Anghörige israelischer Geiseln enthüllen Nachbau eines Hamas-Tunnels
Fast 100 Tage nach der Verschleppung ihrer Angehörigen durch die radikalislamische Hamas haben Israelis in Tel Aviv den Nachbau eines Tunnels enthüllt. Der Künstler Roni Levavi sagte am Samstag der Nachrichtenagentur AFP, er habe mit der Installation "die getreueste Rekonstruktion" eines Hamas-Tunnels im Gazastreifen erschaffen wollen. Für die Konstruktion habe er sich an in den Medien veröffentlichten Abbildungen orientiert.
Das Innere des Tunnels ist spärlich beleuchtet, der Boden ist dreckig und ständig ist das Geräusch von Schusswechseln und Artilleriebeschuss zu hören. Es wird davon ausgegangen, dass viele der verbliebenen israelischen Geiseln in solchen Tunneln festgehalten werden. Die Installation steht vor dem Kunstmuseum in Tel Aviv, dessen Vorplatz von den Angehörigen in "Platz der Geiseln" umbenannt wurde. Angehörige erinnern dort an Ständen und mit Kunstinstallationen an das Schicksal der Verschleppten.
Der Tunnel sei nur ein "kleinen Ausschnitt" der Qualen, die die Geiseln aushalten müssten, sagte Eyal Moar, dessen Onkel von der Hamas entführt wurde. "Wir wissen, dass die Bedingungen wirklich schrecklich sind – keine frische Luft, sehr wenig Nahrung, keine Medikamente, kein Sonnenlicht."
Die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas hatte Israel am 7. Oktober brutal überfallen und 1140 Menschen getötet sowie rund 250 Menschen in den Gazastreifen verschleppt. 132 von ihnen befinden sich nach israelischen Angaben noch im Gazastreifen, allerdings sind 25 von ihnen vermutlich tot.
Die Familien der verbliebenen Geiseln hatten zuletzt den Druck auf Regierungschef Benjamin Netanjahu erhöht und gefordert, dass die Regierung ihre Bemühungen um die Freilassung der Geiseln verstärkt. Am Samstagabend gab es in Tel Aviv erneut eine große Protestaktion der Anhörigen und ihrer Unterstützer.
Als Reaktion auf den beispiellosen Hamas-Überfall hatte Israel der islamistischen Organisation den Krieg erklärt und einen massiven Militäreinsatz im Gazastreifen gestartet. Nach Angaben des Hamas-Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden dort seither mehr als 23.800 Menschen getötet.
L.Graham--TNT