außenminister Dmytro Kuleba in diesem Jahr die Lufthoheit im eigenen Land im Krieg gegen Russland erlangen. "Im Jahr 2024 ist es natürlich die Priorität, Russland vom Himmel zu holen", sagte Kuleba am Mittwoch beim Weltwirtschaftsforum im Schweizer Alpenort Davos. "Denn derjenige, der den Himmel kontrolliert, wird bestimmen, wann und wie der Krieg endet." US-Außenminister Antony Blinken äußerte sich derweil skeptisch zu den Chancen für einen Waffenstillstand in der Ukraine.
Kuleba sagte in Davos: "Wir kämpfen gegen einen mächtigen Feind, einen sehr großen Feind, der nicht schläft. Das braucht Zeit." Im Jahr 2022 habe die Ukraine Russland "zu Land" besiegt, 2023 "zu Wasser". "Wir konzentrieren uns voll und ganz darauf, sie 2024 in der Luft zu besiegen", sagte er bei einer Podiumsdiskussion.
Kuleba wiederholte dabei die Forderung seines Landes, dass die Ukraine Kampfjets und Raketen mit großer Reichweite benötige, um die Lufthoheit zu erlangen. "Das wird es nötig machen, der Ukraine Flugzeuge (...), Raketen mit großer Reichweite und Drohnen zu liefern, deren Produktion die Ukraine deutlich erhöht hat", sagte er.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warnte in Davos, jede Verzögerung bei der Hilfe für sein Land gefährde die "Sicherheit des europäischen Kontinents". Ohne Unterstützung "werden wir einen großen Mangel an Artillerie haben, wir werden ein sehr großes Defizit an Flugabwehrraketen haben". Dies bedeute, "dass wir nicht in der Lage sein werden, Angriffe abzuwehren", sagte Selenskyj. Er warnte zudem vor einem künftigen "Krieg zwischen der Nato und Russland".
Am Mittwoch wollte die Unionsfraktion im Bundestag den Druck auf die Bundesregierung erhöhen, um der Ukraine Taurus-Marschflugkörper zur Verfügung zu stellen. Seit Monaten gibt es ukrainische Forderungen nach Lieferung dieser Waffe, die eine Reichweite von über 500 Kilometern hat und Bunker sowie andere gut gesicherte Anlagen wie Munitionsdepots oder Kommandoposten zerstören kann.
In der Diskussion über einen Waffenstillstand in der Ukraine zeigte sich US-Außenminister Blinken unterdessen skeptisch. "Ich sehe das nicht", sagte er in Davos. Dafür müsse Russland bereit sein, "in gutem Glauben zu verhandeln, basierend auf den Grundprinzipien, die durch seine Aggression in Frage gestellt wurden - territoriale Integrität, Souveränität, Unabhängigkeit".
Sollte Russland irgendwann bereit sein, "auf dieser Grundlage zu verhandeln, wird es auch Ukrainer finden, die das wollen und es wird sicherlich die Unterstützung der Vereinigten Staaten finden", fügte Blinken hinzu.
Russland hatte seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine am 24. Februar 2022 gestartet. Seit mehr als einem Jahr hat sich am Frontverlauf im Osten und im Süden der Ukraine nicht mehr viel geändert. Auch deshalb werden die Rufe nach einem Waffenstillstand lauter. Der ukrainische Präsident Selenskyj hatte am Dienstag bekräftigt, Vorbedingung für jegliche Einigung sei, dass Russland das ukrainische Territorium verlasse.
Moskau kündigte unterdessen an, dass der russische Außenminister Sergej Lawrow in der kommenden Woche nach New York zum UN-Sicherheitsrat reisen werde. Dabei soll neben dem Krieg zwischen Israel und der islamistischen Hamas auch der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine Thema sein. Gefragt, ob Lawrow an einer Sitzung des Sicherheitsrates am 23. Januar persönlich teilnehmen werde, sagte Außenamtssprecherin Maria Sacharowa einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge "Ja".
Derweil teilte die ukrainische Luftwaffe mit, in der Nacht zum Mittwoch 19 der 20 von Russland abgefeuerten Angriffsdrohnen abgeschossen zu haben. Diese hätten sich unter anderem gegen Odessa im Süden des Landes gerichtet, wo drei Menschen verletzt worden seien. In Cherson, ebenfalls im Süden, wurde ukrainischen Angaben zufolge ein Mensch getötet und ein weiterer verletzt, in Nikopol wurden demnach zwei Jugendliche verletzt.
A.M.Murray--TNT