Berichte: Partei von Ex-Regierungschef Tobgay siegt bei Parlamentswahl in Bhutan
Im Königreich Bhutan hat die Partei des früheren Regierungschefs Tshering Tobgay Medienberichten zufolge den Sieg bei der Parlamentswahl davongetragen. Tobgays Partei PDP habe nach vorläufigen Ergebnissen aus allen Wahlkreisen 30 Sitze und damit fast zwei Drittel aller Parlamentssitze gewonnen, berichtete die Zeitung "The Bhutanese" am Dienstag. Die konkurrierende BTP erhielt demnach die anderen 17 Sitze. Es gab zunächst keine Bestätigung der Wahlkommission, die das Endergebnis am Mittwoch verkünden wollte.
Es wird erwartet, dass der 58-jährige Tobgay zum zweiten Mal das Amt des Regierungschefs übernehmen wird. Er war schon von 2013 bis 2018 Ministerpräsident.
Einige Wähler mussten tagelang reisen, um ihre Stimme in dem südasiatischen Himalaya-Staat mit etwa 800.000 Einwohnern abzugeben. In der Hauptstadt Thimphu versammelten sich am Morgen nur wenige Menschen vor den Wahllokalen, wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP berichteten. "In Bhutan gibt es kaum Arbeitsmöglichkeiten und die neue Regierung sollte sich darauf konzentrieren, das (Problem) zu lösen, damit junge Leute ihr Glück nicht im Ausland suchen", sagte der 22 Jahre alte Student Ugyen Tshering nach der Stimmabgabe.
Der Himalaya-Staat hat mit wirtschaftlichen Problemen und einer hohen Jugendarbeitslosigkeit zu kämpfen. Junge Menschen verlassen in Scharen das Land, zumeist Richtung Australien. Nach Angaben örtlicher Medien haben in den zwölf Monaten vor Juli des vergangenen Jahres etwa 15.000 Bhutanern Visa für Australien ausgestellt - mehr als in den vorangegangenen sechs Jahren zusammen und fast zwei Prozent der Bevölkerung.
"Ich hoffe auf Entwicklung in ländlichen Gegenden", sagte die 25-jährige Architektin Sandhya Pradhan. Es sei notwendig, den Bildungs- und Gesundheitsbereich anzukurbeln, "um die jungen Leute, die derzeit in Australien sind, ermutigen zurückzukommen und in Bhutan zu arbeiten".
Das überwiegend von Buddhisten bewohnte Bhutan liegt zwischen China und Indien und ist flächenmäßig ähnlich groß wie die Schweiz. Der kleine Staat am Rande des Himalaya-Gebirges nimmt nicht das Wirtschaftswachstum zum Maßstab seines Wohlergehens, sondern hat 2008 einen Index für das nationale Glück eingeführt.
Mit einer Vorwahl im November war die Auswahl bei der Parlamentswahl am Dienstag auf zwei Parteien eingegrenzt worden. Weder die bisherige Regierungspartei noch die frühere Opposition schafften es in die Abstimmung. Die teilnehmenden Parteien PDP und BTP haben Maßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft versprochen. Zugleich bekennen sich zu dem in der Verfassung verankerten Konzept des Bruttonationalglücks.
Nach dem Ende der absoluten Monarchie war in Bhutan erstmals 2008 eine Parlamentswahl abgehalten worden.
T.Ward--TNT