Interne Untersuchung nach Schweigen über Krebs von US-Verteidigungsminister Austin
Das wochenlange Schweigen von US-Verteidigungsminister Lloyd Austin über seine Prostatakrebs-Erkrankung zieht eine ministeriumsinterne Untersuchung nach sich. In einem am Donnerstag verbreiteten Schreiben des Pentagons hieß es, Generalinspekteur Robert Storch werde "die Rollen, Abläufe, Prozeduren, Verantwortlichkeiten und Handlungen" im Zusammenhang mit den zwei Krankenhausbehandlungen des Ministers im Dezember und Januar überprüfen.
Das Weiße Haus hatte am Vortag mitgeteilt, dass Präsident Joe Biden rund einen Monat lang nicht über die Krebserkrankung seines Verteidigungsministers unterrichtet worden sei. Dies sei "nicht optimal", sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby. Es solle sichergestellt werden, "dass so etwas nicht noch einmal vorkommt".
Der nun mit der Untersuchung des Vorgangs beauftragte Generalinspekteur Storch agiert unabhängig von den Leitungsebenen des Ministeriums. Seine Aufgabe ist es laut der Selbstbeschreibung seiner Abteilung, mögliche Missstände und Missbräuche in dem Ministerium zu untersuchen und ein Verhalten nach ethischen Grundsätzen zu fördern.
Austin war die Krebsdiagnose bereits Anfang Dezember gestellt worden, er wurde daraufhin am 22. Dezember operiert. Am Neujahrstag wurde der Minister dann wegen Komplikationen erneut ins Walter-Reed-Militärkrankenhaus nahe Washington eingeliefert.
Erst am 5. Januar veröffentlichte das Pentagon eine Mitteilung, in der es von einer Krankenhauseinlieferung des Ministers berichtete. Der Grund der Behandlung wurde darin nicht genannt, es war lediglich von "Komplikationen nach einem kürzlich vorgenommenen medizinischen Eingriff" die Rede. Erst vier Tage später, am Dienstag, teilte das Ministerium dann mit, dass Austin wegen Prostatakrebs behandelt wurde.
Demnach war der Krebs bei dem 70-Jährigen im Frühstadium entdeckt worden, die Heilungsaussichten seien "hervorragend". Das wochenlange Schweigen des Pentagons über die Krankheit des Ministers sorgt in Washington allerdings für großen Wirbel - zumal Austin in einer Zeit großer sicherheitspolitischer Herausforderungen vor allem durch den Gazakrieg und den Ukraine-Krieg erkrankt ist.
Heftige Kritik an Austin kam nicht nur von den oppositionellen Republikanern, sondern auch aus den Reihen von Bidens Demokraten. Sicherheitsratssprecher Kirby sagte jedoch am Mittwoch, der Präsident habe weiterhin "volles Vertrauen" zu Austin und freue sich auf dessen Rückkehr ins Pentagon.
S.Mitchell--TNT