Trump-Rivalen Haley und DeSantis liefern sich TV-Duell
Erneut in Abwesenheit von Ex-Präsident Donald Trump findet am Mittwochabend (20.00 Uhr Ortszeit; Donnerstag 03.00 Uhr MEZ) eine weitere Fernsehdebatte von Präsidentschaftsbewerbern der US-Republikaner statt. In dem TV-Duell im US-Bundesstaat Iowa stehen sich die Ex-Botschafterin bei der UNO, Nikki Haley, und der Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, gegenüber. Die Debatte findet fünf Tage vor Beginn der Vorwahlen der Republikaner zur Kür ihres Präsidentschaftskandidaten statt.
Iowa ist der Bundesstaat, in dem der monatelange Vorwahlmarathon am nächsten Montag beginnt. Trump hält dort am Mittwochabend zeitgleich zur TV-Debatte eine weitere Wahlkampfveranstaltung ab, die vom Sender Fox News veranstaltet wird. Schon den vorherigen vier Präsidentschaftsdebatten der Republikaner war er ferngeblieben.
Haley und DeSantis kritisierten den Ex-Präsidenten vehement dafür, dass er erneut die TV-Debatte meidet. Trump fliege für einen Kurzauftritt nach Iowa, statt "den Menschen in Iowa zuzuhören", monierte der Gouverneur. Haley merkte spitz an, da die Teilnehmerzahl an den TV-Debatten schrumpfe, "wird es schwieriger für Donald Trump, sich zu verstecken".
Die Ex-Botschafterin bezog sich damit darauf, dass sich die übrigen vier Präsidentschaftsbewerber der Republikaner wegen zu niedriger Umfragewerte nicht für die Fernsehdebatte qualifizieren konnten. Trump hätte sich hingegen leicht qualifiziert: Seine Umfragewerte in Iowa liegen laut dem von der Website "RealClearPolitics" ermittelten Durchschnitt bei 52,3 Prozent, während Haley bei 16,3 und DeSantis bei 16,0 Prozent liegen.
Die juristischen Probleme Trumps haben seiner immensen Popularität an der rechten Basis bislang nicht geschadet. In den landesweiten Umfragen hat er sogar einen noch deutlicheren Vorsprung vor seinen republikanischen Rivalen. Im Partei-Establishment gibt es aber Vorbehalte gegen den 77-jährigen Rechtspopulisten. Dort wird befürchtet, der umstrittenste US-Präsident der vergangenen Jahrzehnte könnte die Wahl im November gegen Amtsinhaber Joe Biden verlieren - so wie bereits die Wahl 2020.
Die im parteiinternen Rennen zweitplatzierte Haley ist hingegen eine Präsidentschaftsanwärterin nach dem Geschmack des Partei-Establishments. Die 51-Jährige präsentiert sich als moderate Alternative zu Trump wie auch zum ultrakonservativen DeSantis. Obwohl sie als US-Botschafterin bei der UNO zu Trumps Regierungsteam gehörte, geht sie auf Distanz zu dem rechtspopulistischen Ex-Präsidenten. Sie hat Trumps Lüge von "Betrug" bei der Wahl 2020 offen kritisiert und warnt vor "Chaos" im Fall seiner Wiederwahl.
Die Ex-Gouverneurin von South Carolina hofft auf ein respektables Ergebnis in Iowa und deutlichen Schwung für ihre Kampagne bei der zweiten Vorwahl am 23. Januar im Ostküstenstaat New Hampshire. Dort dürfen im Unterschied zu Iowa auch parteiunabhängige Wählerinnen und Wähler an der Abstimmung der Republikaner teilnehmen.
DeSantis wiederum versucht, sich als jüngere Alternative zu Trump zu profilieren, von dem er sich in den politischen Positionen nicht sonderlich unterscheidet. Der 45-Jährige vertritt etwa eine ebenso harte Linie in der Migrationspolitik wie Trump.
Der Ex-Präsident ist derweil nicht nur mit dem Wahlkampf, sondern auch mit seinen vielen Gerichtsterminen beschäftigt. Am Montag nahm er an einer Anhörung vor einem Bundesberufungsgericht in Washington teil, in der es um den Umfang seiner Immunität gegen strafrechtliche Verfolgung ging.
Am Donnerstag ist er dann vor Gericht in New York, wo die Schlussplädoyers in einem Zivilprozess wegen Betrugsvorwürfen anstehen. Trump und seine Söhne Donald Junior und Eric werden beschuldigt, die Vermögenswerte des Familien-Immobilienimperiums aufgeblasen zu haben, um bessere Konditionen für Kredite und Versicherungen zu bekommen.
Der Ex-Präsident ist zudem mit vier strafrechtlichen Anklagen konfrontiert, darunter wegen der Kapitol-Erstürmung durch radikale Trump-Anhänger im Januar 2021. Außerdem gibt es Bestrebungen in mehreren Bundesstaaten, ihn wegen seiner Rolle bei dem Sturm auf den Kongresssitz von den Vorwahlen auszuschließen.
Ob seine juristischen Probleme Trumps Präsidentschaftsbewerbung schaden werden, ist offen - Präsident Joe Biden stellt sich jedenfalls auf ein Duell mit Trump am 5. November ein. In einer Rede zu Jahresbeginn beschrieb er seinen Amtsvorgänger als fundamentale Bedrohung: "Er ist bereit, unsere Demokratie zu opfern, um an die Macht zu gelangen", sagte der Präsident.
R.Evans--TNT