Selenskyj: Zögern des Westens bei Unterstützung Kiews ermutigt Putin
Das derzeitige Zögern des Westens bei der Unterstützung Kiews ermutigt nach Ansicht des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj den russischen Staatschef Wladimir Putin. "Manchmal führt das Zögern unserer Partner in Bezug auf die finanzielle und militärische Unterstützung der Ukraine nur dazu, dass Russland mutiger und stärker wird", sagte Selenskyj am Mittwoch in der litauischen Hauptstadt Vilnius, der ersten Station einer Reise durch die baltischen Staaten.
"Wir müssen auf Putins Rhetorik achten. Er wird nicht aufhören. Er will uns vollständig besetzen", sagte Selenskyj. Zugleich warnte er, dass im Falle einer Niederlage der Ukraine auch andere Nachbarländer Russlands in Gefahr seien. Litauen, Lettland, Estland und Moldau könnten "die nächsten Opfer sein, wenn wir nicht durchhalten".
Der Präsident der Ukraine traf am Mittwochmorgen unangekündigt in der Hauptstadt Litauens ein und wollte im Anschluss Estland und Lettland besuchen. Die drei ehemaligen Sowjetrepubliken sind Mitglieder der Nato und unterstützen Kiew vor dem Hintergrund der russischen Invasion massiv.
Die Reise ins Baltikum ist die erste offizielle Auslandsreise Selenskyjs in diesem Jahr. Die Ukraine war in den vergangenen Wochen erneut unter heftigen russischen Beschuss geraten und hat daraufhin die russische Grenzstadt Belgorod angegriffen. "In den letzten Tagen hat Russland die Ukraine mit insgesamt 500 Geräten beschossen, von denen wir 70 Prozent zerstört haben", sagte Selenskyj. "Luftabwehrsysteme sind das Wichtigste, was uns fehlt", fügte er hinzu.
Der Besuch kommt vor dem Hintergrund von Befürchtungen, dass die Unterstützung für die Ukraine aus dem Westen fast zwei Jahre nach dem russischen Einmarsch nachlassen könnte. In vielen Ländern herrscht mittlerweile Uneinigkeit über den Umfang der weiteren Unterstützung für die Ukraine.
B.Cooper--TNT