Selenskyj warnt vor "Pausen" bei der Verteidigung gegen russischen Angriffskrieg
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat davor gewarnt, dass "Pausen" bei der Verteidigung seines Landes gegen den russischen Angriffskrieg auf lange Sicht Moskau zugute kämen. "Geben Sie der Russischen Föderation zwei bis drei Jahre Zeit, dann werden sie uns einfach überrennen", sagte Selenskyj am Donnerstag bei einem Besuch in der estnischen Hauptstadt Tallinn. Dieses Risiko wolle die Ukraine aber nicht eingehen. Es werde "keine Pausen zugunsten Russlands geben", betonte Selenskyj.
Auch führe eine Pause nicht zu einem politischen Dialog mit Russland "oder mit irgendjemandem sonst", sagte der ukrainische Präsident bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem estnischen Kollegen Alar Karis. Er warnte zudem davor, dass ein "langer Krieg" auch für die Ukraine nicht gut wäre.
Erneut warb Selenskyj für die Aufnahme seines Landes in die Nato. Dies sei die "beste Sicherheitsgarantie" sowohl für die Ukraine als auch für die baltischen Staaten und Polen. Eine Mitgliedschaft der Ukraine in dem westlichen Militärbündnis würde laut Selenskyj die östliche Flanke der Nato "stärken".
Der ukrainische Staatschef war am Mittwoch zu einer unangekündigten Reise in die baltischen Staaten aufgebrochen. Nach einer Station in der litauischen Hauptstadt Vilnius war er ins Nachbarland Estland weitergereist. Als dritte Station seiner Reise wollte Selenskyj Lettland besuchen. Die drei ehemaligen Sowjetrepubliken sind Mitglieder der Nato und unterstützen Kiew vor dem Hintergrund der russischen Invasion massiv.
Die Reise ins Baltikum ist die erste offizielle Auslandsreise Selenskyjs in diesem Jahr. Die Ukraine war in den vergangenen Wochen erneut unter heftigen russischen Beschuss geraten und hat daraufhin die russische Grenzstadt Belgorod angegriffen.
Der Besuch erfolgt vor dem Hintergrund von Befürchtungen, dass die westliche Unterstützung für die Ukraine fast zwei Jahre nach dem russischen Einmarsch nachlassen könnte. In vielen Ländern herrscht mittlerweile Uneinigkeit über den Umfang weiterer Ukraine-Hilfen.
S.Lee--TNT