Papua-Neuguinea: Regierungschef verhängt nach tödlichen Unruhen Ausnahmezustand
Nach gewaltsamen Ausschreitungen im Pazifikstaat Papua-Neuguinea hat Regierungschef James Marape einen zweiwöchigen Ausnahmezustand für die Hauptstadt Port Moresby verhängt. Mehr als 1000 Soldaten stünden bereit, um bei weiteren Unruhen einzugreifen, erklärte Marape am Donnerstag. Zuvor hatte die Polizei mitgeteilt, dass bei den Ausschreitungen mindestens 15 Menschen getötet worden seien.
Die Unruhen hatten sich am Vortag an zunächst friedlichen Demonstrationen von Soldaten, Polizisten und Gefängniswärtern entzündet, die in Port Moresby wegen unerklärlicher Gehaltskürzungen auf die Straße gegangen waren. Daraufhin wurden Geschäfte geplündert sowie Autos und Gebäude in Brand gesetzt.
Innerhalb weniger Stunden weiteten sich die Ausschreitungen auch auf die etwa 300 Kilometer entfernte Stadt Lae aus. Auch dort gab es Polizeiangaben zufolge Tote.
Videos zeigten Plünderer, die durch zerbrochene Glasfenster in Geschäfte stürmten und gestohlene Waren in Pappkartons, Einkaufswagen und Plastikeimer stopften. Im größten Krankenhaus der Hauptstadt mussten 25 Menschen mit Schusswunden und sechs Menschen mit Verletzungen durch "Buschmesser" behandelt werden, wie die Nachrichtenagentur AFP erfuhr.
Die US-Botschaft in Port Moresby teilte mit, dass in der Nähe ihres Geländes Schüsse gefallen seien, als die Polizei versuchte, "Gruppen von Plünderern zu vertreiben". China reichte bei der Regierung von Papua-Neuguinea Beschwerde ein, nachdem Randalierer Berichten zufolge gezielt chinesische Geschäfte angegriffen hatten.
Laut einem Bewohner der Hauptstadt beruhigten sich die Ausschreitungen im Laufe des Tages weitgehend. "Sie haben die Plünderer verjagt und die Brände gelöscht", sagte er gegenüber AFP.
Angesichts der Gewalt sprach Regierungschef Marape von "Gesetzlosigkeit", die nicht toleriert werde. Die Lokalzeitung "Post Courier" bezeichnete die Ausschreitungen als "schwarzen Tag" in der Hauptstadt.
Auch die Ankündigung der Regierung, die Fehler bei den Gehaltsabrechnungen beheben zu wollen, konnte die Proteste nicht stoppen. Laut Regierungschef Marape wurden vier hochrangige und für die Auszahlung zuständige Behördenmitarbeiter für 14 Tage vom Dienst suspendiert.
Papua-Neuguinea liegt knapp 200 Kilometer von der nördlichsten Grenze Australiens entfernt und ist der größte und bevölkerungsreichste Staat in Melanesien. Obwohl das Land über große Vorkommen an Gas, Gold und Mineralien verfügt, leben nach Schätzungen von Menschenrechtsgruppen immer noch fast 40 Prozent der neun Millionen Einwohner unterhalb der Armutsgrenze.
Australien unterzeichnete kürzlich ein Sicherheitsabkommen mit Papua-Neuguinea, mit dessen Hilfe die überlastete Polizei bei ihrem Kampf gegen Waffenhandel, Drogenschmuggel und Bandengewalt unterstützt werden soll.
N.Roberts--TNT