Rakete der Huthi-Miliz trifft US-Frachter vor jemenitischer Küste
Einen Tag nach einem Raketenangriff auf ein US-Kriegsschiff durch die Huthi-Miliz ist vor der jemenitischen Küste ein US-Frachter von einer Rakete getroffen worden. Laut dem britischen Unternehmen Ambrey war der Angriff vom Montag eine "Reaktion auf die US-Militärschläge gegen Huthi-Stellungen im Jemen". Die von Teheran unterstützten schiitischen Rebellen bekannten sich am Abend zu dem neuerlichen Angriff.
Nach Angaben des US-Zentralkommandos für den Nahes Osten (Centcom) traf eine Antischiffsrakete, die von einem Gebiet unter Kontrolle der Huthis aus abgefeuert wurde, gegen 16.00 Uhr (14.00 Uhr MEZ), den unter der Flagge der Marshall-Inseln fahrenden US-Frachter "M/V Gibraltar Eagle". Es seien keine Verletzten und keine größeren Schäden an den Schiff gemeldet worden, erklärte Centcom im Online-Dienst X (vormals Twitter). Der Frachter habe seine Reise fortgesetzt.
Laut Ambrey, einem britischen Risikomanagement-Unternehmen für die Schifffahrt, brach an Bord des Frachters ein Brand aus. Das Schiff sei aber weiter seetüchtig, erklärte auch das Unternehmen.
Der Militärsprecher der Huthis, Jahja Saree sprach von einer "Militäroperation gegen ein amerikanisches Schiff im Golf von Aden", bei der eine "Reihe von Marineraketen" eingesetzt worden seien. Gleichzeitig bezeichnete er britische und US-Schiffe als "feindliche Ziele".
Insgesamt seien drei Raketen abgefeuert worden, sagten Vertreter der Huthis und der jemenitischen Regierung der Nachrichtenagentur AFP. Laut Centcom wurde eine Antischiffsrakete auf die Schifffahrtsrouten im südlichen Meer abgefeuert, scheiterte aber noch während des Flugs.
Erst am Sonntag hatten US-Streitkräfte nach eigenen Angaben eine von den Huthi auf den US-Zerstörer "USS Laboon" abgefeuerte Rakete abgefangen. Sie sei nahe der Küste der jemenitischen Hafenstadt Hodeida von einem US-Kampfjet abgeschossen worden.
Die Huthi-Miliz, die viele Gebiete im Norden des Bürgerkriegslands Jemen kontrollieren, attackieren seit drei Monaten Handelsschiffe im Roten Meer, einer wichtigen internationalen Handelsroute. Die Schifffahrt dort ist dadurch teilweise zum Erliegen gekommen, viele Reedereien leiten ihre Schiffe um. EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni warnte am Montag vor einem Anstieg der Energiepreise durch die Spannungen im Roten Meer.
Als Reaktion darauf bombardierten die USA und Großbritannien in der Nacht zu Freitag Huthi-Stellungen im Jemen. Sie nahmen dabei knapp 30 Ziele ins Visier. In der folgenden Nacht griffen die USA dann nach eigenen Angaben eine Radaranlage der Huthi an. Die schiitische Miliz sprach am Wochenende von weiteren Angriffen; die USA wiesen dies zurück.
Der britische Premierminister Rishi Sunak verteidigte am Montag die Luftangriffe gegen Stellungen der Huthi im Jemen als "notwendige und verhältnismäßige Reaktion" auf die Bedrohung britischer Schiffe im Roten Meer. Nach seinen Angaben wurden bei den gemeinsamen Angriffen seines Landes und der USA in der vergangenen Woche "alle 13 anvisierten Ziele zerstört", darunter Gebäude auf einer Drohnen- und Raketenabschussbasis sowie eine Abschussvorrichtung für Marschflugkörper. Es sei alles getan worden, um zivile Opfer zu vermeiden. Sunak schloss weitere Angriffe auf die Huthi nicht aus.
Die Huthi-Rebellen hatte ihre Serie von Raketen- und Drohnenangriffen im Roten Meer nach Beginn des Krieges zwischen Israel und der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas am 7. Oktober gestartet. Sie sehen sich als Teil der gegen Israel gerichteten selbsternannten "Achse des Widerstands", zu der auch die ebenfalls von Teheran unterstützte Hamas und die pro-iranische Hisbollah im Libanon gehören.
Am 7. Oktober hatten Kämpfer der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas Israel brutal überfallen und 1140 Menschen getötet sowie rund 250 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Als Reaktion hatte Israel der Hamas den Krieg erklärt und einen massiven Militäreinsatz im Gazastreifen gestartet. Nach Angaben des Hamas-Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden dort seither mehr als 24.000 Menschen getötet.
Die Huthi-Angriffe schüren Befürchtungen, dass sich der Krieg zwischen Israel und der Hamas auf die gesamte Region ausweiten könnte.
V.Allen--TNT